„Tor zur Freiheit“ - Denkmal in Mikulov erinnert an Grenztote
Die Grenze zwischen der ehemaligen Tschechoslowakei und Österreich war 453 Kilometer lang, und sie wurde aufs schärfste bewacht. Erst im vergangenen Jahr hat eine Studie ergeben, dass dort über 100 Flüchtige im Kalten Krieg ihr Leben gelassen haben. Nun wurde ein Denkmal eingeweiht, das an die Grenztoten erinnern soll. Es befindet sich nahe der Stadt Mikulov / Nikolsburg in Südmähren.
„Einer der tragischsten Vorfälle, der sich hier in der Umgebung ereignet hat, war der Tod dreier junger Männer, die über die Grenze wollten. Der jüngste hieß Otakar Králíček. Sie starben, weil sie von einem Verräter in eine Falle gelockt wurden. Dieser hatte ihnen versprochen, sie über die Grenze zu führen. Er ließ sie jedoch allein im Todesstreifen. Dort konnten sie nicht mehr fliehen, die Grenzer eröffneten das Feuer auf sie. Zwei waren auf der Stelle tot, der dritte starb später. Es war ein tragischer Tod.“
Otakar Králíček und seine beiden Freunde starben 1950. Bis 1989 wurden 129 Menschen am Todesstreifen zwischen der Tschechoslowakei und Österreich getötet. Die Bewachung des Eisernen Vorhangs unterschied sich jedoch phasenweise sehr stark. Im Vorfeld des Prager Frühlings wurde auch die Absperrung in den Westen durchlässiger. Navara:„Einen großen Umbruch gab es 1965. In jenem Jahr wurden die elektrischen Zäune abgeschafft. Besser gesagt, man hat die tödliche elektrische Spannung abgeschaltet. In den 1960er Jahren war tatsächlich eine Entspannung zu beobachten. In den 1970ern und 1980ern wurde der Zaun wieder mit Strom gesichert, aber er stand nicht mehr unter tödlicher Spannung, sondern hatte nur noch eine Warnfunktion, die Störungen anzeigen sollte.“
In die Stelen des Denkmals bei Mikulov sind insgesamt 53 Namen eingraviert – es sind all jene, die in Mähren die Grenze nach Österreich passieren wollten und dabei ums Leben kamen. Parallel zur Einweihung des Denkmals kamen Wissenschaftler zu einer Konferenz nach Mikulov. Ein Thema war dabei auch die juristische Verfolgung der Täter an den Grenzanlagen. Verurteilt wurden bis heute nur wenige. Einer der Gründe dafür sei mit Sicherheit, dass eine Reihe der heutigen Richter selbst eine kommunistische Vergangenheit hat, sagt Luděk Navara. Der Journalist beobachtet seit Jahren, dass Propagandalügen aus der Zeit des Kommunismus zum Teil bis heute präsent sind. Zum Beispiel, dass die Grenztoten allesamt Kriminelle gewesen seien, die mit ihrer Flucht einer Strafe im eigenen Land entgehen wollten.