Wien: Kinderbücher und Diskussionen digital

Iva Procházková (Foto: Tomáš Vodňanský, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Auch das Tschechische Zentrum in Wien verlagert seine Veranstaltungen ins Netz. Unter anderem liest Iva Prochazková auf Youtube aus einem ihrer Kinderbücher vor. Außerdem startet der Direktor des Zentrums, Mojmír Jeřábek, einen Dienstagstalk mit illustren Gästen. Einige Events müssen aber noch auf die Zeit nach der Coronakrise warten. Ein Gespräch mit Verwaltungschefin Michaela Dermauw über das Not-Programm des Tschechischen Zentrums in Wien.

Iva Procházková  (Foto: Tomáš Vodňanský,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Foto: Verlag Sauerländer
Frau Dermauw, Iva Procházková gilt als die wichtigste tschechische Autorin von Kinder- und Jugendliteratur. Ende März sollte sie in Wien ihr neues Buch „Orangentage“ vorstellen. Dazu ist es wegen der Coronavirus-Pandemie nicht gekommen. Das Tschechische Zentrum hat sich aber eine Alternative ausgedacht. Was haben Sie denn vorbereitet?

„Von 11. bis 30. April werden wir immer ab 19 Uhr online eine Lesereihe mit Iva Procházková übertragen. Auf dem Youtube-Kanal des Tschechischen Zentrums ist jeden Abend ein Kapitel aus ihrem Buch ‚Elias und die Oma aus dem Ei‘ zu hören. Wir wollen uns mit dieser Reihe an Kinder ab vier oder fünf Jahren richten, aber auch an ihre Eltern. Denn der Gedanke dahinter ist, ihnen dabei zu helfen, ihre Kinder ins Bett zu bringen. Es ist nämlich eine Herausforderung, im Homeoffice zu arbeiten und sich um kleine Kinder zu kümmern. Dabei wollen wir einen Beitrag leisten.“

Wie gesagt, statt der „Orangentage“ liest Iva Procházková aus ihrem Bestseller „Elias und die Oma aus dem Ei“. Worum geht es in dem Buch?

„Elias ist ein siebenjähriger Schüler, der sich furchtbar einsam fühlt. Seine Eltern haben nie Zeit für ihn, und er wünscht sich Großeltern, die er nicht hat. Bei einem Spaziergang im Park findet er ein eigenartiges Ei, das er heimlich mit nach Hause nimmt. Nach ein paar Tagen schlüpft daraus eine winzige Oma mit Flügeln, und das ist der Anfang des Abenteuers. Das Buch ist sehr witzig und zauberhaft, aber es ist auch für die Eltern sehr lehrreich.“

Mojmír Jeřábek | Foto: Petr Foltyn,  Archiv des Tschechischen Zentrums Wien
Die Reihe von Iva Procházková ist aber nicht das einzige virtuelle Projekt des Tschechischen Zentrums für die Zeit der Corona-Einschränkungen. Am Dienstag starten die sogenannten Dienstagsgespräche mit Mojmír. Was steckt dahinter?

„Der Leiter des Tschechischen Zentrums Wien, Mojmír Jeřábek, führt mit ausgewählten Persönlichkeiten aus der Kultur online seinen Dienstagstalk. Es geht um die Kultur während und nach der Coronazeit. Die Reihe fängt am 14. April an und wird wahrscheinlich in den Mai hineingehen. Als erster Gast ist Petr Štědroň eingeladen, er ist Chef des Prager Theaters Na zábradlí und Dramaturg des deutschsprachigen Theaterfestivals in Prag. Eine Woche später wird Herr Jeřábek mit Lojze Wieser diskutieren, also dem Besitzer des Wieser- und des Drava-Verlages. Am 28. April kann man sich dann das Gespräch mit Daniela Hammer-Tugendhat und Ivo Hammer über die Villa Tugendhat anschauen. An dem Tag hätte eigentlich ein Vortrag der beiden über das Gebäude stattfinden sollen, in der ursprünglichen Form wird es diese Veranstaltung dann im Herbst geben. Die Form der Übertragung des Dienstagstalks ist noch nicht klar, die Videos werden aber wahrscheinlich über Youtube oder Zoom zu sehen sein.“

Tschechisches Zentrum Wien  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Wien)
Gibt es von Ihrer Seite noch weitere Pläne für digitale Projekte in den anstehenden Wochen?

„Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass Ende April wieder alles gut sein würde. Derzeit schaut es aber nicht so aus, weshalb wir uns entsprechende Aktivitäten auch für Mai und Juni ausdenken müssen. Auf jeden Fall wird der Dienstagstalk länger laufen. Ansonsten wollen wir an gemeinsamen Aktionen mit den Tschechischen Zentren in Berlin und München zusammenarbeiten, denn wir sind ja ein grenzüberschreitendes Netz.“

Eigentlich hatte das Tschechische Zentrum noch vor der Corona-Krise zahlreiche Veranstaltungen geplant, beispielsweise eine Vorlesung mit Dora Kaprálová oder einen Vortrag über die Villa Tugendhat. Konnten einige Termine wenigstens verschoben werden?

Dora Kaprálová  (Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Die Veranstaltung mit Dora Kaprálová wird auf jeden Fall am 30. September stattfinden. Darauf haben wir uns mit dem Österreichischen Zentrum für Literatur und Martin Krafl als Mitorganisatoren geeinigt. Dora Kaprálová freut sich unglaublich auf ihren Aufenthalt in Wien, weshalb wir die Lesung auch nicht online machen wollten. Im Mai ist ein Konzert von Marta Töpferová in der Sargfabrik geplant, da müssen wir aber noch schauen, ob wir das nicht eher ins Internet verlegen. Ein für Juli angesetztes Eunic-Musikfestival könnte im Herbst stattfinden, die Jahreszeit ist aber schon jetzt sehr ausgebucht bei uns. Ansonsten soll eine Ausstellung, die wir mit der Prager Hochschule für Kunstgewerbe Umprum für Mai vorgesehen haben, in den Frühling oder Sommer kommenden Jahres verlegt werden.“