Topmanager Jahn: Regierung muss viel für Wettbewerbsfähigkeit der tschechischen Wirtschaft tun

Martin Jahn

Die Koalitionsverhandlungen sind noch im Gange, die neue tschechische Regierung ist noch nicht ernannt. Die tschechische Wirtschaft aber steht schon in den Startlöchern, um das zukünftige Kabinett an notwendige Reformen zu erinnern. Dazu hat der größte Arbeitgeberverband, der Verband für Industrie und Verkehr, am Donnerstag einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Radio Prag hat mit dem Vizechef des Verbandes, Martin Jahn, über die Forderungen der Arbeitgeber gesprochen:

Martin Jahn
Herr Jahn, der Verband für Industrie und Verkehr hat heute einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, mit dem er die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, in die auch sozial- und bildungspolitische Elemente eingeschlossen sind, vorantreiben will. Warum gerade jetzt?

„Wir glauben, dass die neue Regierung eine gute Chance hat, die tschechische Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. In Tschechien muss man viel tun, um den Firmen zu helfen, wettbewerbsfähig zu sein. Wir sprechen hier über das Steuersystem, das Arbeitsgesetzbuch, über eine verstärkt technische Ausbildung, die Unterstützung für Forschung und Entwicklung, über das Haushaltsbudget und ebenso über die Möglichkeit, den Euro einzuführen. Das sind alles Themen, die für uns sehr wichtig sind, denn Tschechien ist von seiner Industrie sehr abhängig. Deshalb sind wir davon fest überzeugt, dass die tschechische Regierung alle diese Themen sehr gut besprechen und dann auch entsprechend umsetzen muss.“

Sie haben es angesprochen: alle warten auf die neue Regierung. Sie steht zwar noch nicht, aber alles deutet darauf hin, dass es eine Mitte-Rechts-Koalition sein wird, die im Parlament eine klare Mehrheit hat und somit auch Beschlüsse durchsetzen kann. Glauben Sie daher, dass gerade jetzt der Punkt gekommen ist, wo man mit dieser Regierung endlich vieles anpacken kann?

„Auf jeden Fall, denn es ist auch höchste Zeit. Die Finanzkrise ist hoffentlich vorbei und ebenso auch die Rezession. Die neue Regierung kommt jetzt zu einer Zeit, wo wir sehen, was in Griechenland und was in Spanien passiert. Ich glaube, dass die Leute jetzt auch mehr Verständnis für die Reformen haben. Dafür ist es wirklich Zeit. Die letzte Regierung hat nicht sehr viel gemacht, denn sie besaß auch nicht die nötige Macht und Stärke. Von daher haben wir große Hoffnung, dass die neue Regierung unsere Wünsche umsetzen kann.“

Tschechische Nationalbank  (Foto: Štěpánka Budková)
An wen will ihr Verband den Zehn-Punkte-Plan übergeben?

„Wir übergeben diesen Plan an alle Parlamentsparteien in Tschechien, an die Tschechische Nationalbank und an die Gewerkschaften.“

Gibt es bei ihnen einen Zeitplan, in dem sie vorgeben, bis dann und dann wollen wir Entwicklungen sehen?

Foto: Europäische Kommission
„Es ist unterschiedlich. Es gibt Maßnahmen, die man gleich morgen einführen kann, aber es gibt auch Maßnahmen, die drei bis vier Jahre dauern werden. Das ist unsere strategische Ausrichtung und wir sagen: ´Liebe Regierung, mach das bitte´. Mit der Regierung werden wir dann natürlich auch Diskussionen zu Detailfragen führen.“