Strafanzeige gegen Abgeordnete wegen Relativierung kommunistischer Verbrechen
Die kommunistische Abgeordnete Marta Semelová war vorige Woche Gast bei einer Diskussionssendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Darin verteidigte sie das Gerichturteil gegen die Politikerin Milada Horáková, die 1950 nach einem inszenierten Schauprozess hingerichtet wurde. Ein Bürgerrechtler erstattete daraufhin eine Strafanzeige gegen die Parlamentarierin.
Der Historiker Petr Blažek bezeichnet die Worte der Kommunistin als Unsinn. Denn es gebe ausreichend Material, die einen Justizmord beweisen:
„Sowohl die Ermittlungsakten als auch die Gerichtsprotokolle stehen zur Verfügung, und auch die Erinnerungen der Teilnehmer des Prozesses sind vorhanden. Erhalten sind auch Aufzeichnungen von Telefongesprächen jener Menschen, die den Prozess organisierten. Es gab eine Telefonverbindung mit der Prager Burg, wo der damalige Präsident Gottwald die Gerichtsverhandlungen verfolgte. Daraus geht hervor, dass es sich um einen politischen Prozess handelte. Die Ergebnisse standen im Voraus fest. Genauso war klar, wer zu welcher Strafe verurteilt werden würde. Am Prozess waren wesentlich sowjetische Berater beteiligt, die sehr brutale Verhörmethoden eingeführt hatten. Der Prozess richtete sich nach stalinistischen Prinzipien, wie sie schon aus den Prozessen der 1920er Jahre in der Sowjetunion bekannt waren.“
Semelová hatte bei ihrem Fernsehauftritt zudem die Tatsache in Frage gestellt, dass es während des kommunistischen Regimes überhaupt politische Gefangene gegeben habe. Die Erklärungen der Kommunistin bewegten den Leiter der Bürgerinitiative „ProtiAlt“, Dušan Makovský, dazu, Strafanzeige zu erstatten, wegen der Leugnung von Verbrechen des Kommunismus. Dazu der Rechtsexperte David Strupek:„In diesem Fall kommt der Paragraf 405 des Strafgesetzbuchs in Frage. Dort ist unter anderem festgelegt, dass derjenige, der Verbrechen von Nationalsozialisten und Kommunisten gegen die Menschlichkeit leugnet, billigt, in Frage stellt oder sie zu rechtfertigen versucht, bestraft werden kann.“