Tag und Nacht der Freiwilligen

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In Deutschland gehört der Freiwilligendienst längst zur Normalität. Viele Jugendliche nutzen die Chance und absolvieren ihn im Ausland. Anders in Tschechien. Hier kennt kaum jemand die Möglichkeiten jenseits des Au-Pairs. Mit der Aktion Tag und Nacht der Freiwilligen sollte jetzt genau diese Informationslücke geschlossen werden.

Mit Konzerten in vier verschiedenen Kirchen im Prager Zentrum beendetet der Verein Servitus am vergangenen Freitag seine Aktion "Tag und Nacht der Freiwilligen". Seit der Gründung des ökumenischen Vereins Servitus vor vier Jahren, begrüßte die Geschäftsführerin Stanislava Simuniova schon rund 50 Freiwillige in Tschechien. Doch im Gegensatz dazu fanden nur fünf tschechische Jugendliche den Weg ins Ausland.

"Diese Möglichkeit kennen sie nicht. Und ich denke, wenn sie von ihr wüßten, würden sie das Angebot sehr gern nutzen.Unser Ziel ist die Entwicklung internationaler Freiwilligendienste: also die Entsendung der Freiwilligen ins Ausland für ein Jahr und Betreuung der Freiwilligen aus dem Ausland in Projekten in der tschechischen Republik."

Stanislava Simunicova betreut die Jugendlichen, die ihren Dienst in Tschechien absolvieren. Die Sprache stellt meist die größte Herausforderung dar, weiß sie aus Erfahrung. Für tschechische Freiwillige ist es, im Gegensatz zu den deutschen, verpflichtend die Sprache des Ziellandes zu beherrschen. Zu Beginn des Dienstes werden grundlegende Fragen bei einer Einführungsveranstaltung vor Ort geklärt.

"Alle Seminare, Versicherung, Fahrtkosten, Miete und Essen werden bezahlt und die Teilnehmer bekommen jeden Monat Taschengeld", so Simunicova.

Da auch in Tschechien die bürokratischen Mühlen langsam mahlen, endet die Bewerbungsfrist bei Servitus schon Ende Januar für den Beginn im folgenden September. Die Arbeit ist geimeinnützig - in den meisten Fällen betreuen die Freiwilligen Senioren oder Kindern, doch es gibt Ausnahmen.

"Ich bin Stafan Kessissoglou und arbeite in Prag in einem Flüchtlingshilfsprojekt seit Mitte September letzten Jahres. Ich besuche seitdem unterschiedliche Flüchtlingscamps. Dort leiste ich psychosoziale Hilfe, aber erledige auch Einkäufe von Dingen, die die Menschen dort dringend brauchen."

Stefan wurde duch die Aktion Sünezeichen Friedensdienste, ASF, mit der Servitus zusammen arbeitet nach Tschechien gesannt. Das Jahr im Ausland macht er an Stelle des Zivildienstes. Für viele ist diese Zeit eine wichtige Erfahrung und das aus verschiedenen Gründen: das erste Mal lange Zeit weg von Familie und Freunden, in einem fremdem Land mit einer anderen Kultur. Bei der Arbeit wissen die meisten Jugendlichen ebenfalls nicht genau, was sie erwartet. Auch für Stefan war es zu Beginn seines Dienstes hart. Trotzdem ist er, wie die meisten der Freiwilligen nach ihrem Dienst, begeistert - gerade weil er die Hürden überwunden hat.

"Also es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn man viel kämpft und sich fragt: Warum mache ich das hier eigentlich? Warum bin ich umringt von 40 Menschen, die gleichzeitig auf mich einschreien und irgend etwas wollen? Aber jetzt merke ich wie sehr mir das hilft. Es gibt mir Selbstbewußtsein und eine gewisse Stärke und hat mich tatsächlich besser aufs Leben vorbereitet."