Mikulov gedenkt der Grenztoten
Zahlreiche Österreicher und Tschechen haben sich am Freitagmorgen am Denkmal für die Opfer des Eisernen Vorhangs nahe Mikulov / Nikolsburg versammelt. Sie gedachten der Grenztoten und erinnerten an den Fall der fast unüberwindbaren Grenze vor 30 Jahren.
„Wir treffen bereits zum fünften Mal an diesem Ort zusammen. Das Denkmal wurde für diejenigen erbaut, die im Abschnitt zwischen Slavonice und der jetzigen slowakischen Grenze ums Leben gekommen sind. Dieses Gebiet wurde damals von der vierten Grenzschutzbrigade aus Znojmo bewacht. Beim Versuch, in die Freiheit zu flüchten, wurden viele erschossen oder sie starben im Minenfeld und am elektrischen Zaun. Manche wurden von Schäferhunden zerfleischt. Wir wollen mit unserem Schautafelprojekt an die 282 Menschen erinnern, die insgesamt an den tschechoslowakischen Grenzen getötet wurden. 184 davon waren Tschechoslowaken, 31 Polen, elf Österreicher, 33 Deutsche, fünf Ungarn, zwei Jugoslawen und Bürger aus anderen Staaten. Bei zwölf Opfern wissen wir nicht, aus welchem Land sie stammten. Ich wünsche uns und unseren Kindern, dass sich nie so etwas wiederholt.“
Das Denkmal steht auf dem sogenannten Freiheitspfad, der entlang der tschechisch-österreichischen Grenze führt. Entlang dieser Route ließ die Bürgerinitiative mehrere zweisprachige Schautafeln installieren. Das Denkmal liegt etwa 2,5 Kilometer von Mikulov entfernt. Der Bürgermeister der Stadt Rostislav Koštial (Bürgerdemokraten) sagte, er habe die Zeiten des Eisernen Vorhangs noch in Erinnerung.„Ich bin froh, dass heute auch viele Schülerinnen und Schüler gekommen sind. Denn sie erleben manchmal, dass die Geschichte relativiert wird. Sie hören von denjenigen, die ein kurzes Gedächtnis haben oder sich nicht erinnern wollen, es sei damals nicht so schlimm gewesen. Darum schätze ich die Herausgeberarbeit der Organisation Paměť sehr. Wenn ich auf dem Freiheitspfad spaziere oder Rad fahre, begegne ich vielen Wanderern, die die Schautafeln lesen und mir Fragen stellen.“
Viele der Anwesenden haben Blumen am Denkmal niedergelegt. Unter ihnen war auch der österreichische Botschafter in Prag, Alexander Grubmayr:
„Ich muss sagen, dass ich an diesem Ort tief bewegt bin. Wir gedenken heute der Opfer des Eisernen Vorhanges. Es ist eine Zeit, die ich selbst erlebt habe. Ich glaube, dass wir an diesem Ort nachdenken sollten, was wir der Freiheit und Demokratie, die wir heute haben, schulden, wie wichtig die Werte sind, für die unser System heute steht.“Am Freitag wurde noch eine Skulptur aus Holz feierlich auf dem Freiheitspfad eingeweiht. Sie steht einige Hundert Meter von dem Stelen-Denkmal entfernt und heißt „Die Trennung“. Die Bürgerinitiative sei auf sie zugekommen, sagt Bildhauerin Zuzana Bartošová:
„Die Holzskulptur symbolisiert die Jahre lang voneinander getrennten Familien. Sie zeigt eine Spannung zwischen den beiden Seiten der Grenze. Die beiden Teile der Skulptur passen zueinander, aber sie stehen weit voneinander entfernt, sodass sie nicht näher zueinander rücken können. Ich habe das Holz als ein vergängliches Material gewählt, da dies meiner Meinung nach zu dem Thema gehört.“