Tschechien führt als erstes postkommunistisches Land "Homo-Ehe" ein

Foto: CTK

Nach jahrelangem Tauziehen und mehreren Anläufen hat das tschechische Abgeordnetenhaus am Mittwoch der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften definitiv grünes Licht gegeben. Tschechien ist damit das erste postkommunistische Land, in dem die "Homo-Ehe" gesetzlich verankert ist.

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Kaum ein anderes Thema hat in den letzten Jahren so viele Emotionen bei den tschechischen Abgeordneten geweckt. Wenn die Sprache auf die "Homo-Ehe" kam, gingen die Gräben quer durch die Parteien. Bis zur letzten Minute ungewiss war daher der Ausgang der Abstimmung am Mittwoch - der insgesamt sechsten Abstimmung über einen Gesetzesentwurf zur "Homo-Ehe" innerhalb von acht Jahren. Umso größer die Freude und Erleichterung bei denjenigen, die das Gesetz unmittelbar betrifft. Slavomir Goga aus der Gay- und Lesbenliga:

"Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass das so ausgegangen ist! Nach dieser langjährigen Mühe und Anstrengung gebührt all denjenigen Abgeordneten Dank, die ohne Rücksicht auf ihre Parteizugehörigkeit für den Gesetzentwurf gestimmt haben. Das ist ein enormer Schritt nach vorne. Jetzt wird es von den Menschen abhängen, das Gesetz mit Leben zu erfüllen, wenn es - in drei Monaten - in Kraft triff.".

Staatspräsident Vaclav Klaus
Ab diesem Zeitpunkt können homosexuelle Paare dann ihre Partnerschaft bei einer Behörde registrieren lassen. Daraus erwachsen ihnen ähnliche Rechte und Pflichten wie heterosexuellen Paaren. Ursprünglich hatte sich das tschechische Abgeordnetenhaus bereits im Dezember für die Einführung der "Homo-Ehe" ausgesprochen. Nachdem der konservative Staatspräsident Vaclav Klaus aber im Februar sein Veto dagegen eingelegt und die Vorlage für einen "tragischen Irrtum" erklärt hatte, war eine erneute Abstimmung nötig geworden. Die Unterstützung für den Entwurf kam überwiegend von sozialdemokratischen und kommunistischen Abgeordneten, geschlossen dagegen stimmten die Christdemokraten, die die Homo-Ehe als Bedrohung des traditionellen Familienmodells betrachten. Einer der am meisten umstrittenen Punkte in der Gesetzesvorlage war die Frage, ob homosexuelle Paare auch Kinder adoptieren dürfen. Da eine solche Festlegung im Abgeordnetenhaus mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit keine Mehrheit bekommen hätte, hatten die Gay- und Lesbenverbände letztlich in dem Entwurf auf diesen Passus verzichtet. Wenn Gegner der Adoption jetzt argumentierten, früher oder später drohe eine solche Festlegung letztlich doch, dann sei das einfach unfair, meint Jiri Hromada, Vorsitzender der Gay-Initiative:

"Es hat zehn Jahre gedauert, bis wir das Gesetz über eingetragene Lebenspartnerschaften durchsetzen konnten. Ähnlich wird es mit dem Thema Adoption auch sein: Solange die Politiker und die Gesellschaft sie nicht wollen, wird es sie auch nicht geben."

Ob mit oder ohne Adoption - das letzte Wort in puncto "Homo-Ehe" sei noch nicht gesprochen, reagierte Staatspräsident Klaus auf die Verabschiedung der Gesetzesnorm am Mittwoch. Die tschechische Gesellschaft übrigens hat sich in Umfragen immer wieder mehrheitlich für eingetragene Lebenspartnerschaften von Homosexuellen ausgesprochen. In einer Umfrage vom Oktober unterstützten zuletzt 62 Prozent der Tschechen den Gesetzesentwurf.