Trotz pro-europäische Regierung sinkt die Unterstützung des EU-Beitritts der Tschechischen Republik
Die in Tschechien regierenden Sozialdemokraten werden auf der einen Seite als eine stark pro-europäische Partei eingestuft und 70 Prozent der befragten Tschechen schätzen ihre Aktivitäten als EU-unterstützend ein. Auf der anderen Seite ist die Unterstützung eines EU-Beitritts unter der tschechischen Bevölkerung weiterhin im Sinken begriffen. Mit den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage zu diesem Thema macht Sie Dagmar Keberlova bekannt.
Das Meinungsforschungsinstitut CVVM befasste sich in den vergangenen Tagen mit der sinkenden Unterstützung des EU-Beitritts der Tschechischen Republik in der hiesigen Bevölkerung sowie in diesem Zusammenhang mit der Unterstützung des Beitritts durch die politischen Parteien. Welche Partei unterstützt in den Augen der Bürger den EU-Beitritt am meisten? Diese Frage wird von der Mitarbeiterin des Instituts, Eliska Rendlova, wie folgt beantwortet:
"Am besten schneiden hierbei die Sozialdemokraten ab. 71 Prozent der Bürger sind der Ansicht, dass diese Partei den Beitritt der Tschechischen Republik tatkräftig unterstützt, wie viele Aktivitäten belegen. Den zweiten Platz nimmt die Viererkoalition ein, während bei der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) etwas mehr als die Hälfte der Befragten dieser Meinung ist. Gegenüber der Kommunistischen Partei äußern sich die Menschen diesbezüglich sehr kritisch."
Ein interessanter Unterschied ist allerdings zu verzeichnen, wenn die Bürger gefragt werden, wie sie denn selbst in einem Referendum abstimmen würden. Dazu noch einmal Eliska Rendlova:
"Heute, trotz der sehr positiven Einstufung der Sozialdemokraten, würden nur 39 Prozent der Bürger einem EU-Beitritt des Landes zustimmen, was dem allgemeinen Umfrageergebnis entspricht. Die ODS-Wähler würden zu 55 Prozent den EU-Beitritt unterstützen, was über dem Durchschnitt liegt. Man kann daher annehmen, dass die derzeitigen Aktivitäten der Sozialdemokraten, die früher in der Rolle einer Oppositionspartei diesen Themen eher kritisch gegenüber standen, sich in der Meinung ihrer Wähler noch nicht widerspiegelt haben."
Nach den Ergebnissen von Juni dieses Jahres wird den EU-Beitritt Tschechiens derzeit nur von 38 Prozent der hiesigen Bürger unterstützt. Im Jahr 1997 waren es um acht Prozent mehr. Der Prozentsatz der Tschechen, die gegen die Mitgliedschaft sind, ist im selben Zeitraum um zwei Prozent angestiegen. In den jeweiligen Umfragen stellte man fest, dass zur Gruppe der EU-Gegner vor allem ältere Menschen und Menschen mit niedrigerer Bildung gehören, wobei der größte Prozentsatz der Ablehner von Familien mit sehr schlechtem Lebensniveau gebildet wird. In allen anderen Bevölkerungsgruppen handle es sich laut dem Meinungsforschungsinstitut mehr um eine gewisse Unsicherheit als um eine tatsächliche Ablehnung. Daher stünde dem Staat, den Medien und den Institutionen ein großer Raum für eine diesbezügliche kommunikative Politik zur Verfügung, hieß es.