Tschechien optimistisch bei Antrag für Unesco-Titel Welterbe Erzgebirge

Erzgebirge (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)

Das Erzgebirge gilt als raue Landschaft. Und genauso hart scheint der Kampf um den Welterbe-Titel für die Region. Denn am Montag haben in Dresden Politiker aus Tschechien und Sachsen schon den zweiten Antrag dazu unterzeichnet.

Erzgebirge | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International
Was lange währt, wird gut, besagt eine alte Weisheit. Deshalb sind die offiziellen Vertreter Tschechiens und Sachsens auch nicht verärgert, dass sie zur Erlangung des Unesco-Welterbetitels für die Montanregion Erzgebirge doppelten Einsatz zeigen müssen. Die erste Bewerbung haben sie auf eine Empfehlung des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS) 2014 zurückgezogen. Der Antrag wurde überarbeitet und nun am Montag erneut von Vertretern beider Seiten unterzeichnet.

Auf deutscher Seite wurde er wie vor knapp vier Jahren von Sachsens Innenminister Markus Ulbig unterschrieben. Das Erzgebirge mit seinem herausragenden kulturellen Erbe habe es verdient, als Welterbe angesehen zu werden, sagte der CDU-Politiker bei der Unterzeichnung. Und er sei fest davon überzeugt, „dass die gemeinsame sächsisch-tschechische Bewerbung erfolgreich sein wird“, betonte Ulbig.

Michal Urban  (Foto: Archiv des Projektes Znovuobjevené Krušnohoří)
Für die tschechische Seite setzte wie im Januar 2014 ein scheidender Kulturminister seine Unterschrift unter die Bewerbung. Damals war es Jiří Balvín, diesmal Daniel Hermann. Und der Christdemokrat ließ dann auch wissen, wie die Bergbaustädte des Erzgebirges von einer erfolgreichenBewerbung profitieren würden:

„Das stünde in allen Touristenführern, die zum Besuch der Region einladen. Das heißt, eine Anerkennung des Erzgebirges als Welterbe hätte konkrete Auswirkungen nicht nur für die Denkmalspflege, sondern auch für den Tourismus. In diesem Falle würde sich auch der Beschäftigungsgrad in der Region erhöhen. Mit anderen Worten: Der Welterbetitel brächte nur Vorteile.“

Das Projekt wurde gestrafft, auf den Erzbergbau konzentriert und die Einmaligkeit des Erzgebirges deutlicher herausgearbeitet. Das 782-seitige Papier setzt sich nun aus 22 statt bisher 85 Bestandteilen zusammen – 17 auf deutscher und 5 auf tschechischer Seite. Der Direktor der gemeinnützigen Organisation Montanregion Krušné hory, Michal Urban, erläutert, was von tschechischer Seite im Antrag enthalten ist:

„Die Dokumentation umfasst die Landschaft mit ihren erhaltenen Überbleibseln des Bergbaus. Des Weiteren enthalten sind alle Baudenkmäler, die ein Beleg für die technologischen und sonstigen Innovationen sind, die das Erzgebirge der Welt geschenkt hat.“

Krupka  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Die tschechische Seite wird repräsentiert von drei bedeutenden Erzrevieren und den jeweils zugehörigen Bergstädten: Jáchymov / Joachimsthal, Abertamy / Abertham – Boží Dar / Gottesgab – Horní Blatná / Bergstadt Platten und Krupka / Graupen. Die letztgenannte Stadt vertrat bei der Unterzeichnung des Antrags der Christdemokrat Rostislav Kadlec. Auch er ist optimistisch:

„Zweifellos glaube ich daran, dass die gesamte Bergbau- und Kulturlandschaft Erzgebirge eine große Chance hat, in die Welterbeliste der Unesco eingetragen zu werden. Und damit auch der Teil der Landschaft in unserem Standortgebiet Krupka.“

Der nach der Vorprüfung im Herbst überarbeitete Antrag muss bis spätestens 1. Februar 2018 beim Welterbezentrum der Unesco eingehen. Bei Empfehlung durch das Unesco-Beratungsorgan Icomos könnte das Welterbekomitee im Sommer 2019 über den Erfolg oder Misserfolg der Bewerbung entscheiden.

Autor: Lothar Martin
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