Tschechien in traditioneller Erwartung einer Grippewelle
Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, solange er nicht da ist. Und sie ist in der Tat noch nicht da - die Grippewelle bzw. die Grippeepidemie, der man allerdings mit eiserner Gewohnheit Jahr für Jahr entgegensieht. Mit dem Wetterumschwung zur Herbstzeit aber wird auch die Impfung gegen die Grippe thematisiert, die hierzulande immer noch auf kein großes Interesse stößt. Jitka Mladkova hat sich in einer Arztpraxis umgehört:
"Eigentlich erwartet man schon seit mehreren Jahren eine starke Grippewelle oder sogar eine Grippepandemie. Fest steht, dass sich der Krankheitserreger in den letzten Jahren nur sehr mäßig verbreitet hat, so dass von einer Epidemie keine Rede sein konnte. Vor zwei Jahren sind in Tschechien anderthalb Millionen Menschen an Grippe erkrankt, das war aber schon eine mittelschwere Epidemie. Blickt man aber weiter zurück auf die Intervalle zwischen den großen Pandemien hierzulande - 1918, 1957 und zuletzt 1968, ist gut anzunehmen, dass der Virus früher oder später mit voller Kraft zuschlagen wird."
Im Rahmen der möglichen Vorbeugung sollen wir natürlich viele Vitamine in unserer Nahrung konsumieren, die Plätze meiden, wo es zu einer großen Menschenkonzentration kommt. Ein hundertprozentig verlässliches Rezept gebe es nicht, behaupten die Mediziner und viele empfehlen, sich impfen zu lassen. Dr. Horakova gehört zu ihnen:"Man kann tatsächlich sagen, dass es eine sinnvolle Prävention ist. Ich jedenfalls gehöre zu deren Befürwortern. Nicht jeder sieht das aber richtig. In dieser Hinsicht würde ich meine Patienten in drei Gruppen aufteilen: Die eine traut der Impfung gegen Grippe gar nicht, die andere erwartet genau das, was der Impfstoff bewirken kann, nämlich eine Erhöhung der körperlichen Abwehrkräfte. Die letzte Gruppe sind wiederum Menschen, die der Impfung eine viel größere Wirkung beimessen, als sie überhaupt haben kann."
In Tschechien steigt die Zahl der Geimpften von Jahr zu Jahr, im Vergleich zu anderen Ländern ist sie nach Meinung von Experten aber immer noch zu klein: In Westeuropa sind es im Schnitt 17 Prozent der Bevölkerung, in Tschechien nur fünf Prozent.Vielleicht liegt das auch daran, dass die meisten Krankenversicherungen nur einen Teil der Kosten tragen, für den Rest muss jeder Interessent selbst aufkommen. Der Gesamtpreis der Impfung beläuft sich auf etwa 230 Kronen, umgerechnet ca. acht Euro. Der tschechische Staat kauft jährlich mehrere Hunderttausend Impfstoffdosen und es gibt auch relativ viele Arbeitgeber, wie zum Beispiel den Tschechischen Rundfunk, die ihren Mitarbeitern die Impfung gratis anbieten.
Nun, wie eingangs gesagt, der Grippeteufel ist noch nicht da, und dürfte dank eines langen warmen Herbstes laut Prognose tschechischer Ärzte auch bis Ende Januar ausbleiben.