Theatersucht: Tschechische Bühnenkunst präsentiert sich in Wien

Foto: www.theaterbrett.at

Theatersucht: so heißt ein Festival, das derzeit in der österreichischen Hauptstadt Wien läuft. Noch bis Mittwoch präsentiert das Tschechische Zentrum auf einer kleinen Bühne im sechsten Wiener Bezirk Kostproben tschechischer Theaterkunst.

Die Tage, als Stücke von Vaclav Havel in Wien uraufgeführt wurden, weil sie in der tschechischen Heimat des Autors verboten waren, liegen glücklicherweise lange zurück. Heute können Texte und ganze Inszenierungen die Grenze auf weniger spektakuläre Weise passieren - ohne Zwang und ohne Hindernisse. Dass dies auch tatsächlich geschieht, dafür sorgt seit zwei Jahren das Tschechische Zentrum in Wien:

"In diesem Jahr veranstalten wir das Festival Theatersucht bereits zum dritten Mal. Wir bemühen uns, das Interessanteste aus der tschechischen Theaterszene nach Wien zu bringen, wobei alles auch für das deutschsprachige Publikum verständlich sein muss", sagt Marcel Sauer, der Direktor des Tschechischen Zentrums in der Wiener Herrengasse.

Mal sind es Stücke ohne Worte, die Sauer nach Österreich holt, mal wird in deutschen Übersetzungen gespielt. Oder es wird über Kopfhörer live gedolmetscht, wie zum Beispiel bei der diesjährigen Eröffnungsvorstellung "Temelin und Temelinchen", einer Auftragsarbeit von Jiri Fero Burda und Lumir Tucek. Temelin, das umstrittene Atomkraftwerk in Südböhmen, gab den Stoff ab für ein Werk über den "Kollaps des kritischen Denkens und des ehrlichen Glaubens vor dem Horizont des Boulevards", wie es im Veranstaltungsprogramm heißt.

Schauplatz der Aufführungen ist wie schon voriges Jahr das Theater Brett in Wien-Mariahilf. Von einem tschechischen Ehepaar gegründet und geleitet, muss die Kleinbühne seit Anfang 2006 ohne Unterstützung der Stadt Wien auskommen und befindet sich seither im permanenten Überlebenskampf. Marcel Sauer ist daher froh, wenn er dem Haus mit dem Festival ein wenig unter die Arme greifen kann.

"Die Situation des Theater Brett, eines traditionellen tschechischen Theaters in Wien, ist seit dem vorigen Jahr leider nicht besser geworden, Subventionen gibt es immer noch nicht. Aber das Gute ist, dass nun Gespräche mit der Stadt aufgenommen worden sind, die hoffentlich zu einer Unterstützung des Theaters führen werden."


Informationen zum Programm des Festivals Theatersucht finden Sie unter www.czechcentres.cz/vienna oder www.theaterbrett.at.

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