Tschechen, Polen und Deutsche bestreiten Trikick-Premiere

Foto: www.trikick.net

Auf so ziemlich allen Sportkanälen der Welt hat König Fußball das Zepter derzeit fest in der Hand. Die 19. Fußball-WM in Südafrika – die erste auf dem schwarzen Kontinent – zieht rund um den Globus die Menschen in ihren Bann. Es gibt tatsächlich keine Sportart, die populärer wäre. Deshalb hat das traditionsreiche Ballspiel auch schon mehrere Varianten hervorgebracht. Beach Soccer, Futsal oder Hallenfußball sind nur einige von ihnen. Dieser Tage kommt eine neue Variante hinzu: Trikick.

Sportlicher Ehrgeiz und künstlerisches Experiment treffen sich auf einem Spielfeld. Trikick heißt der neue Sport, der die Grenzen des Fußballs auslotet und gleichzeitig Grenzen überschreitet. Beim Trikick spielen drei Mannschaften auf drei Tore. Und bei der Premiere am Samstag im ostsächsischen Kirschau kommen diese drei Mannschaften auch gleich aus drei Ländern: aus Tschechien, Polen und aus Deutschland. Die Idee zu diesem Spiel stammt vom Leipziger Künstler Sandro Porcu:

Foto: www.trikick.net
„Die Idee entstand hier in Kirschau, also in der Grenzregion zwischen Tschechien, Polen und Deutschland. Zu verdanken habe ich das eigentlich dem Macher von obART, Mike Salomon, der hier dieses Label gegründet hat. Vor einem halben Jahr hat er mich gefragt: ´Mensch Sandro, lass dir doch mal etwas einfallen zu unserem grenzART-Festival.' Dann habe ich mich natürlich mit dieser Region auseinandergesetzt und gemerkt, dass es hier kaum eine Begegnung gibt zwischen Polen, Tschechen und Deutschen. Das ist hier alles wie in einem Dornröschenschlaf. Als Künstler will man natürlich bewegen und Verbindungen schaffen, und so wurde die Idee des Drei-Länder-Fußballs geboren.“

Jede der drei Ländermannschaften hat also ihr eigenes Tor und muss versuchen – wie beim Fußball üblich – den Ball ins gegnerische Tor zu befördern und den eigenen Kasten möglichst rein zu halten. Damit alle Teams dazu die gleiche Möglichkeit besitzen, wurde in Kirschau ein Fußballfeld geschaffen, das einem gleichschenkeligen Y ähnelt. Von einem gemeinsamen Mittelkreis mit Anstoßpunkt kann der Ball folglich in drei verschiedene Richtungen getrieben werden

Foto: www.trikick.net
„Das Spielfeld ist so angelegt, dass es von der Vogelperspektive aussieht wie ein grafisches Muster, das mir persönlich sehr gefällt. Es sieht auch sehr vertraut aus, weil man das Fußballfeld an und für sich schon kennt. Es sind insgesamt drei Felder. Darauf sollen alle drei Mannschaften in einer Grundformation mit je sechs Spielern gleichzeitig gegeneinander spielen. Es wird drei Linienrichter geben, einen Schiedsrichter und einen Ball. Für das Trikick-Spiel wurden auch einige Spielregeln aufgestellt, die jetzt noch festgenagelt werden müssen. Denn die Fußballer sollen noch ein paar Tage Zeit dafür haben, sich damit auseinanderzusetzen.“

Apropos Spielregeln: Wie soll das gehen, wenn zwei Mannschaften auf das Tor der dritten Vertretung stürmen, aber nur eines der beiden Teams das mögliche Tor erzielen kann? Wie wird ein solcher Treffer gewertet?

Foto: www.trikick.net
„Wir haben uns für eine Negativ-Zählung ausgesprochen, die wie folgt funktioniert: Wenn zum Beispiel Deutschland einen Treffer erzielt, egal ob dabei ins polnische oder ins tschechische Tor getroffen wurde, dann erhalten Polen und Tschechien je einen Minuspunkt, während Deutschland ein Pluspunkt gutgeschrieben wird. Damit haben wir die Gewährleistung, dass jede Mannschaft tatsächlich gewinnen will und sich Mannschaften nicht verbünden.“

Mit anderen Worten: Eher werden sich zwei Mannschaften bei der Abwehrarbeit verbünden, um ein Tor des dritten Teams zu verhindern. Um aber selbst ein Tor zu schießen, ist schnelles Schalten gefragt, vor allem wenn sich eine Chance zum Konter in die entblößte Abwehrzone eines Kontrahenten bietet. Das kostet viel Kraft, weshalb die Macher von Trikick nach ersten Erfahrungen eine weitere Regel geschaffen haben:

