Tscheche Jaroš besteigt K2 und somit alle Achttausender der Welt

Foto: ČTK

Es ist vollbracht! Seit vergangenem Samstag gehört auch ein Tscheche zu dem elitären Kreis von 15 Bergsteigern, die alle Achttausender der Erde ohne Sauerstoffgerät bezwungen haben. Radek Jaroš heißt der Mann, dem dies gelungen ist, und er stammt aus dem mährischen Wintersportort Nové Město na Moravě. Am Samstag hat er zusammen mit seinem Landsmann Jan Trávníček den gefürchteten K2 bestiegen – der 8611 Meter hohe Berg war der letzte Gipfel, der ihm noch fehlte, um sich damit nun endgültig die „Krone des Himalaya“ aufzusetzen.

Radek Jaroš  (links). Foto: ČTK
16 Stunden dauerte dabei der Aufstieg vom letzten Höhenlager. Jaroš meisterte ihn schneller als Trávníček, weshalb er zunächst eine Zeitlang ganz allein auf dem Gipfel war. In jenem Moment seien ihm Tausende Gedanken durch den Kopf gegangen, verriet er in einem Gespräch für den Tschechischen Rundfunk:

„Als ich da oben ganz alleine war, habe ich natürlich über sehr viele Dinge nachgedacht. Vor meinem inneren Auge spulte sich noch einmal ein großer Teil meines Lebens ab, und zwar nicht nur derjenige, der mit dem Bergsteigen zu tun hat. Das waren gleich mehrere Teilstücke meines Lebens, in die ich abgeschweift bin.“

Einige Zeit später stieß auch Jan Trávníček zu ihm. Ohne und mit ihm hat Jaroš den Aufenthalt auf dem Gipfel zu wichtigen Tätigkeiten genutzt:

Radek Jaroš  (Foto: ČTK)
„Wieder war es rund eine Stunde, die ich auf einem Achttausender geblieben bin. Erst wenn ich meine Fotos auswerte, kann ich die Zeit genau eingrenzen, denn zu jedem Foto gibt es eine Zeitangabe. Ich habe Fotos von der Umgebung, von der tschechischen Flagge und auch von der Fahne des Sponsors gemacht. Als dann Jan Trávníček zu mir stieß, haben wir alle Fotos mit seinem Apparat noch einmal gemacht, denn mein Apparat war inzwischen etwas eingefroren.“

K2  (Foto: Guilhem Vellut,  CC BY-SA 2.0)
Die Fotos vom Umfeld des zweithöchsten Bergs der Welt dürften indes nicht viel zeigen, da beide Alpinisten während der Dauer ihres Gipfelaufenthalts im dichten Nebel steckten.

Journalistisch begleitet wurde die Expedition von der anerkannten Radio-Moderatorin Lucie Vyborná vom Tschechischen Rundfunk. Sie blieb aber im Basislager und beobachtete von dort die Wetterlage:

„Am Morgen sah es sehr vielversprechend aus, der K2 befand sich nicht wie so oft in dichten Wolken, und gerade in den Tagen zuvor war das Wetter hier sehr schön. Leider aber hat sich dann so gegen 12 Uhr wieder eine dicke Wolke über den K2 geschoben. Radek Jaroš war deshalb auf dem Gipfel zuerst nicht nur allein, sondern auch in dichten Nebel gehüllt.“

Den Aufstieg vom Lager C4 in 8000 Meter bis auf den Gipfel hatten die tschechischen Extrembergsteiger um Mitternacht von Freitag zu Samstag begonnen. Daher hätten sie nach dem Sonnenaufgang auch noch einige Stunden relativ gutes Wetter gehabt, sagt Jaroš:

Reinhold Messner  (Foto: A. Savin,  CC BY-SA 3.0)
„Wir hatten gute Sicht, doch die im näheren Umfeld liegenden Siebentausender waren in übergroßer Mehrzahl in Wolken gehüllt. Weil die Erde rund ist, konnten wir etwas in die Ferne blicken, doch die mehreren Hundert bis Tausend Berge in der Umgebung konnten wir kaum sehen.“

Radek Jaroš und Jan Trávníček sind der vierte und fünfte Tscheche, die den K2 bezwungen haben. Jaroš ist indes der 15. Mensch, der alle 14 Achttausender dieser Welt ohne Sauerstoffgerät bestiegen hat. Der erste Mensch, der das geschafft hat, war 1986 der Italiener Reinhold Messner. Jarošs Leistung ist umso höher einzustufen, wenn man daran erinnert, dass dem 50-Jährigen vor zwei Jahren beim Aufstieg auf seinen 13. Achttausender, die Annapurna, einige Zehen erfroren und daraufhin amputiert werden mussten. Jetzt aber freue er sich bereits auf seine Familie, die Heimat und die sommerlichen Temperaturen, ließ der tschechische Rekordhalter in einem ersten Gespräch für den Tschechischen Rundfunk anklingen.

Autor: Lothar Martin
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