Tage der tschechischen Staatlichkeit – 600 Auslandstschechen treffen sich in Prag

Foto: Milena Štráfeldová

Mehr als 600 Auslandstschechen kommen in dieser Woche in Prag zusammen, um an den so genannten Tagen der tschechischen Staatlichkeit teilzunehmen. Unter dem Motto „Tschechen in der Welt“ wird am Montag eine Serie von Veranstaltungen eröffnet, die am Freitag ihren Höhepunkt erreicht. Denn der 28. September gilt als Tag der tschechischen Staatlichkeit.

Lucie Wittlichová
Seit dem Jahr 2000 ist der 28. September Staatsfeiertag und so genannter Tag der tschechischen Staatlichkeit. Seit fünf Jahren legt der Verein „Dny české státnosti“ jeweils ein tragendes Thema für die Feierlichkeiten fest. Dieses wird breit unterstützt durch die Spitzen aus Politik, Kirche und Kultur. Diesjähriges Thema sind die Tschechen in der Welt. Gemeint sind alle Tschechen, die in den vergangenen 150 Jahren freiwillig oder unfreiwillig ins Ausland gegangen sind. Die Veranstaltungsreihe trägt den Namen „Botschaften an die Heimat“. Lucie Wittlichová vom Verein „Dny české státnosti“:

„Wir haben große Minderheiten im Ausland, die für uns viel getan haben. Wir bekennen uns zu ihnen nicht immer so, wie wir es tun sollten. Sie nehmen die tschechische Staatlichkeit mit sich ins Ausland. Erst dort, oft ohne Möglichkeit nach Hause zurückzukehren, nehmen sie intensiver zur Kenntnis, was sie verloren haben. Das ist der tschechische Staat, die tschechische Staatlichkeit.“

Stanislav Kázecký  (links)
Mehr als 600 Tschechen aus der ganzen Welt kommen in dieser Woche in Prag zusammen. Einige Programmpunkte an den Tagen der Staatlichkeit nennt Stanislav Kázecký vom Außenministerium, das sich als Koordinator an der Veranstaltungsreihe beteiligt:

„Es ist vor allem das fünfte Internationale Festival der Auslandstschechen. Daran werden etwa 20 Folkloreensembles teilnehmen, zum ersten Mal zum Beispiel aus Brasilien, weiter aus den USA und aus vielen Staaten in Europa. Außerdem werden im tschechischen Parlament fünf Frauen mit dem Preis für bedeutende Auslandstschechinnen ausgezeichnet. In Prag findet auch eine Konferenz des Internationalen Klubs der Tschechen statt.“

Madeleine Albright
Das Nationaltheater, das Nationalmuseum und das tschechische Filmarchiv haben für die ganze Woche ein Programm für Auslandstschechen vorbereitet. Auch eine Publikation wird herausgegeben, in der die Tschechische Republik aus der Perspektive der Auslandstschechen dargestellt wird. Lucie Wittlichová:

„Das Buch heißt ´Botschaften an die Heimat´. Es erzählt Lebensgeschichten von etwa dreißig Persönlichkeiten, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1989 ihre Heimat verlassen haben. Außerdem enthält es Essays von führenden tschechischen Historikern und Politologen. Die erste der Botschaften an Tschechien wurde von Madeleine Albright geschrieben.“

Foto: Milena Štráfeldová
Mit dem bereits erwähnten Internationalen Festival der Auslandstschechen wird die Woche abgeschlossen. Organisatorin ist Věra Doušová:

„Am Sonntag um 10 Uhr treffen sich Teilnehmer in Trachten und begeben sich auf einen Zug über den Hradschiner Platz. Sie werden sehr langsam gehen, spielen und singen. Sie kommen bis zur Statue von Tomáš Garrigue Masaryk, um dort sein Lieblingsleid Ach synku, synku zu singen.“