Tschechen bereiten Eishockey-Weltmeistern tollen Empfang – Nachwuchs muss gefördert werden
Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft hat das Dutzend voll gemacht. Am Pfingstsonntag wurde sie in Köln zum zwölften Male (sechs Male als Tschechoslowakei) Weltmeister. Es war der erste WM-Titel seit fünf Jahren und einer, mit dem hierzulande keiner auch nur annähernd gerechnet hat. Umso größer waren die Spontaneität und Freude, mit der die WM-Helden am Montag in Prag empfangen wurden.
Jeder der Spieler hätte sich für das Team aufgeopfert und mit viel Herz gespielt; die junge Mannschaft hat es allen gezeigt, was man mit Einsatz und Willen erreichen kann – so und ähnlich äußerten sich die Anhänger des Pucksports zu den Leistungen ihrer neuen Lieblinge. Der Erfolg bei der WM in Deutschland könne anderseits jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Eishockeysport in Tschechien nicht mehr so wie früher auf Rosen gebettet ist.
„Im Seniorenbereich verfügen wir über ein gutes Potenzial für noch mehrere Jahre“, sagt der Präsident des tschechischen Eishockey-Verbandes (ČSLH), Tomáš Král. Andererseits weiß er aber gleich hinzuzufügen, dass es im Nachwuchsbereich wesentlich düsterer aussieht. Hier hat das tschechische Eishockey den Anschluss zur Weltspitze schon längst verloren; in der Altersklasse bis 18 Jahre ist die tschechische Auswahl vor drei Jahren sogar schon einmal aus der A-Gruppe der WM abgestiegen. Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe. Ein wesentlicher Grund ist der finanzielle Aufwand, der mit diesem Sport verbunden ist:„Für eine Saison reichen 30.000 Kronen nicht aus. Wir müssen sogar noch etwas mehr für unseren Sohn aufwenden“,sagt der Vater eines jungen Spielers, und der Eishockey-TV-Experte Josef Zajíc ergänzt:
„Die Sorgen im Nachwuchsbereich zeigen auch auf, wie es um die Moral in der Gesellschaft bestellt ist. Wenn einige Jungs zum Beispiel Probleme haben, sich in ihren Mannschaften zu integrieren, dann wird fast nie versucht, sie mit ihren Eltern zu lösen. Viele Eltern haben wenig Zeit und schicken ihre Kinder dann lieber zu anderen Sportarten.“
Zum Beispiel zum Unihockey oder zum Fußball-Tennis – zwei Sportarten, die ihre Kinder wesentlich billiger betreiben können. Aus diesem Grund sehen die Verantwortlichen des Eishockey-Verbandes den WM-Titel jetzt auch als Chance an, um nach den Wahlen einzufordern, was mehrere Politiker schon häufig proklamiert haben: die staatliche Unterstützung für den Sport im Allgemeinen und für das populäre Eishockey im Besonderen.