Montanregion Erzgebirge: Tschechien und Sachsen stellen Unesco-Antrag
Ob im sächsischen Freiberg oder im nordböhmischen Jáchymov / Joachimsthal: Der Bergbau hat das Erzgebirge auf beiden Seiten der Grenze geprägt. Als Montanregion Erzgebirge soll nun dieses gemeinsame Erbe bei der Unesco registriert werden. Den entsprechenden Antrag unterzeichneten am Montag in Dresden der sächsische Innenminister Markus Ulbig und der scheidende tschechische Kulturminister Jiří Balvín.
„Das wird erstens die Steigerung der Touristenzahlen sein, zweitens einen Imagegewinn, von dem Kultur und Wirtschaft im Erzgebirge profitieren werden, und drittens die Stärkung der lokalen und regionalen Identität.“
Insgesamt wurden 52 Objekte ausgewählt, die den Bergbau in der Region dokumentieren. Das beginnt bei der mittelalterlichen Erzförderung am Berg Mědník, geht über den Hüttenkomplex Muldenhütten und reicht bis zur historischen Altstadt von Schneeberg. Auf sächsischer Seite sind es 44 Elemente, auf böhmischer jedoch nur acht. Deswegen stellt auch offiziell Deutschland den Antrag auf den Unesco-Eintrag. Kulturminister Balvín gegenüber Radio Prag:„Im positiven Sinn ist die deutsche Seite hierbei dominant gewesen, sie hat schon vor über zehn Jahren mit der Vorbereitung des Projekts begonnen. Wir haben uns dem erst in den vergangenen zwei Jahren angeschlossen. Ich halte den Antrag für ausgesprochen wichtig, weil in der Gegend über Jahrhunderte zusammengearbeitet wurde. Zu kommunistischen Zeiten war dies dann nicht mehr möglich gewesen, auch wenn es sich um die DDR und die Tschechoslowakei gehandelt hat. Nun lässt sich von Glück reden, dass man sich gegenseitig ohne Grenze wieder besuchen kann.“
Gerade den grenzüberschreitenden Charakter hebt auch der Landrat des Erzgebirgskreises, Volker Uhlig, hervor:„Die Zusammenarbeit mit der tschechischen Seite hatte nicht nur Alibi-Funktion. Es ist ein ganz wichtiger Bestandteil, dass die tschechische Seite mit dabei ist. Dabei zählt die Anzahl der Objekte überhaupt nicht.“
Die sächsische Landesregierung übergibt nun am Dienstag den Antrag an das deutsche Außenministerium. Das Ressort in Berlin leitet diesen dann bis Ende Januar an den Sitz der Unesco in Paris weiter. Allerdings sind pro Jahr und Land nur zwei Anträge möglich. Diese Quote hat Deutschland eigentlich bereits ausgeschöpft. Doch einer der aktuellen Anträge gilt als wackelig und könnte durch die Montanregion Erzgebirge ersetzt werden. Das weiß auch Innenminister Markus Ulbig, er gibt sich indes diplomatisch korrekt:
„Wenn wir es realistisch betrachten, müssen wir von 2015 ausgehen.“