Tschechen begehen 65. Jahrestag des Prager Aufstands – Präsident Klaus hat Aufstand miterlebt

Mai 1945: Vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. In der tschechischen Hauptstadt Prag fiel der letzte Schuss sogar noch einen Tag später. Er symbolisiert gleichzeitig das erfolgreiche Ende des bewaffneten Widerstands, den die Tschechen den deutschen Faschisten geleistet haben. Dieser Widerstand fand seinen Höhepunkt im Prager Aufstand, der am 5. Mai 1945 begonnen hatte. Am Mittwoch wurde in ganz Tschechien der 65. Jahrestag des Aufstands begangen.

Prager Barrikaden
Der Aufstand sei de facto schon seit Beginn der Okkupation im Jahr 1939 vorbereitet worden. Anfangs hätten die Nazis die Strukturen des tschechischen Widerstands zwar noch aushebeln und die Zahl der Kämpfer mehrfach dezimieren können, der Wille zum Aufstand aber sei nie gebrochen worden, erklärt Tomáš Jakl vom Militärhistorischen Institut in Prag. Im Frühjahr 1945 wurde das Ende des Krieges immer gewisser. Und je näher die Fronten von Ost und West in Richtung tschechoslowakische Grenze rückten, umso mutiger wurden auch die Tschechen und die Slowaken. Mit Waffen in der Hand boten sie den deutschen Besatzern erstmals am 1. Mai 1945 im mährischen Přerov die Stirn. Vier Tage später erhoben sich auch die Prager. Auf dem Wenzelsplatz fanden sich mehrere Tausend Menschen ein. Kurz nach Mittag, gegen 12.15 Uhr, wurden im nahe gelegenen Rundfunk die tschechoslowakische und die amerikanische Flagge gehisst. Das Hissen der sowjetischen und britischen Fahne aber kam nicht mehr zustande, denn die Rundfunkredakteure gerieten unter deutschen Beschuss. Stattdessen strahlten sie diesen Aufruf aus:

„Wir rufen die tschechische Polizei, die tschechische Gendarmerie und die staatliche Armee auf, dem Tschechischen Rundfunk zu helfen.“

Dieser Aufruf wurde nicht überhört, bestätigt ein älterer Prager, der damals auch auf dem Wenzelsplatz war:

„Wir waren junge Burschen, und als wir den Aufruf gehört haben, sind wir gleich zum Rundfunk geeilt.“

Tomáš Jakl
Es war das Fanal für den Prager Aufstand, an dem sich in und um Prag bis zu 30.000 Kämpfer beteiligt haben. Sie errichteten dabei über 2000 Barrikaden, 1700 Menschen kamen bei den Kämpfen in Prag ums Leben. An die Opfer des Aufstandes erinnerte auch Präsident Václav Klaus bei der Gedenkfeier am Mittwoch vor dem Rundfunkgebäude:

„Sein Leben in den letzten Tagen und Stunden des Krieges für die Freiheit einzusetzen, das war bewundernswert.“

Václav Klaus bei der Gedenkfeier  (Foto: Kristýna Maková)
Klaus hat den Aufstand als kleiner Junge miterlebt, und noch heute hat er für ihn eine große Bedeutung:

„Mit dem Aufstand haben die Prager kundgetan, dass das erste okkupierte Land des Zweiten Weltkriegs das deutsche Protektorat niemals akzeptiert hat und dass es die Unterdrücker auch nicht in Frieden abziehen lassen wird.“