Trotz Kritik der Anrainer: Tschechische Regierung stimmt für Nationalpark Křivoklátsko
Keine 50 Kilometer von Prag entfernt soll ein Nationalpark entstehen. In diesem werden die wertvollsten Teile des bisherigen Landschaftsschutzgebiets Křivoklátsko zusammengefasst. Den entsprechenden Plänen von Umweltminister Hladík hat die Regierung diese Woche zugestimmt. Doch die Anrainer protestieren.
Laubwälder, kleine Schluchten und rauschende Bäche – so lässt sich das Profil Gebiet von Křivoklátsko zusammenfassen. Auf Deutsch heißt die Gegend übrigens Pürglitzer Wald. Bereits seit 1978 besteht hier ein Landschaftsschutzgebiet, das auch in die Liste der Biosphärenreservate der Unesco aufgenommen wurde. Nun hat die tschechische Regierung entschieden, auf Antrag des Umweltministeriums den Schutzstatus noch zu erhöhen. So soll bis in einem Jahr ein Nationalpark entstehen, er wäre der fünfte in Tschechien. Veronika Krejčí ist die Sprecherin des Ministeriums und fasste die Gründe zusammen:
„Die Natur von Křivoklátsko ist innerhalb Tschechiens unvergleichlich. Der Nationalpark entsteht auf in einem Gebiet, das 16 Prozent des wertvollsten Teils im Landschaftsschutzgebiet ausmacht. Um die dortigen Naturwälder erhalten und erneuern zu können, ist es wichtig, auf einem zusammenhängenden Gebiet für ihren Schutz und ihre Pflege zu sorgen – so wie das in einem Nationalpark geschieht.“
105 Quadratkilometer soll der Park umfassen. Am Mittwoch gaben die Minister dem Vorhaben grünes Licht. Doch in den Anrainergemeinden gärt es. Viele Bewohner halten die Ausrufung des Nationalparks für überflüssig und sogar kontraproduktiv. Über 11.000 Menschen haben daher eine Petition gegen seine die Pläne Entstehung unterschrieben. Und der Gemeindeverbund Křivoklátsko, in dem 29 Orte zusammengeschlossen sind, spricht sich ebenfalls gegen die Pläne aus.
„Wir haben mehrere Gründe. Unserer Meinung nach reicht der bestehende Naturschutz aus. Außerdem bewegen uns wirtschaftliche Gründe sowie die Befürchtung, dass die Gegend nicht mehr wie bisher für Radfahrer offen stehen wird“, so Pavel Hučko (parteilos), stellvertretender Bürgermeister von Nižbor.
Anstatt mit erheblichen Kosten einen Nationalpark auszurufen, würde es reichen, beispielsweise bisherige Nutz- in Schutzwälder einzustufen, finden die Bürgermeister der Anrainergemeinden. Die bestehenden Regeln für Nationalparks halten sie für übermäßig streng.
Doch Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) kann diese Einwände nicht nachvollziehen.
„Wir haben wiederholt den Menschen vor Ort gezeigt, wie in anderen Nationalparks vorgegangen wird und dass diese voll zugänglich sind. Vor zehn oder 15 Jahren wurden die Gesetze so geändert, dass man auch abseits der gekennzeichneten Wege zum Beispiel Pilze sammeln darf. Aus Sicht der Anrainer ändert sich also nichts“, sagte der Ressortchef in einem Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Ein weiteres Argument der Gegner ist die Angst vor Übertourismus. Die Ausrufung des Nationalparks könnte die Gegend noch attraktiver machen, als sie jetzt bereits sei, betonte Michal Špiryt (parteilos), der Bürgermeister von Kublov, im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT):
„Schon jetzt ist das Besucheraufkommen hier sehr hoch, und das seit der Zeit der Corona-Pandemie. Regelmäßig kommt es vor, dass die Menschen mit ihren Autos verbotenerweise in Zufahrten zu landwirtschaftlichen Grundstücken parken.“
Zu diesem Punkt wendet Umweltminister Hladík ein, dass mit Hilfe einer Nationalparkverwaltung die Touristenströme besser reguliert werden könnten. Zudem betont er, dass der geplante strenge Naturschutz kein Gemeindegebiet einschließe, sondern das Gelände zu 98 Prozent in Staatsbesitz sei, konkret der staatlichen Forstverwaltung Lesy ČR.
Dennoch haben acht betroffene Gemeinden jeweils Klagen beim Prager Stadtgericht eingereicht. Sie behaupten, Křivoklátsko entspreche nicht den gesetzlichen Voraussetzungen für einen Nationalpark. So müsse es sich um ein ausgedehntes Gebiet mit überwiegend natürlichen oder naturnahen Ökosystemen handeln. Ihre Gegend sei aber eine Kulturlandschaft, in der die Wälder von der Bewirtschaftung durch den Menschen entstanden seien. Über die Klagen der Gemeinden wurde noch nicht entschieden. Sie haben jedoch keine aufschiebende Wirkung, deswegen konnte die Regierung am Mittwoch ihre Entscheidung treffen.