Strategie gegen Drogen - Premier Nečas will Verbot von neuen synthetischen Substanzen

Cannabis

Erst vergangene Woche hat die tschechische Regierung eine neue Strategie im Kampf gegen den Drogenmissbrauch verabschiedet. Dabei wies der Drogenbeauftragte auf neue synthetische Stoffe hin, die bisher in Tschechien noch nicht verboten sind und aber vor allem in Schlesien und Nordmähren verkauft werden. Importiert werden sie aus Polen.

Petr Nečas
Neue synthetische Substanzen überschwemmen den tschechischen Drogenmarkt. Und zwar so massiv, dass sich Premier Petr Nečas gleich selbst mit den Warnungen des Drogenbeauftragten auseinandergesetzt hat. Am Donnerstag trat er vor die Presse:

„Die neuen synthetischen Drogen wurden zuerst im benachbarten Polen verkauft, dort wurden sie aber von der Legislative dann verboten. Zum Jahreswechsel sind deswegen die tschechischen Grenzstädte Český Těšín, Ostrava und Opava im Mährisch-schlesischen Kreis zum neuen Absatzmarkt geworden.“

Pavel Bém
Welche Stoffe es sind, das erläuterte am Donnerstag der ehemalige Prager Oberbürgermeister Pavel Bém, der mittlerweile für die Bürgerdemokraten im Abgeordnetenhaus sitzt:

„Es handelt sich um synthetische Cannabinoide in Tabakmischungen, die im Übrigen ziemlich teuer sind und sich dennoch großer Beliebtheit erfreuen. Eine weitere Gruppe bilden die Cathinon-Derivate. Es gibt eine ganze Reihe davon, aber am meisten interessiert uns Mephedron.“

Mephedron, in der Szenesprache auch „Meow“ genannt, wurde in Großbritannien, Deutschland und weiteren Ländern im vergangenen Jahr bereits verboten. Im Dezember hat die Europäische Kommission alle 27 EU-Staaten aufgefordert, sich dem Verbot anzuschließen.

Mephedron
In Schlesien und Nordmähren werden diese synthetischen Drogen als so genannte „Sammlerware“ in speziellen Geschäften verkauft. Die Spezialgeschäfte wurden von polnischen Firmen eröffnet. Maria Staňková ist Gerichtsmedizinerin, hat einige der Pulver aus den Geschäften analysiert und warnt:

„In der Literatur habe ich einige Beispiele von Langzeitnutzern der Stoffe gefunden. Und da zeigen sich die Risiken. In Europa wurden sogar Todesfälle bekannt, vor allem in Großbritannien und Irland.“

Die Bürgerdemokratische Partei von Premier Nečas will nun möglichst schnell eine Novelle des Rauschmittelgesetzes vorlegen. Ziel ist es, bis zum März ein Verbot der gefährlichen Stoffe durchzusetzen.

Doch am meisten verbreitet unter den illegalen Drogen in Tschechien ist weiterhin Cannabis. Europaweit nehmen die Tschechen bei der Nutzung einen Spitzenplatz ein. Mit der neuen Anti-Drogenstrategie, die für die kommenden beiden Jahre aufgestellt wird, soll dagegen nun erstmals wirksam angegangen werden.

Zudem plant die Regierung, den Entzug von Pervitin (Crystal-Speed) endlich auch in Tschechien möglich zu machen. Laut dem Drogenbeauftragten der Regierung, Jindřich Vobořil, soll deswegen die Nutzung von Pervitin-Substituten erlaubt werden:

„Bisher gibt es in der Tschechischen Republik keine Entzugsmöglichkeiten, dabei ist Pervitin die am häufigsten genutzte harte Droge hierzulande. In anderen Ländern ist die Substitutionstherapie möglich, und wir wollen, dass das in zwei Jahren auch hier geht.“

Ein weiterer Vorschlag wurde diese Woche von der Partei der Öffentlichen Angelegenheiten, also der kleinsten Regierungspartei gemacht: So sollte doch Cannabis zu Heilzwecken frei gegeben werden. Doch Hanffelder, die will man in Tschechien nicht – Cannabis könnte beispielsweise aus den Niederlanden importiert werden, findet die Partei der Öffentlichen Angelegenheiten.