Tschechien – europäische Großmacht bei Export von Ski
Höher als auf 1600 Meter geht es in Tschechien nicht hinauf. Dennoch gehört das Land zur europäischen Spitze bei der Ausfuhr von Ski und Wintersportausrüstung. Selbst Italien hat man mittlerweile hinter sich gelassen. Und der Markt wächst immer weiter.
Die Herstellung eines Skis beginnt bei der Wahl des richtigen Holzes. Die Abfahrts- und Langlaufbretter bei Kästle CZ bestehen meist aus einem Mix aus Pappel und Buche. Aber auch exotisches Balsaholz wird verwendet. Petr Kutal ist Marketingmanager bei dem Unternehmen:
„Das Holz trocknet hier zunächst ein bis zwei Jahre auf natürliche Weise. Wichtig ist, dass es einmal alle Jahreszeiten durchlaufen hat. Denn der Werkstoff Holz arbeitet, wie man sagt. Am Ende kommt er noch in einen speziellen Trockenraum.“Zum fertigen Ski ist es aber noch ein weiter Weg. Es sind viele Dutzende Arbeitsschritte. So muss das Holz zurechtgeschnitten werden, dann wird es verleimt, gefräst und mit den anderen Lagen verpresst.
„Der Fertigungsprozess erfolgt jeweils in Serien. Es dauert also ein bis zwei Monate, bis das Endprodukt bereitsteht. Dabei nutzen wir zwei Haupt-Technologie-Verfahren. Das eine ist die Sandwich-Bauweise, das andere die Injektion“, so Kutal.
Bei der Injektion wird ein Schaumkern in die Form für den Ski gespritzt. Mit solchen Brettern der Marke Sporten gewann zum Beispiel der tschechische Freestyler Aleš Valenta 2002 Olympiagold.In Nové Město na Moravě läuft die Produktion auf Hochtouren – kein Platz mehr für neue Aufträge, meint Marketingmanager Kutal:
„Wir müssen Aufträge ablehnen, bis Ende des Jahres sind wir voll ausgelastet. 60 Prozent unserer Produktion ist für andere Marken, 40 Prozent für unsere eigenen.“
Derzeit verlassen pro Jahr 120.000 Paar Ski beziehungsweise Snowboards die Fabrik. Die meisten Aufträge von außen kommen von renommierten Herstellern wie etwa Salomon aus Frankreich, Åsnes aus Norwegen oder Alpina aus Slowenien. Dieses Geschäftsmodell zeichne den Industriezweig hierzulande aus, sagt Filip Mikel vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Deloitte:
„Der größte Teil des tschechischen Exports in diesem Bereich sind Ski, Bindungen und Schuhe für ausländische Marken. Das heißt, die Kollegen aus dem Ausland verlagern vor allem ihre Produktion hierher.“Und das funktioniert so gut, dass Kästle CZ seinen Output in Zukunft nahezu verdoppeln möchte.
„200.000 Ski sind unser nächstes Ziel. Dazu müssen wir allerdings expandieren. Das bedeutet Investitionen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Kronen. Damit sollen neue Gebäude finanziert werden, aber auch moderne Technologien, die hochentwickelte Robotik nutzen. Wir wollen vor allem unsere eigenen Marken voranbringen, aber das wird ein Prozess über mehrere Saisons“, so Firmenchef Vladimír Dušánek.
Während die Fertigung in Nové Město na Moravě auf mehr als 120 Jahre Tradition zurückblickt, ist in Žacléř / Schatzlar im Riesengebirge ein neuer Fabrikant entstanden. Galus Industries stellt dort seit den Nullerjahren her, es sind Ski, Snowboards, Zubehör und Bekleidung der Marke Lusti. 30 Prozent der Produktion gehen in den Export. Auch das trage dazu bei, dass Wintersportartikel aus Tschechien mittlerweile Europa erobern würden, meint Filip Mikel von Deloitte:„Die Tschechische Republik ist in diesem Bereich im Vergleich mit anderen europäischen Staaten sehr gut aufgestellt. Dabei muss man in Erwägung ziehen, wie klein unser Land ist, und dass wir keine Alpen-Anrainer sind. So betrachtet sind unser vierter Platz auf dem Kontinent beim Export von Ski und der fünfte Rang bei der Ausfuhr von Skiausrüstung sehr gut.“
Ganz vorne liegen Österreich, Frankreich und Deutschland. Aber Italien etwa reicht nicht an Tschechien heran. Und beim Export von Skibindungen belegen die hiesigen Hersteller sogar den zweiten Platz in Europa.