Tourismus – Mutter – Europa

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Wieder sind zwei Wochen vergangen. Wieder ist es Zeit für das Hörerforum. Wir haben unseren Briefkasten geöffnet und erzählen nun, was wir darin so alles gefunden haben.

Ahoj und herzlich Willkommen! Es ist wieder Zeit für Ihre Rubrik, für das Hörerforum! Und deshalb ist es auch wieder Zeit „Danke!“ zu sagen für Ihre zahlreichen Zuschriften, die wir auch in den letzten beiden Wochen wieder bekommen haben. Außer Briefen, Postkarten und Emails, zu denen wir gleich noch kommen, waren auch wieder viele Empfangsberichte in unserer Postmappe. Stellvertretend für alle, die welche geschickt haben, bedanken wir uns nun bei Holger Wagenführ aus Berlin, Werner Remers aus Hesel, Heiko Mandel aus Zell am See, Claus-Peter Uherek aus Herford, Stefan Druschke aus Kerpen und Rolf Endris aus Taunusstein.

Herzlich bedanken möchten wir uns aber auch für Ihre Beiträge zum Radio-Prag-Hörerwettbewerb. Der Einsendeschluss ist nun vorbei. In den kommenden zehn Tagen werden die besten Antworten ausgewählt, die Sie uns auf die Frage geschickt haben „Welche Epoche oder welches Ereignis aus der tschechischen Geschichte interessiert Sie am meisten und warum?“ Und bald darauf wird auch der Gewinner oder die Gewinnerin bekannt gegeben. Wir in der deutschen Redaktion hoffen natürlich, dass Sie, unsere Hörerinnen und Hörer, ähnlich erfolgreich abschneiden, wie in den vergangenen Jahren, als wir – beziehungsweise Sie – zweimal den Sieger unseres Hörerwettbewerbs stellten.


Der Preis für den Sieger unseres Wettbewerbs ist wie in jedem Jahr ein einwöchiger Aufenthalt für zwei Personen in Prag. Doch auch, wenn Sie nicht gewinnen sollten, das Prager Gaststättengewerbe freut sich auch so über Ihren Besuch in der „Goldenen Stadt“. Denn aufmerksame Hörer unserer Sendungen werden es mitbekommen haben: Die tschechische Tourismusbranche verzeichnet einen starken Besucherrückgang. Schuld daran soll vor allem die Wirtschaftkrise sein. Stephan Kölsch aus Annweiler schrieb uns dazu:

„Die Probleme im tschechischen Tourismussektor stimmen mich schon sehr nachdenklich. Auch ich selbst bin am Überlegen und Planen, wie viel Geld ich in diesem Jahr für Reisen ausgeben kann. Ich hoffe aber dennoch, dass die tschechische Tourismusbranche mit einem blauen Auge davon kommt. So wunderschöne Städte wie Prag oder Marienbad haben es verdient, das viele Besucher kommen.“

Ein weiterer Grund für die ausbleibenden Touristen ist womöglich – außer der Wirtschaftkrise – auch die vieldiskutierte, angebliche Unfreundlichkeit der Prager Gastwirte. Robert Bohr aus Trier schreckt das nicht ab. Er schrieb uns, dass er nur positive Erfahrungen gemacht habe:

„Ich kann über meine Pragbesuche nur sagen, dass alle Leute sehr freundlich waren. Ich komme gerne wieder zum Urlaub nach Tschechien.“

Prag ist sicher immer eine Reise Wert. Wenn Sie keine Zeit zum Reisen haben, können Sie sich zumindest Radio Prag über Kurzwelle und Internet nach Hause holen. So wie unser Stammhörer Thomas Kubaczewski aus Falkensee:

„Es ist mir immer wieder eine Freude, das deutschsprachige Programm von Radio Prag zu hören. Ich verfolge ihre Berichte über die Samtene Revolution von 1989 mit besonderem Interesse. Die Erinnerung an den Sommer und den Herbst dieses Jahres mit der Rede des damaligen westdeutschen Außenministers Genscher in der Prager Botschaft weckt in mir ein wohliges Gruseln. Meine Frau war hingegen eher begeistert von Ihrem Bericht über Anne-Sophie Mutter und dem Orchester unter Kurt Masur. Es riss sie förmlich vom Sessel!“

Über die Samtene Revolution werden wir noch öfter berichten in diesem Jahr. Der eigentliche Umsturz der politischen Verhältnisse jährt sich ja erst im November zum genau zwanzigsten Mal. Über Anne-Sophie Mutter werden wir aber wohl erst wieder berichten, wenn sie hier das nächste Konzert gibt. Und das kann sicher noch etwas dauern. Schade eigentlich, denn unsere Sendungen über die Stargeigerin haben Ihnen offensichtlich gefallen. Auch Helmut Schafheitle aus Singen war ganz angetan:

„Gut gefallen hat mir das Interview mit der Violinistin Anne-Sophie Mutter. Ich finde, sie hat als Teenager sogar noch schöner gespielt und ihre Geige richtig zum Singen gebracht.“


Foto: ČTK
Leider gab es aber auch Unerfreuliches aus Tschechien zu berichten in letzter Zeit. Immer wieder mussten wir Sie aus gegebenem Anlass über den wachsenden Rechtsextremismus hierzulande informieren. Ulrich Wicke aus Felsberg hat unsere Sendungen gehört und uns einen Brief geschrieben:

„Zwanzig Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen in Ost- und Mitteleuropa muss man sich schon fragen, was aus den damaligen Hoffnungen geworden ist, wenn jetzt Rechtsradikale solchen Auftrieb gewinnen. Ich befürchte, dass die Wirtschaftkrise die Situation noch verschlimmern wird. Bekanntlich lassen sich viele Menschen durch Existenzangst zu radikalem – und eben auch rechtsradikalem Handeln - verleiten.“

Diese Befürchtungen haben auch viele Politiker in Tschechien. Die Übergangregierung hat daher den Kampf gegen den Extremismus zu einer ihrer Prioritäten erklärt. In zwei Großrazzien nahm die Polizei in der vergangenen Woche mehrere Rechtradikale fest. Es bleibt zu hoffen, dass das härtere Vorgehen der Polizei rasche Erfolge zeigt. Zumindest blieben aber rechtsextremistische Parteien bei den Europawahlen deutlich unter der Fünfprozenthürde. Die meisten Stimmen konnte noch die rechtsextreme Arbeiterpartei gewinnen. Mit 1,07 Prozent der tschechischen Wählerstimmen hat sie leider nun Anspruch auf Steuergelder. Dabei hätten nur einige tausend Menschen mehr zur Wahl gehen und ihr Kreuz bei einer der demokratischen Parteien machen müssen, um das zu verhindern. Denn Wahlkampfunterstützung vom Staat bekommen Parteien erst ab einem Stimmenanteil von einem Prozent. Dem Aufruf „Ahoj! Und nun ab mit mir zum Wählen!“, mit dem Paul Gager aus Deutschkreutz am Europawahlwochenende seine Email an uns abschloss sind leider nur knapp über 28 Prozent der Wahlberechtigten in Tschechien gefolgt. Damit lag die Wahlbeteiligung in Tschechien ähnlich niedrig wie vor fünf Jahren und bedeutend niedriger als der europäische Durchschnitt von ohnehin nur rund 43 Prozent. So konnte auch die Höhe der Wahlbeteiligung vorerst nichts an dem Ruf der Tschechen als europaskeptisch ändern. Auch die innenpolitischen Querelen, wie der Sturz der Regierung Mirek Topoláneks mitten während der EU-Ratspräsidentschaft, haben dem tschechischen Image in Europa sicher nicht gut getan. Darüber wusste auch Engelbert Borkner zu berichten:

„Eine christdemokratische Kandidatin in meinem Wahlkreis Hildesheim hat in einer Rede behauptet, man zähle in Brüssel schon die Tage bis zum Ende der EU-Chaoten-Präsidentschaft Tschechiens. Eigentlich schade, dass sich ein Land mit einem solchen Image auf diese Weise von der europäischen Bühne verabschiedet.“

Um das ein wenig zu relativieren: Mit dem Ende der EU-Ratspräsidentschaft Ende dieses Monats tritt Tschechien natürlich nicht von der europäischen Bühne ab. Das Land macht lediglich Platz für die schwedische Ratspräsidentschaft. Als kleines Zwischenfazit, möchte ich aber darauf hinweisen, dass die anderen EU-Mitgliedsländer Tschechien den EU-Vorsitz nicht gerade leicht gemacht haben. Besonders nach dem Sturz der Topolánek-Regierung entsendeten die übrigen EU-Staaten fast keine Minister und fast nur noch Regierungsbeamte aus der zweiten oder dritten Reihe zu den EU-Gipfeln in Tschechien. Wer unter solchen Umständen große Entscheidungen erwartet, der wartet natürlich vergeblich.

Wie auch immer, wir sind schon wieder am Ende unseres Hörerforums angelangt. Wir bitten Sie, uns auch weiterhin so fleißig zu schreiben. Unsere Postanschrift lautet Český rozhlas 7 - Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Natürlich können sie uns auch eine Email schreiben, und zwar an [email protected]. Machen Sie es gut und bis in zwei Wochen!