Erzgebirge und Gestüt Kladruby sind Weltkurerbe
Die Zahl der tschechischen Sehenswürdigkeiten auf der Liste des Weltkulturerbes ist angestiegen. Mittlerweile sind es insgesamt 14. Am Samstag hat die Unesco sowohl die Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří, als auch das Pferdegestüt Kladruby unter Schutz gestellt.
„Die einzelnen Objekte belegen, dass im Erzgebirge bereits ab dem 12. Jahrhundert unterschiedliche Rohstoffe gefördert wurden. Das geschah bis in die nicht weit entfernte Vergangenheit. So ist der Silber- und Uranbergbau dokumentiert, aber auch die Förderung von Zinn etwa bei Boží Dar und Horní Blatná. An anderen Orten wie in Schneeberg in Sachsen war wiederum Kobaltbergbau verbreitet.“
Bereits 1998 begann sich die Montanregion Erzgebirge, um eine Anerkennung als Weltkulturerbe zu bewerben. Michal Urban.„Auf die Idee kam damals Professor Helmuth Albrecht von der Bergakademie Freiberg. Er hat sich 20 Jahre lang darum bemüht. Die tschechische Seite schloss sich 2010 der Initiative an. Anschließend haben wir gemeinsam den Antrag auf einen Eintrag bei der Unesco zusammengestellt.“
Dass es nun geklappt hat, ist für Tschechien sowohl ein Erfolg als auch eine Neuerung. So sind bisher hierzulande nur Stadtzentren und Bräuche von der Unesco geschützt, aber keine komplette Region. Das bedeutet auch andere Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus, wie der Vereinsvorsitzende findet:
„Im Unterschied beispielsweise zu Krumau ist das Gebiet der Montanregion Erzgebirge sehr ausgedehnt. Selbst wenn die Besucherzahlen künftig um 20 bis 30 Prozent steigen sollten, dürfte dies kaum zu bemerken sein. Es wird natürlich Knotenpunkte wie Jáchymov oder Boží Dar geben, an denen die steigenden Besucherzahlen wahrscheinlich zu sehen sein werden. Sie und weitere Städte, die es betrifft, müssen sich darauf vorbereiten. Ich denke aber, dass sie das bewältigen werden.“Die fünf tschechischen Bestandteile der Unesco-Montanregion sind die Bergbaulandschaften von Jáchymov / Joachimsthal, von Abertamy-Boží Dar-Horní Blatná, von Krupka / Graupen, vom Vrch Mědník / Kupferberg sowie rund um den Roten Turm des Todes bei Ostrov nad Ohří / Schlackenwerth.
Der Publizist Petr Mikšíček dokumentiert seit vielen Jahren bereits das Erzgebirge. Er findet, dass die Region den Titel „Weltkulturerbe“ verdient:„Die Landschaft im Erzgebirge hat sich durch den jahrhundertelangen Bergbau stark verändert. Bei der Wanderung durch die herrliche Natur kann jeder Besucher selbst Orte entdecken, die an den Bergbau erinnern. Und das finde ich das Allerschönste.“
Petr Mikšíček zufolge wird sich der Unesco-Titel erst allmählich auf das Erzgebirge auswirken. Er erwarte keinen plötzlichen rasanten Anstieg der Touristenzahlen und neuer Investitionen in der Gegend.
„Es ist sehr gut, dass die Nominierung der Montanregion flächendeckend konzipiert wurde und zudem den Sommertourismus fördern soll. Es sollten keine von Besuchern überfüllten Zentren entstehen. Der Hauptort auf tschechischer Seite ist natürlich die Stadt Jáchymov, ohne sie wäre die Nominierung sinnlos gewesen. Aber die Montanlandschaft umfasst auch Abertamy, Boží Dar, Hřebečná, Horní Blatná, Měděnec und ganz im Osten Krupka. Die Touristen können sich entscheiden, welchen der Orte sie besuchen wollen. Deswegen denke ich nicht, dass das Erzgebirge in Zukunft aus allen Nähten platzen wird.“
Als Bestandteil des Unesco-Weltkulturerbes werden die Städte und Gemeinden dem Experten zufolge mehr Chancen haben, finanzielle Mittel nicht nur für die Rettung der Sehenswürdigkeiten, sondern auch für die Erweiterung der Infrastruktur zu bekommen.Ebenso als Weltkulturerbe anerkannt wurde am Samstag das Pferdegestüt Kladruby in Ostböhmen. Die Kladruber, die dort seit 1579 gezüchtet werden, sind eine der weltweit ältesten Pferderassen. Ursprünglich sollte erst kommendes Jahr über die Nominierung entschieden werden. Der Leiter des Gestüts, Jiří Machek, zeigte sich aber begeistert, dass es bereits jetzt geklappt hat:
„Für uns ist das eine ziemliche Überraschung und auch eine große Freude. Es bedeutet den Höhepunkt unserer zwölf Jahre dauernden Bemühungen. Für das Gestüt entsteht daraus eine Garantie, dass es für die nächsten Generationen erhalten bleibt.“
Das Gestüt muss allerdings noch einige Bedingungen erfüllen, die ihm die Unesco gestellt hat.