Tschechien missglückt Generalprobe für Eishockey-WM beim Nachbarn
Passend zum kühlen Wetter wird in diesen Tagen auch Eishockey gespielt. Und dies auf sehr hohem Niveau, denn das Hauptereignis in dieser Sportart steht unmittelbar ins Haus: die Weltmeisterschaft in der Slowakei, die am Freitag in Košice und Bratislava beginnt. Auf das Turnier der 16 besten Nationalteams haben sich auch Tschechien und Deutschland gut vorbereitet.
Ein bekanntes Sprichwort aus der Theaterszene besagt: Auf eine missglückte Generalprobe folgt in der Regel eine gelungene Premiere. Deswegen machen sich auch die Spieler der tschechischen Mannschaft keine allzu großen Gedanken über den Misserfolg. Torwart Jakub Kovář:
„Es ist immer noch nur die WM-Vorbereitung. Jeder versucht, sich für das große Turnier bestmöglich in Schwung zu bringen. Wenn wir in einem WM-Spiel 1:3 zurückliegen, dann werden wir sicher ganz anders draufgehen und alles versuchen, um das Ergebnis noch zu korrigieren. Heute aber, fünf Tage vor dem WM-Beginn, will sich keiner mehr wehtun oder gar verletzen. So ist es natürlich auch schwer, solch einem Spiel noch etwas abzugewinnen.“Nach dem abschließenden Turnierspiel gegen Russland gab der tschechische Nationaltrainer Miloš Říha sein vorläufiges Aufgebot für die WM bekannt. Für den 25 Mann starken Kader nominierte er drei Torhüter, acht Verteidiger und 14 Stürmer. Zwei Fünftel des Teams, exakt zehn Spieler, stehen in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) unter Vertrag. Die NHL gilt als die beste Liga der Welt, und so ist auch Říha von der Stärke seiner Mannschaft überzeugt:
Miloš Říha: „Wir haben zwei sehr starke Fünfer-Formationen, die unseren ersten und zweiten Block in Angriff und Verteidigung bilden. Wenn diese beiden Formationen die Marschrichtung vorgeben, dann werden sich auch die anderen zwei Blöcke darauf einstellen und entsprechend mitziehen.“
„Wir haben zwei sehr starke Fünfer-Formationen, die unseren ersten und zweiten Block in Angriff und Verteidigung bilden. Wenn diese beiden Formationen die Marschrichtung vorgeben, dann werden sich auch die anderen zwei Blöcke darauf einstellen und entsprechend mitziehen. Dann wären wir auch in der Lage, verschiedene Doppel und Trios zu bilden, sie gegeneinander auszutauschen und so mit der ganzen Mannschaft zu arbeiten.“
Jedes große internationale Turnier bietet auch immer eine gute Gelegenheit für neue Spieler, sich auf der Weltbühne des Eishockeys zu zeigen. Coach Říha hat gleich sieben WM-Neulinge in seinen Kader beordert, von ihnen haben allerdings Goalie Patrik Bartošák und Angreifer Ondřej Palát schon Erfahrungen bei den olympischen Turnieren 2018 beziehungsweise 2014 gesammelt. Am überraschendsten für die Fachwelt war wohl die erstmalige Berücksichtigung des 24-jährigen Stürmers David Tomášek, der ansonsten in der finnischen Liga für das Team aus Jyväskylä spielt. Miloš Říha begründete diese Nominierung wie folgt:
„Wenn man sich seine Statistiken anschaut, dann stellt man fest, dass er ein ziemlich erfolgreicher Torschütze ist. Tomášek ist einfach ein junger Frechdachs, der sich zeigen will und keine Hemmungen hat. Von daher bin ich überzeugt, dass er unser Vertrauen mit Leistung zurückzahlen wird, sollten wir ihn für eine der Begegnungen aufstellen.“Nicht im tschechischen Aufgebot steht indessen der beste Spieler der Saison in der heimischen Extraliga, der Pilsener Milan Gulaš. Der 33-Jährige ist der Top-Scorer und beste Torjäger in der Hauptrunde gewesen und hat mit dem Team aus der Bierstadt den dritten Platz belegt. Doch wie schon im vergangenen Jahr vor Olympia brachte ihn eine hartnäckige Verletzung um seinen Platz in der Nationalmannschaft. Deshalb ist die Anerkennung, durch eine Experten-Umfrage zum besten Spieler der Liga-Saison gekürt worden zu sein, für ihn eher ein schwacher Trost. Nach der Preisverleihung im Brünner Hotel Holiday Inn sagte er:
Robert Reichel: „Dieser Sieg ist schon sehr wichtig. Ich muss ohnehin sagen: Wir haben in allen Begegnungen mit den Schweden in dieser Saison gut gespielt. Von daher bin ich guten Mutes, dass unser WM-Auftaktspiel am kommenden Freitag gegen die Tre Kronors ähnlich verlaufen wird.“
„Diese Auszeichnung hat wirklich einen hohen Stellenwert. Sie ist aber das Ergebnis der gesamten Mannschaft, denn ohne meine Mitspieler würde ich nicht hier oben auf dem Podium stehen. Ausschlaggebend für meine Leistungen war jedoch die gute Saisonvorbereitung im vergangenen Sommer. Die physischen Reserven, die ich mir dabei erarbeitet habe, haben gereicht für die gesamte Saison, in der ich mich sehr gut gefühlt habe.“
Aber auch ohne Gulaš glaubt Chefcoach Říha, ein starkes und Erfolg verheißendes Team für die WM nominiert zu haben. Sein Co-Trainer ist kein Geringerer als der Olympiasieger und dreifache Weltmeister Robert Reichel. Und dem 47-Jährigen gibt vor allem der 3:0-Sieg über die Schweden beim Turnier in Brünn viel Zuversicht:
„Dieser Sieg ist schon sehr wichtig. Ich muss ohnehin sagen: Wir haben in allen Begegnungen mit den Schweden in dieser Saison gut gespielt. Von daher bin ich guten Mutes, dass unser WM-Auftaktspiel am kommenden Freitag gegen die Tre Kronors ähnlich verlaufen wird.“
Neben den Schweden spielt die tschechische Mannschaft in der Gruppe B in Bratislava außerdem gegen Norwegen, Russland, Lettland, Italien, Österreich und die Schweiz.
