Tschechien steckt in der Rezession

Foto: Svilen Milew, Stock.xchng
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Die tschechische Wirtschaft ist weiterhin in der Rezession. Sie schrumpft bereits das sechste Quartal in Folge und steckt damit in der längsten Rezession seit der Gründung der Tschechischen Republik 1993.

Foto: Svilen Milew,  Stock.xchng
Das tschechische Wirtschaftsergebnis im ersten Quartal 2013 ist eines der schlechtesten in Europa. Das Bruttoinlandsprodukt ist um 0,8 Prozent im Quartals- und um 1,9 Prozent im Jahresvergleich gesunken. Die Zahlen wurden am Mittwoch vom Tschechischen Statistikamt veröffentlicht. Die Rezession ist somit noch tiefer, als Wirtschaftsanalytiker es erwartet hatten. Ökonom Petr Zahradník hat die Entwicklung für den Tschechischen Rundfunk analysiert:

„Die Entwicklung als beunruhigend zu bezeichnen, finde ich aufgrund dessen, was die tschechische Wirtschaft zurzeit erlebt, zu schwach formuliert. Der Rückgang im Jahresvergleich um fast zwei Prozent bedeutet einen Verlust von zirka 3,2 Milliarden Euro. Ich würde die aktuelle Lage daher als alarmierend bezeichnen. Es ist das wirklich letzte Signal, auf das Wirtschaftspolitiker reagieren sollten.“

Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International
Die gegenwärtige Rezession dauert bereits länger als die bisher längste Periode zum Ende der 1990-er Jahre. Wirtschaftsanalytiker haben in ihren Prognosen eine bessere Entwicklung erwartet. Der Unterschied zu früheren Rezessionen liegt darin, dass sie nicht auf niedrige Ausgaben der hiesigen Haushalte zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu hat die nur mäßige Inflationsrate die Nachfrage vor allem nach Verbrauchsgütern erhöht. Eine große Enttäuschung ist der Außenhandel, in dem die Nachfrage aus dem Ausland gesunken ist. Die Wirtschaftsentwicklung Tschechiens wird dabei mit der in Deutschland in Verbindung gebracht. Doch Petr Zahradník rät davon ab, die Rolle Deutschlands bei der Wiederbelebung der tschechischen Wirtschaft zu überschätzen:

Petr Zahradník  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Ich denke, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin der bedeutendste Abnehmer von Gütern aus Tschechien sein wird. Dennoch bezweifle ich, dass die deutsche Wirtschaft die Rolle des Motors spielen dürfte, der den tschechischen Außenhandel aus dem Schlamassel ziehen könnte. Ich bin der Meinung, dass es die richtige Strategie ist, den Export auf Märkte außerhalb Europas zu richten – selbstverständlich unter Beibehaltung einer dominanten Position der EU. Die Orientierung auf Märkte wie die ehemalige Sowjetunion, Asien und Lateinamerika kann unserem Export von Nutzem sein.“

Petr Zahradník, der Mitglied des Regierungsrates für Ökonomie (NERV) ist, spricht sich dafür aus, in die Wirtschaftsentwicklung aktiv einzugreifen. Durch bloßes Abwarten auf eine zyklische Wiederbelebung könne man die Rezession nicht überwinden, betont er.

„Man sollte möglichst bald wieder Investitionsanreize schaffen. Zudem sollte man die EU-Fördergelder besser ausnutzen. Die dritte Sache, die jüngst auch in der Regierung besprochen wurde, ist die, Staatsbetriebe zu mobilisieren. Sie müssen ihre Investitionsaktivitäten erhöhen, besonders im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Und nicht zuletzt sollte auch eine Fiskalkonsolidierung vorgenommen werden.“