Streik im Fernsehen ausgerufen

Der Streik - eine kleine Inschrift in der Ecke des Bildschirms kündigt seit Montag an, dass sich die Lage im Tschechischen Fernsehen weiter zugespitzt hat. Über die neueste Entwicklung informiert Sie Markéta Maurová.

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Am Montag bekamen die im Hauptsaal des Fernsehgebäudes eingeschlossenen Redakteure Besuch. Der Generaldirektor Jiri Hodac kam in Polizeibegleitung und ließ die Personalausweise der Anwesenden kontrollieren. Kurz darauf rief die unabhängige Gewerkschaftsorganisation der Fernsehmitarbeiter einen Streik aus. Die Sendung läuft weiter, aber mit einer kleinen Inschrift auf dem Bildschirm. Der Generaldirektor verhandelte in den Abendstunden über die aktuelle Lage mit Premier Milos Zeman sowie mit dem Chef der Böhmisch-mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbände, Richard Falbr. Wie jedoch Falbr erklärte, blieb sein Gespräch mit Hodac ergebnislos.

"Da es keinen Sinn hatte, aus verschiedenen Blickwinkeln über das Geschehen zu diskutieren, habe ich ihn zumindest darum gebeten, menschliche Bedingungen für die Streikenden zu schaffen. Ich habe aber nicht einmal dieses erreicht. Wir werden uns mit dieser Frage auf der Sitzung des Rates der Gewerkschaftskonföderation befassen und ich werde natürlich auch zuständige Stellen in internationalen Arbeitsorganisationen über die Unterdrückung der Streikenden durch die Fernsehleitung benachrichtigen."

Auch Generaldirektor Hodac bezeichnete das Treffen als erfolglos. Er ist überzeugt, dass der Streik und die Anwesenheit der Journalisten im Newsroom illegal seien.

"Der Newsroom ist natürlich eine sehr empfindliche Sendestelle, kein Fernsehen in der Welt erlaubt unberechtigten Personen, sich dort aufzuhalten. Es wird dort eine erhebliche Straftat begangen, es entstehen umfangreiche Schäden, die letztendlich jemand bezahlen muss. Meine Pflicht als Fernsehdirektor ist es selbstverständlich, durch alle möglichen Mittel, durch alle legalen Mittel dieses zu verhindern."

Die Redakteure sind jedoch weiterhin bereit, nicht nur die Protestaktion fortzusetzen, sondern auch Sendungen vorzubereiten. Der Sprecher des Krisenstabs, Adam Komers, sagte dazu dem Tschechischen Rundfunk:

"Trotz den Methoden, die an bolschewistische Methoden der Geheimpolizei erinnern, und die hier von Frau Bobosikova und Herrn Bobosik eingeführt wurden, ist die Laune relativ gut. Wir arbeiten auch unter diesen wahnsinnigen Bedingungen, unter denen wir den Hauptsaal zwar verlassen, aber nicht zurückkehren können. Wir bereiten Standardberichterstattung vor und senden sie auch. Es gelten aber leider die Zensurbefehle, so dass die meisten Zuschauer in der Tschechischen Republik unsere Nachrichten nicht sehen dürfen."

Nach zweiwöchigem Streit beginnen sich in dieser Woche auch Politiker mit der Lage zu befassen. Für Dienstag wurde ein Treffen der Parteichefs einberufen, auf dem der ODS-Vorsitzende Vaclav Klaus einen Entwurf zur Kompromisslösung vorlegte. Die Streikenden werden aufgefordert, dem Generaldirektor die Aufnahme seiner üblichen Tätigkeit zu ermöglichen. Hodac soll wiederum die personellen Wechsel stoppen. Am Mittwoch soll sich die Obere und am Freitag die Untere Parlamentskammer mit der Causa "Fernsehen" befassen.