Tanzetüden in regnerischen Zeiten - Das Festival "Tanec Praha"

Tanec Praha

Der Prager Stadtteil Zizkov hat das Flair von leicht heruntergekommenen Orten, ein bisschen schäbig - skurril und gerade deshalb ein Geheimtipp für Kulturevents der besonderen Art, wie etwa dem Tanzfestival "Tanec Praha", das für Sie, unsere freie Mitarbeiterin Marcela Pozarek besucht hat.

Tanec Praha
"Tanec Praha" verspricht jedes Jahr ein Sonderereignis für alle jene zu werden, die zeitgenössischem modernen Tanz und körperlicher Bewegung auf der Bühne im weitesten Sinne verfallen sind. Yvonne Kreuzmannova, die umtriebige Festivalleiterin hat für die internationalen Gäste neuerdings in besagtem Stadtteil Zizkov ein ausgefallene Spielstätte gefunden. Und zwar in einem halbrekonstruierten ehemaligen Kinosaal, wo der Sichtbeton und das angenehm Unfertige ins Auge stechen. Aufgetreten ist in diesem Jahr beispielsweise bereits die Tanztheatergruppe Drift aus der Schweiz, die mit köstlichen Szenen aus dem Alltag von zivilisationsgequälten Paaren das begeisterte Publikum vergnügten. Am Donnerstag Abend hatte man wiederum Gelegenheit jemandem zu begegnen, der nicht etwa die Puppen tanzen lässt, sondern mit einer ganz feinen Poesie tiefe Emotionen im Tanz auszudrücken vermag.

Die Italienerin Beatrice Libonati, langjähriges Ensemble-Mitglied des Wuppertaler-Tanztheaters von Pina Bausch trat in einem Solostück auf, mit dem Titel: "La pioggia scrosciava sui tetti. Quel rumore insistente mi sveglio, comincai ad errare per le stanze." Oder zu deutsch: " Der Regen prasselte aufs Dach, dieser aufdringliche Lärm weckte mich und so begann ich in den Räumen umher zu irren."

Und wirklich: Was sich da an zarten feinen Bewegungen im Raum breit machte ganz ohne Musik, völlig konzentriert, war ein phantastisches tänzerisches Umherirren...

Bei aller Schönheit und Poesie, machte aber im Gespräch der Tscheche Jan Minarik, ein weiterer legendärer Tänzer des Wuppertaler Tanztheaters auf eine kulturpolitische Schattenseite der Tanzszene in Deutschland aufmerksam.:

"In Deutschland sind es immer kleine Tanzgruppen, welche unter den Kürzungen leiden und die grossen, etablierten Gruppen verdienen ihr Geld weiter. Das ist leider tragisch, denn so ist die Entwicklung der letzten sieben Jahre. Was man damit machen kann, weiss ich auch nicht, denn die Städte sind derart finanziell belastet, dass man immer bei der Kultur zu sparen beginnt - selbstverständlich ein schlechtes Zeichen."

Autor: Marcela Pozarek
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