Tschechen kaufen sich Grundstücke auf dem Mond

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Es gibt Leute, die schon von Kindheit an wissen, was sie mal werden wollen – Arzt, Lehrer, Pilot, Müllwagenchauffeur und vieles mehr. Nicht immer gehen die Kinderwünsche in Erfüllung. Wenn man einen Lieblingsberuf auf Umwegen gefunden hat, ist es auch keine eine Ausnahme. Nun, wer sucht, der findet, sagt man hierzulande. Der junge Mann, den Jitka Mládková für die heutige Ausgabe Heute am Mikrophon interviewte, hat offenbar auch suchen müssen. Heute hat er einen ungewöhnlichen Job.

Filip Rajchart, 35 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder im Alter von 14 und 6 Jahren, gelernter Elektromechaniker von Beruf, dem er sich nie gewidmet hat. Das sind im Prinzip alle persönlichen Eckdaten, die ich unseren ansonsten gesprächigen Studiogast entlocken konnte. Filip Rajchart ist Unternehmer und verkauft „Weltallartikel“, darunter auch Grundstücke auf dem Mond, und das war auch hauptsächlich das Thema unseres Gesprächs:

„Ursprünglich wollten wir die Agentur Lunarembassy GmbH Tschechien gründen. Das wurde aber vom Handelsgericht abgelehnt, und so haben wir gegrübelt, welchen Namen eine Agentur, die Grundstücke auf dem Mond verkauft, tragen soll. Dann kam die Idee, sie Galaktische Agentur zu nennen, und das erwies sich als ein guter Einfall.“

Unter dem Namen „Galaktische Agentur“ bieten Sie im Internet aufgrund eines Lizenzvertrags mit einer in den USA registrierten Gesellschaft deren Produkte an, die Sie „Weltallgeschenke“ nennen, und außerdem auch ein weiteres Begleitsortiment ihrer Firma. Wie kam es dazu?

Foto: Alfonso Diaz,  stock.xchng
„Um die Jahreswende 2004/2005 habe ich mich mit zwei weiteren Gesellschaftern, beide aus Russland, zusammengetan. Wir starteten mit einer weniger traditionellen Tätigkeit, und zwar mit der Produktion von Servietten mit Druckmustern. Das haben damals nur wenige Firmen hierzulande gemacht. Wir verstanden uns auch persönlich sehr gut und beschlossen etwas Ungewöhnliches anzufangen. Einer meiner Kollegen trug den Gedanken an das, was wir heute machen, schon länger im Kopf herum. Sie passte obendrein sehr gut mit unserem Oxylife-Projekt zum Verkauf von Sauerstoffkonserven zusammen. Damit gewannen wir auch ein wenig Aufmerksamkeit von Seite der Medien und konnten unsere Gedanken präsentieren.“

Tschechen sind bei weitem nicht die einzigen Erdbewohner, die sich – sagen wir auf dem Papier - ein Grundstück auf dem Mond gekauft haben, nicht wahr?

„Das Projekt konnte sich bisher weltweit in etwa fünfzehn Lädern etablieren. Nicht überall fällt es auf fruchtbaren Boden. Mancherorts gibt es aber schon Menschen, die bereit sind, diese Art von Originalität zu akzeptieren. Die Verkaufsbedingungen sind keineswegs leicht. Am Anfang waren wir sogar erschrocken, was zum Beispiel der amerikanische Lizenzinhaber alles von uns erwartet. Der Lizenzvertrag war mit hohen Kosten verbunden. Wie in jeder unternehmerischen Tätigkeit galt auch für uns: Aller Anfang ist schwer.“

Grundstücke auf dem Mond sind der Hauptverkaufsartikel Ihrer Firma. Wozu ist es gut, so eine ungewöhnliche „Ware“ feilzubieten?

„Wir wollen den Menschen in der Tat Freude vermitteln, indem wir ihnen etwas anbieten, was sie sich bisher kaum vorstellen konnten.“

Wie ist es um die Parzellen auf dem Mond bestellt? Ist es so, dass Sie diese nur im Rahmen einer konkreten Mondregion verkaufen?

„So ist es. Jeden Monat wird uns ein ´Lot´ von dem Lizenzträger zugeteilt. Auf dem Mond sind insgesamt 500 Millionen Acres zum Verkauf bestimmt. Das ist leicht auf Quadratmeter umzurechnen. Es sind mehr als zwei Billionen Quadratmeter. Wenn man sich die Gesamtfläche des Mondes anschaut, dann sieht man, dass es sich hierbei nur um einen Bruchteil handelt.“

Bisher haben sich, soviel ich weiß, rund acht Millionen Erdbewohner ein Grundstück auf dem Mond gekauft. Wie stark wäre derzeit die tschechische Gemeinde auf dem Mond?

„Wir bekommen jeweils einen Jahresbericht. Mittlerweile haben wir schon die Grenze von 15 000 überstiegen. Heute habe ich keine genaue Zahl parat, ich gehe aber davon aus, dass in den letzten vier Monaten etwa 1500 Menschen hinzugekommen sind. Aktuell dürften es über 16 000 Menschen sein.“

Wie präsentieren Sie sich eigentlich mit Ihrer „Weltall-Ware“ in der Öffentlichkeit, um neue Kunden zu finden?

