TPCA: Heiße Phase der Produktionsvorbereitungen hat begonnen
Es ist schon ein wenig schizophren: In der deutschen Ruhrgebietsstadt Bochum herrscht dieser Tage Arbeitskampf, weil im Zuge von Einsparungsmaßnahmen des US-Konzerns General Motors mit dem hiesigen Opel-Werk ein Standort der Automobilindustrie weg zu brechen droht. Nur 600 km Luftlinie südöstlich von Bochum, im mittelböhmischen Kolín, laufen indes die Vorbereitungen des neuen Produktionsstandortes des Konsortiums Toyota-Peugeot-Citroen Automobile (TPCA) auf Hochtouren. Lothar Martin mit einem Überblick:
Bis vor einigen Jahren war Kolín eine kleine beschauliche Elbestadt, rund 60 km östlich von Prag gelegen. Mit der Vergabe eines großen, unbebauten Grundstücks im nahe gelegenen Ovcáry als Standort für die Errichtung eines neuen Autowerks der drei Weltkonzerne Toyota, Peugeot und Citroen hat sich dies ganz gewaltig geändert. Schon heute lässt sich sagen, dass es sich beim Bau des TPCA-Autowerkes um die größte Investition auf der grünen Wiese in der Tschechischen Republik handelt. Die Gesamtausgaben für den Aufbau dieses Standortes sollen sich auf 1,5 Milliarden Euro belaufen.
In den zurückliegenden Tagen hat das neue Werk nahezu alle Vorbereitungen abgeschlossen, um noch im Dezember dieses Jahres den technologischen Probelauf zu absolvieren. Eigens dazu hat die Firma 56 Fahrzeuge für die komplexe Testphase entwickelt. In diese sollen bereits die am Band arbeitenden zahlreichen Montagearbeiter eingebunden werden, die das Unternehmen ab Montag aus vor allem industrieschwachen tschechischen Regionen einstellen will. Dazu gehört der Bezirk Louny/Laun, eine Region mit einer Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent, in der der Konzern ein umfangreiches Stellenangebot ausgeschrieben hat. Um welche Art von Arbeitsplätzen es dabei geht, darüber informierte der lokale Rundfunkreporter David Hertl:
"Das Automobilunternehmen stellt vor allem operative Produktionsarbeiter ein, d. h. Arbeiter zum Bedienen der Montagelinien. Im Angebot sind auch Stellen für ungelernte Kräfte, d. h. für Arbeitnehmer ohne Praxis im Bereich des Automobilbaues. Für die Beschäftigten lässt das Unternehmen im nahen Umkreis des Werkes 850 Wohnungen errichten."
Diese Wohnungen sind ausschließlich den Produktionsarbeitern vorbehalten, die sich eine Unterkunft auf dem freien Wohnungsmarkt (noch) nicht leisten können oder aber Probleme mit der täglichen An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz haben. Beschäftigte in höheren Positionen, angefangen von Spezialisten über Meister bis hin zu Managern, von denen 700 derzeit in den ausländischen Stammwerken des Konsortiums ausgebildet werden, haben diesen Anspruch nicht. Dafür hat das Unternehmen bereits über eine Milliarde Kronen in ihre qualifizierte Ausbildung gesteckt.
Das Konsortium Toyota-Peugeot-Citroen Automobile will in seinem neuen Werk ab Juli 2005 die ersten Kleinwagen des Typs Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroen C1 verkaufen. Die jährliche Produktionskapazität soll zunächst bei 300.000 Wagen liegen. Zu diesem Zweck wird die Firma insgesamt 3000 Leute beschäftigen. Diese Anzahl wird das Werk im September nächsten Jahres erreichen. Derzeit sind in Ovcáry rund 1200 Personen angestellt.