Auf dem eigenen Grab getanzt? Tanec (Praha) trotz Geldnot eröffnet
Nicht im Theater, sondern auf dem Parkplatz einer Sporthalle wurde der Jubiläumsjahrgang des internationalen Festivals für Tanz und Bewegungstheaters „Tanec (Praha)“ am Sonntag in der tschechischen Hauptstadt eröffnet. Nicht zufälligerweise steht das Wort Prag diesmal in der Festivalbezeichnung in den Klammern.
18 Tanzvorstellungen in Prag und weitere 12 in den Regionen stehen dieses Jahr auf dem Programm, sagt die neue Festivalleiterin Marta Lajnerová:
„Uns ging es vor allem darum, eine Auswahl der besten Choreografien aus den Ländern nach Tschechien zu bringen, deren Tanzgruppen während der 20-jährigen Existenz des Festivals in Prag besonders gefeiert wurden. So wird sich das weltbekannte israelische Ensemble Kibbutz Contemporary Dance Company in Prag und in Brünn vorstellen. Am Festival nehmen unter anderem Tänzer aus Deutschland, der Schweiz, der Slowakei, Spanien, Taiwan und natürlich Tschechien teil.“ Da der Prager Magistrat in diesem Jahr die Förderung fürs Festival drastisch gekürzt hat (von ca. zwei Millionen auf nur 300.000 Kronen), mussten die Veranstalter zehn der geplanten Vorstellungen streichen. Die Begründerin des Festivals und dessen langjährige Leiterin, Yvona Kreuzmannová, hält die Entscheidung der Prager Stadträte für höchst arrogant und dilettantisch:„Der moderne Tanz ist ein Kunstgenre, das weltweit einen Boom erlebt. Die Tanzkunst ist ein hervorragendes Kommunikationsmittel und das Festival trägt zum guten Ruf Prags im Ausland bei. Wenn die Stadt Prag dies nicht zu schätzen weiß, dann wird es das Tanzfestival in Prag nicht geben. Ohne eine kontinuierliche und entsprechende Unterstützung kann es nicht existieren. Es kann sein, dass das Festival aus der Hauptstadt in die Region zieht, einige Städte haben inzwischen schon Interesse daran bekundet.“
Fotos: Autorin