„Weil wir auch andere Projekte realisieren sowie in neue Betätigungsfelder und überhaupt in die Entwicklung neuer Ideen investieren wollen, nutzen wir am häufigsten die Medien, um auf uns aufmerksam zu machen. Wenn jemand von den so genannten Celebrities ein Grundstück auf dem Mond erwirbt, wollen wir das mit Zustimmung der jeweiligen Person publik machen. Die meisten stimmen zu, weil es auch für sie vorteilhaft ist. So ein Grundstück auf dem Mond gilt als ein witziges Geschenk. Eigentlich wenden wir uns nicht direkt an diejenigen, für die es bestimmt ist. Meisten ist es so, dass einer ihrer Bekannten zu uns kommt und ein originelles Geschenk für jemanden kaufen will, der eigentlich schon alles hat, und gerade so etwas fehlt in der Sammlung.“

Foto: Štěpánka Budková
Die Preise, die in Ihrem Katalog zu finden sind, kann man nicht gerade als niedrig bezeichnen. So ein winzig kleines Grundstück auf dem Mond kommt auf 9999 Kronen (rund 400 Euro). In Ihrem Angebot gibt es aber auch VIP-Grundstücke, die noch teurer sind. Worin besteht ihre Attraktivität?

„Ich glaube vor allem darin, dass wir außer dem Grundstück auch originell gestaltete Zertifikate anbieten, die eingerahmt werden können. Wenn es der Kunde wünscht, kann er aber stattdessen auch eine originelle Plakette bekommen. Außerdem haben wir auf dem Mond relativ viele Beverly-Hills-Grundstücke verkauft, und dazwischen gibt es noch freie Räume für den Bau der Infrastruktur. Das alles ist aber vor allem eine romantische Vision.“

Sie haben „Weltallgeschenke“ erwähnt. Worum geht es?

„Wir rechnen künftig mit einer neuen Welle nicht traditioneller Geschenke. Wir haben darauf auf unseren Webseiten aufmerksam gemacht, wo es zum ersten Mal Blechkonserven mit der Mondatmosphäre zu sehen gab. Das ist aber erst der Anfang. Wir haben einen Plan und wollen den Menschen auf eine unaufdringliche Art und Weise zeigen, in welcher Situation sich unser Planet jetzt befindet und warum das so ist. Ich glaube, der Vorteil der Mondgründstücke besteht darin, dass der Mond uns seit eh je als eine Friedenszone ohne Streitigkeiten erscheint. Das, was wir machen, machen wir natürlich darum, um damit Geld zu verdienen, das kann uns jedermann vorwerfen. Auf der anderen Seite aber wollen wir den Menschen beibringen, dass man im Leben lachen muss. Wer man lacht, lebt man länger und zufriedener.“

In welcher Situation befindet sich Ihrer Meinung nach die heutige Welt?

„Das ist wohl allgemein bekannt. Die Welt befindet sich an einem Wendepunkt der Denkweise. In einer Zeit des Wohlstands mag der Mensch nicht viel nachdenken. Er tut nichts. Erst wenn man sich unter dem Druck von Problemen befindet, kommen neue, ungewöhnliche Ideen. Das gilt für alle Bereiche. Egal, ob wir an Geschenke oder an die Energiewirtschaft denken. Man zerbricht sich den Kopf darüber, wie die Situation zu lösen ist. Wenn dabei etwas herauskommt, was auch anderen Menchen helfen kann, dann ist das in Ordnung.“

Ist dann vielleicht zu erwarten, dass die Menschen netter zueinander sein werden und sich mehr entgegen kommen? Lässt Negatives in den zwischenmenschlichen Beziehungen etwa nach?

„So weit werde ich Ihnen nicht folgen. Ich bin kein religiöser Führer oder so etwas. Auf derartige Diskussionen will ich mich nicht einlassen. Ich glaube aber daran, dass es einigen Menschen helfen kann. Probleme sind für viele Menschen nützlich. Mir haben sie sehr geholfen. Wenn man in eine schwierige Situation geraten ist, tauchen in der Nähe Menschen auf, die in dieselbe Situation geraten sind. Und wenn man sich mit eigenen Kräften aufrappelt, denkt man über alles ganz anders nach. Aber das kennt wohl jeder, das muss man nicht bechreiben.“

Kommt es nicht manchmal vor, dass Sie jemand für einen Narren hält?

„Klar. Ziemlich oft sogar. Ich bin ein Narr, die Bezeichnung ist in Ordnung. Wer sich für einen Narren hält, ist im Prinzip glücklich.“

Erzählen Sie bitte etwas über sich selbst! Haben Sie als Kind Science-Fiction-Literatur gelesen oder glauben Sie, dass Sie durch etwas veranlagt waren, das Sie zu Ihrer heutigen Betätigung führte?

„Ich glaube, dass man im Leben irgendwohin gesteuert wird, und dann letztlich genau das tut, was man eben tun muss. Ich bin selbstverständlich ein gläubiger Mensch. Von Kindheit an hat mich das Weltall sehr interessiert. Die Sterne zu beobachten, war für mich faszinierend. Der Höhepunkt waren für mich Besuche in der Prager Sternwarte. Heute verfolge ich mit großem Interesse die Weltallerforschung. Wenn ich die wunderbaren Bilder aus dem All sehe, bin ich überzeugt, dass die Erdenbewohner hier nicht allein leben.“