Tschechien schließt vorerst die Pforten für Gastarbeiter

Tschechien bremst die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte. In einigen Ländern werden seit 1. April keine Visa für Erwerbszwecke mehr ausgegeben. Hintergrund ist die sprunghaft angestiegene Arbeitslosenquote. Wenn Firmen Mitarbeiter entlassen, sind die Gastarbeiter oft unter den Ersten, die den Arbeitsplatz räumen müssen.

Foto: Europäische Kommission
Die meisten Gastarbeiter wandern aus Osteuropa und dem Fernen Osten nach Tschechien zu. Einreisen dürfen sie aufgrund von Visa, die auf einen Erwerbstitel lauten, also „Beschäftigung“ oder „Unternehmertum“. Treten sie die Stelle nicht an oder verlieren sie ihren Arbeitsplatz, so gleitet ihr Aufenthalt in die Illegalität ab. Durch die Wirtschaftskrise mehren sich solche Fälle. Diese Woche hat nun das Außenministerium darauf reagiert. Es hat die Ausgabe von Visa für Erwerbszwecke in einigen Ländern vom 1. April an eingestellt.

„Vorerst gehen wir davon aus, dass diese Regelung einige Wochen gilt. Dann werden wir entscheiden, ob wir die Tore wieder ein wenig öffnen“,

so Zuzana Opletalová, die Sprecherin des Außenministeriums. Betroffen sind Moldawien und die Ukraine, Vietnam, Thailand und die Mongolei. Vertreter der Wirtschaft zeigen sich allerdings skeptisch:

„Gegenwärtig irgendwelche Bremsen auf dem Arbeitsmarkt anzuziehen, in einer Zeit, in der sich die Situation in den einzelnen Unternehmen sehr rasch ändert, ist nicht der glücklichste Schritt“,

teilt dazu der Präsident der Wirtschaftskammer Petr Kužel in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der tschechischen Presseagentur mit. Vor allem ausländische Facharbeiter werden hierzulande nach wie vor gebraucht. Einige Industriezweige fahren trotz Wirtschaftskrise auf Hochtouren. So zum Beispiel die Autoindustrie, deren Produktion durch die Verschrottungsprämie angekurbelt wurde. Insgesamt ist aber die Zahl der ausländischen Beschäftigten gesunken, im Januar beispielsweise um 12 200 Personen. Beunruhigt über die vielen Ausländer ohne Lebensgrundlage zeigt sich auch das Innenministerium. Es hat schon vor sechs Wochen eine Rückkehraktion gestartet: Ausländer, die sich zur Rückkehr in die Heimat entschließen, bekommen das Flugticket bezahlt und erhalten ein Startgeld.

Für die meisten Gastarbeiter ist eine Heimkehr jedoch kein Ausweg. Denn sie kommen mit der Absicht nach Tschechien, viele Jahre lang hier zu arbeiten. Nicht selten veräußern sie zu Hause ihr Vermögen oder machen Schulden, um die Gebühren der nicht immer seriösen Agenturen zu bezahlen, die ihnen einen Job in Tschechien versprechen. Zu Hause stünden die hoch verschuldeten Arbeitsmigranten vor unlösbaren Problemen.