Terroristische Waffen made in Czech?

Usama bin Ladin

Der britische Islamistenexperte Simon Reeve behauptet in einem in der Sonntagsausgabe der britischen Zeitung "The Mail" veröffentlichten Artikel, Mitglieder von Bin Ladens Organisation "El Kaida" ("Die Basis") hätten sich in tschechischen Laboratorien Ampullen mit Milzbranderregern und Botulotoxin besorgt. Letzterer Stoff löst eine bakterielle Vergiftung aus. Wie man in der Tschechischen Republik auf diese Anschuldigungen reagierte, fasst Olaf Barth zusammen.

Als eine der Ersten reagierten Vertreter des Brünner Forschungsinstitutes für Tiermedizin. Ein Wissenschaftler des Instituts erklärte, man habe weder Botulinum Bakterien, aus denen man Botulotoxin herstellen könne, noch anderes gefährliches biologisches Material in verdächtige Länder geschickt, die dies für terroristische Zwecke ausnutzen könnten. Ob einen diese Aussage allerdings beruhigen kann, erscheint fraglich. Ist doch bekannt, dass die terroristischen Gruppen ihre Handelspartner gerade in solchen Ländern haben, die gemeinhin als bedenkenlos gelten.

Ein weiteres Institut, das potenziell in Frage käme, solche Bakterien zu lagern oder gelagert zu haben, ist die Medizinische Akademie der Tschechischen Armee in Hradec Kralove/Königsgrätz. Doch diese hätte in ihren Beständen niemals derartige Proben gehabt, ließ sich Rektor Svatopluk Byma vernehmen. Solche Bakterien seien zwar von der tschechoslowakischen und später von der tschechischen Armee in einer Spezialbank für Bakterien und Viren gezüchtet worden, sie seien aber nach den Bestimmungen internationaler Verträge in der ersten Hälfte der neunziger Jahre vernichtet worden, so Byma weiter.

Innenminister Stanislav Gross bestätigte diese Aussage und ergänzte, eine Spezialeinheit werde nun untersuchen, ob die ehemaligen Armeebestände vorschriftsmäßig beseitigt wurden. Diese Einheit soll, gemäß den Worten des Innenministers, nicht nur den Verbleib biologischer, sondern auch chemischer und radioaktiver Materialien untersuchen.

Miroslav Splina, Mitglied einer UNO-Expertenkommission für biologische Waffen, führt allerdings an, es gäbe reichlich Institute in Tschechien, die diese Bakterienstämme in ihren Beständen führten. Beide Stoffe ließen sich zudem leicht züchten, z.B. aus verseuchten Lebensmitteln oder infizierten Tieren.

Innenminister Stanislav Gross gab des weiteren bekannt, dass man nun die Verzeichnisse sämtlicher, in den letzten fünfzehn Jahren hierzulande ausgebildeter Piloten überprüfe. Damit reagierte Gross auf Spekulationen, dass in der Tschechischen bzw. Tschechoslowakischen Republik Piloten ausgebildet worden wären, die mit terroristischen Organisationen in Verbindung standen.

Ein weiteres heißes Diskussionsthema sind derzeit die Waffen tschechoslowakischer aber auch tschechischer Herkunft, die nachweislich von Terroristen in vielen Ländern der Welt verwendet werden. Aus dem Verteidigungsministerium erfährt man, dass allein in den vergangenen 5 Jahren ca. 60 000 Maschinengewehre aus ehemaligen Armeebeständen an Unternehmer mit Exportlizenzen verkauft worden wären.

Das Ministerium für Industrie und Handel weigerte sich jedoch auf Nachfrage, Statistiken darüber vorzulegen, wohin diese Waffen exportiert wurden und beruft sich dabei auf das Handelsgeheimnis.

Die Tageszeitung Lidove Noviny, sieht nur einen Grund für ein solches Verhalten, nämlich die Furcht vor einem Skandal.

Autor: Olaf Barth
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