„Es gab ein Testspiel, und das hat gezeigt: Trikick ist extrem schnell! Das heißt, die Leute müssen ziemlich schnell agieren, viel schneller laufen und auch Kopfarbeit ist gefragt. Deshalb haben wir die Regel erstellt, dass wir fliegenden Wechsel machen. Sobald ein Spieler nicht mehr kann, kann er raus und ein anderer kann für ihn mit Abklatschen rein.“

Insgesamt darf jedes Team bis zu 13 Spieler einsetzen, das heißt, neben den sechs Akteuren der Startformation nehmen noch sieben Spieler zunächst auf der Auswechselbank Platz. Am Samstag kann man in Kirschau gleich zweimal erleben, mit welcher Taktik die drei Mannschaften zum Erfolg kommen wollen:

Großpostwitz-Kirschau  (Foto: www.trikick.net)
„Das erste Spiel wird von der Euroregion Neiße gefördert. In dieser Begegnung treffen Teams kleinerer Ortschaften aufeinander. Das sind Vereinsmannschaften aus Podgórzyn (Polen), Špindlerův Mlýn (Spindlermühle, Tschechien) und Großpostwitz-Kirschau (Deutschland). Die zweite Partie finde ich noch interessanter, weil sich da noch spielstärkere Mannschaften gegenüberstehen. Die Mannschaften aus Polen und Tschechien werden dabei vom Sportbund Bautzen kontaktiert, während die deutsche Mannschaft vom Sportverband Bautzen zusammengestellt wird. Das wird eine Auswahl des Kreises Bautzen sein.“

Die Vertretungen, die das zweite Spiel bestreiten, sind Kreis- bzw. Bezirksauswahl-Mannschaften, die mit Spielern aus der fünften und sechsten Liga ihrer Heimatländer antreten. Das tschechische Team wird dabei durch eine Auswahl des Bezirkes Jablonec nad Nisou / Gablonz gestellt. Alle sechs Mannschaften werden sehr gut vorbereitet in die Trikick-Premiere gehen, ist sich Porcu sicher:

Aus dem GrenzART-Festival  (Foto: www.trikick.net)
„Es gibt sehr viel Gesprächsstoff. Gerade im Kreis Bautzen wird ganz viel darüber gesprochen; über die Spielregeln oder darüber, wie funktioniert das Spiel überhaupt? Ich denke schon, dass sich die einzelnen Vereine in ihrer Vorbereitung auch Trikick-Felder abgesteckt haben, um zu testen. Denn nur so können sie sich den Kopf darüber zerbrechen, mit welcher Taktik sie spielen werden. Es wird ja auch ein Pokal vergeben und jeder will schließlich diesen Pokal mit nach Hause nehmen.“

Sandro Porcu arbeitet schon ein halbes Jahr lang an seinem ehrgeizigen Projekt. Ohne die Hilfe anderer aber hätte er es nicht geschafft, es so gut umzusetzen:

„Wie ich bereits gesagt habe: Das Projekt wird von der Euroregion Neiße unterstützt, und zwar mit 30.000 Euro. Davon werden unter anderem die Hotelzimmer der Spieler bezahlt, ihre An- und Abreise mit dem Bus und anderes mehr. Trotzdem müssen wir auch aus eigener Tasche noch etwas dazugeben, um zum Beispiel den Sportplatz zu vergrößern und ihn mit Rollrasen zu versehen. Dabei helfen uns mehrere Unternehmer hier aus Kirschau. Sie setzen sich sehr stark ein mit ihren Familien und unterstützen, wo es nur geht.“

Sandro Porcu
Am Samstag können sich alle Sponsoren und Helfer dann endlich auf das Ergebnis ihres gemeinsamen Schaffens freuen. Zwei Fußballspiele mit gleich sechs Mannschaften an einem Nachmittag. Das hat selbst die WM in Südafrika nicht zu bieten. Sandro Porcu gestand jedoch ein, dass er den Top-Event dieser Tage bei seinen Planungen überhaupt nicht auf dem Zettel hatte:

„Mein Ziel war von Anfang an, hier nur ein Trikick-Spiel zu veranstalten. Mir ging es dabei tatsächlich um die Begegnung, um das Wir-Gefühl, um das Miteinander. Ich glaube sogar, damals vor sechs Monaten habe ich nicht einmal gewusst, dass in diesem Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ausgetragen wird. Das klingt unglaublich, aber das war so.“

Das erste Spiel zur Trikick-Premiere im ostsächsischen Kirschau beginnt am Samstag um 14.30 Uhr, die zweite Partie wird um 16.30 Uhr angepfiffen. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite www.trikick.net

Autor: Lothar Martin
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