Aufbau des Mautsystems in Tschechien kann beginnen - Autoproduktion in Kolin läuft auf vollen Touren
Im Streit um den Aufbau eines elektronischen Mautsystems hat die tschechische Wettbewerbsbehörde (UOHS) am Mittwoch vergangener Woche die Auftragsvergabe an die österreichische Firma Kapsch bestätigt. Zwei konkurrierende Firmen hatten sich wegen angeblicher Formfehler mit einer Beschwerde an die Behörde gewandt. Doch nun scheint endlich festzustehen, dass Kapsch das bodengestützte Mikrowellensystem in Tschechien installieren wird, so dass Lastkraftwagen über 12 Tonnen ab dem 1. Januar 2007 für die Nutzung der hiesigen Autobahnen und Schnellstraßen eine Mautgebühr zu entrichten haben.
Ups and downs in der tschechischen Wirtschaft
Im Streit um den Aufbau eines elektronischen Mautsystems hat die tschechische Wettbewerbsbehörde (UOHS) am Mittwoch vergangener Woche die Auftragsvergabe an die österreichische Firma Kapsch bestätigt. Zwei konkurrierende Firmen hatten sich wegen angeblicher Formfehler mit einer Beschwerde an die Behörde gewandt. Doch nun scheint endlich festzustehen, dass Kapsch das bodengestützte Mikrowellensystem in Tschechien installieren wird, so dass Lastkraftwagen über 12 Tonnen ab dem 1. Januar 2007 für die Nutzung der hiesigen Autobahnen und Schnellstraßen eine Mautgebühr zu entrichten haben. Und Verkehrsminister Milan Simonovsky rechnete bereits vor, was das an Einnahmen für den staatlichen Verkehrsfonds bringen würde:"Der Staat erhält dadurch mindestens zehn Milliarden Kronen. Sie werden in den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investiert sowie in weitere Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten, die nach diesem Winter ganz besonders erforderlich sein dürften."
Simonovskys politischer Widersacher, ODS-Verkehrsexperte Petr Bendl, hält die veranschlagte Einnahmensumme jedoch für übertrieben und ist auch vom österreichischen Mikrowellensystem nicht sonderlich überzeugt.
"Die Einführung des Mikrowellensystems führt letztlich nur dazu, dass der Straßengüterverkehr auf die Landstraßen II. und III. Ordnung verlagert wird. Und dass wiederum führt zu noch höheren Kosten bei der Reparatur dieser Straßen, für die die Kommunen und Landkreise dann Milliardenbeträge aufwenden müssten. Aber daran denkt der Staat offensichtlich nicht."Verkehrsminister Simonovsky aber sind die ewigen Diskussionen über das Für und Wider dieses oder jenes Mautsystems allmählich leid, weil die Zeit drängt, will man das hohe Lkw-Verkehrsaufkommen mit Beginn des kommenden Jahres auch tatsächlich durch ein solches System regulieren.
"Für uns beginnen jetzt die Verhandlungen mit der Firma Kapsch, und wir wollen dabei keine weitere Zeit mehr verlieren. Denn die Aufgabe ist riesig: Trotz des Zeitverlusts von drei Monaten gilt es, das Mautsystem so gezielt aufzubauen, dass es ab dem 1. Januar 2007 betriebsfähig ist."
Hinter die Fassade geschaut
Ziemlich genau vor einem Jahr begann im mittelböhmischen Kolin die Produktion beim derzeit zweitgrößten Pkw-Hersteller in Tschechien, dem Konsortium Toyota-Peugeot-Citroen-Automobile (kurz: TPCA). War das vergangene Jahr noch das typische Einführungsjahr mit all seinen Ecken und Kanten, so gilt das diesjährige Jahr schon als das erste, in dem die volle Produktionskapazität von 300.000 Fahrzeugen der Kleinwagen-Typen Toyota Aygo, Peugoet 107 und Citroen C1 erreicht werden soll. Und wie TPCA-Sprecher Matej Matolin gegenüber Radio Prag versicherte, sollen die beiden französischen Marken und auch die japanische zu drei gleichen Teilen daran partizipieren."Nun, was den Umfang der Produktion betrifft, so sind alle drei Marken zu genau einem Drittel daran beteiligt. Was jedoch die Verantwortlichkeit bei der Herstellung anbelangt, so liegt diese in den Händen von Toyota."
