Sudetendeutscher Tag – Die gleichen Forderungen und Reaktionen wie jedes Jahr

Horst Seehofer (Foto: ČTK)

Jedes Jahr zu Pfingsten veranstaltet die Sudetendeutsche Landsmannschaft den Sudetendeutschen Tag. So auch dieses Jahr und zwar in Augsburg. Die Forderungen der Sudetendeutschen an die tschechische Regierung sind seit jeher dieselben: die Abschaffung der Beneš-Dekrete und die Eröffnung eines direkten Dialogs. Beide Forderungen werden jedes Jahr von tschechischer Seite abgelehnt.

Horst Seehofer  (Foto: ČTK)
„Die kollektive Vertreibung der Sudetendeutschen mit den vielen Toten war und bleibt Unrecht, meine Damen und Herren. Was auch immer als Begründung dafür angeführt wird“, stellte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer am Wochenende auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg fest. Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, sieht bei der tschechischen Seite Stillstand, wenn es um die Anerkennung von Unrecht geht. Die tschechische Regierung verharre noch immer in alten Denkmustern - auch über 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Vertreibung der Deutschen:

„Die Politik in Prag teilt die Opfer der ideologischen und nationalistischen Verirrungen im 20. Jahrhundert auch heute, im 21. Jahrhundert, immer noch in gut und böse ein.“

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Stein des Anstoßes sind seit Jahrzehnten die so genannten Beneš-Dekrete. Ein Teil dieser Dekrete stellte die rechtliche Grundlage für die Vertreibung von Millionen von Deutschen aus der Tschechoslowakei dar. Diese Dekrete sind bis heute Bestandteil des tschechischen Rechts. Ihre Abschaffung - und damit die Anerkennung von Unrecht - ist die alljährliche Hauptforderung der Sudetendeutschen. Ebenso traditionell verweist Tschechien seit Jahren darauf, dass es kein aktuelles Problem hinsichtlich der Dekrete gebe:

„Die Dekrete sind zwar - so wie andere rechtliche Instrumente, die in der Vergangenheit angewandt wurden – noch Teil des Rechtssystems. Solche historischen Rechtsdokumente gibt es ebenso in Deutschland oder sonstwo. Aber sie werden nicht mehr angewandt“, so der tschechische Europa-Abgeordnete Libor Rouček gegenüber Radio Prag. Rouček sieht in den Forderungen der Sudetendeutschen Tage nur einen Sturm im Wasserglas:

„Wir wissen, dass die Sudetendeutschen darüber jedes Jahr auf ihren Pfingsttreffen sprechen. Natürlich erinnern sie dabei sowohl an den Krieg als auch an die Vertreibung. Danach kehren sie nach Hause zurück und leben normal weiter, und das Problem existiert weder in Tschechien, noch in Deutschland, nirgendwo.“

Auf politischer Ebene seien die Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien hervorragend, meint Rouček. Und mit den sudetendeutschen Organisationen bestünde besonders auf kommunaler Ebene ein fruchtbarer Dialog. 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe vor allem auch unter jungen Leuten ein Umdenken stattgefunden:

„In der Tschechischen Republik und in Deutschland ist eine neue Generation herangewachsen. Und heute ist das Problem des Zweiten Weltkrieges und der Vertreibung kein politisches Problem mehr zwischen beiden Ländern. Im Gegenteil: Die junge Generation sucht nach neuen Wegen der Zusammenarbeit. Das ist die große Chance, die wir in einem vereinigten Europa heute haben.“

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft bemüht sich jedoch seit Jahren um einen direkten Dialog mit der tschechischen Regierung. Bisher hat das jede Regierung in Prag abgelehnt. Gesprächspartner könne nicht eine Organisation sein, sondern nur die Bundesregierung in Berlin.