Fauser: Will nach Verletzung wieder Eishockey auf höchstem Level zeigen
In ihrer WM-Vorbereitung hat die tschechische Mannschaft unter anderem auch zwei Begegnungen mit dem deutschen Nationalteam bestritten. Diese fanden kurz vor Ostern im nordwestböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad statt, und beide Spiele gewannen die Schützlinge von Cheftrainer Miloš Říha jeweils mit 5:4. Nach der zweiten Partie bat Radio Prag auch den Kapitän der deutschen Mannschaft, Gerrit Fauser, vors Mikrofon.Herr Fauser, in den Duellen mit der Slowakei und Tschechien waren Sie der Kapitän der deutschen Mannschaft. Wie lautet Ihr Fazit zu den vier Testpartien?
„Ich denke, wir haben schon viel Positives gezeigt. Vor allem taktisch haben wir zum Teil sehr gut gespielt. Das sind Dinge, auf denen man aufbauen kann. Wir schauen auf jeden Fall positiv in die weitere WM-Vorbereitung.“
Was war in Karlsbad anders als nur der Gegner?„Vom Tempo her waren die Spiele gegen Tschechien noch eine Spur schneller, und bei den Zweikämpfen einen Tick härter. Wir haben versucht, entsprechend gegenzuhalten, und phasenweise ist uns das auch gut gelungen. Es waren nur Kleinigkeiten, die gegen uns entschieden haben. Aber genau daran müssen wir jetzt arbeiten.“
Was ging in Ihrem Kopf vor, als Bundestrainer Toni Söderholm Sie zum Kapitän ernannt hat? Welche Erwartungen hat er damit an Sie geknüpft?
„Ich war zunächst sprachlos, denn Kapitän zu sein ist schon eine Riesenehre, und es hat mich sehr gefreut. Von mir erwartet der Trainer, dass ich als etwas erfahrener Spieler vorangehe, dass ich die Mannschaft in Druckphasen ein bisschen beruhige und vor allem, dass ich helfe, auf der Bank eine positive Stimmung zu erhalten, in der man sich gegenseitig aufbaut.“
Sehen Sie das Kapitänsamt auch als einen Vertrauensvorschuss? Rechnen Sie sich damit größere Chancen für eine WM-Nominierung aus?„Nein, so sehe ich das nicht. Es fightet hier jeder um seinen Platz, und das wird auch brutal schwer für jeden. Natürlich werde ich alles geben, um bei der WM dabei zu sein, aber als eine Art Vorteil sehe ich das Kapitänsamt nicht an.“
Aber nach Ihrem Pech im Vorjahr, als Sie sich gleich nach Olympia an der Schulter verletzt hatten, sind Sie doch bestimmt besonders motiviert, sich das WM-Ticket zu sichern, oder?
„Absolut. Ich möchte einfach zeigen, dass ich auch nach meiner Verletzung noch auf höchstem Level spielen kann. Dafür brenne ich und versuche, dies in allen Zweikämpfen zu zeigen. Vielleicht kann ich so auch mein Ticket für die WM ziehen.“
Kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft deutet alles darauf hin, dass der 29-jährige Spieler aus Wolfsburg den Sprung in den WM-Kader der deutschen Mannschaft geschafft hat. Er steht im 27-köpfigen Aufgebot, das Chefcoach Toni Söderholm für das Turnier nominiert hat, aus dem aber noch zwei Akteure gestrichen werden müssen. In der Vorrunde geht Deutschland der tschechischen Vertretung aus dem Weg, denn das DEB-Team spielt in der Gruppe A in Košice. Dort trifft es unter anderem auf Kanada, die USA, Finnland und Gastgeber Slowakei. Ein erneutes Duell mit Tschechien kann es daher frühestens im Viertelfinale geben.