Produziert man demnach täglich je zu einem Drittel den Toyota, den Peugeot und den Citroen, oder wechseln sich die Automarken gar noch in der Produktionslinie ständig ab?
"Wir sind in dieser Hinsicht vollkommen flexibel. Wir müssen nicht nach vorgegebenen Stückzahlen arbeiten. Wir gehen innerhalb unseres Produktionsplanes ganz einfach anhand der Bestellungen vor."Fast 99 Prozent der in Kolin produzierten Fahrzeuge werden exportiert. Der japanische Firmenchef zeigt sich darüber merklich überrascht, hatte doch auch er mit einer stärkeren Nachfrage auf dem Binnenmarkt gerechnet. Aber die drei kleinen Stadtflitzer gehören einer Wagenklasse an, die insbesondere bei Kunden aus Westeuropa als zweites oder gar drittes Familienauto reißenden Absatz findet. In Tschechien ist ein solches Kaufverhalten bisher noch unüblich. Dafür hat das Autowerk als Brötchengeber und Werbeträger der Region in den Augen der Öffentlichkeit einen durchaus guten Ruf. Auch Personaldirektor Jan Doskocil sieht im Zusammenleben mit der Stadt Kolin und deren Umgebung keine Probleme.
"Wir haben uns immer darum bemüht, ein guter Nachbar zu sein. Wir haben eine ganze Reihe von Aktivitäten entwickelt, mit denen wir die Region fördern wollen. In der Zeit der Errichtung unserer Produktionsstätte haben wir regelmäßig darüber Auskunft gegeben, was wir machen und was bei uns geschieht. Wir sind der Träger eines Förderprogramms, das bereits das zweite Jahr läuft und Partnerschaft für Kolin heißt. Darin sind nicht nur umliegende Ortschaften, sondern auch verschiedene Non-Profit-Organisationen einbezogen, und das letztlich sogar schon bei der Auswahl von Projekten."Trotz des guten Auftaktjahres 2005 ist TPCA jedoch noch längst nicht in allen Bereichen dort, wo man gerne hin will. Denn während der Autokonzern all seine Vereinbarungen erfülle, die er im Rahmen der vom tschechischen Staat erteilten Investitionsanreize mit diesem getroffen hat, bleibt der Staat bei der Erfüllung der von ihm gewährten Versprechen noch um einiges zurück. So ist das Teilstück der Autobahn D11 von Podebrady nach Hradec Kralove / Königgrätz entgegen anders lautender Behauptungen eben noch nicht bis zum Ende des Jahres 2005 fertig gestellt worden. Und auch die 850 Wohnungen, die der Staat für die in Kolin neu eingestellten Arbeitskräfte errichten lassen wollte, sind längst noch nicht fertig. Bisher wurden TPCA knapp 300 davon schlüsselfertig übergeben. Diese Defizite in der Infrastruktur bereiten dem Autowerk nicht unerhebliche Probleme, sagt Jan Doskocil:
"Für uns ist das natürlich nicht besonders angenehm, denn der ursprüngliche Stufenplan sah vor, dass diese Wohnungen genau zum Zeitpunkt der Einstellung all unserer 3000 Beschäftigten bezugsfertig bereitstehen. Die Einstellung der Arbeitskräfte aber haben wir bereits im Juni vergangenen Jahres abgeschlossen. Da wir vielen unserer neuen Arbeitnehmer daher noch nicht die versprochene Wohnung am Arbeitsort anbieten konnten, hat das zur Folge, dass wir einen Großteil der von uns gewährten Fördermittel derzeit noch dafür verwenden, den Beschäftigten ohne nahen Wohnsitz ein Überbrückungsgeld bis zur Übergabe ihrer Stadtwohnungen zu zahlen."Ansonsten aber ist man bei den Autobauern in Kolin mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden. Betriebsdirektor Jiri Cerny hat es so zusammengefasst:
"Die Einmaligkeit dieses Projektes besteht darin, dass es uns in einer relativ sehr kurzen Zeit gelungen ist, gute Arbeitskräfte zu finden, sie auszubilden und mit der Produktion zu beginnen. Wir haben eigentlich innerhalb nur eines Jahres alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir in diesem Jahr bereits die geplante Produktionskapazität voll erbringen können. Das ist auch aus der Sicht unserer Mutterfirmen einmalig. Es ist im Grunde genommen die beste Leistung, die ein neu entstandenes Autowerk bisher erreicht hat."