Tschechien und Deutschland verschärfen Kampf gegen Droge Crystal
Diese Droge macht ihre Konsumenten kaputt – und das praktisch im Zeitraffer. Crystal oder Crystal Meth, das in Tschechien den alten deutschen Produktnamen Pervitin trägt, ist ein Metamphetamin. Bei deutschen Jugendlichen ist es trotz seiner verheerenden Wirkungen in den vergangenen drei Jahren immer beliebter geworden. Meist wird Crystal in Drogenküchen in Tschechien hergestellt und dann ins Nachbarland geschmuggelt. Am Donnerstag stand dieses Problem im Vordergrund bei Gesprächen zwischen dem tschechischen Innenminister Jan Kubice und seinem deutschen Kollegen Hans-Peter Friedrich – eine Fortsetzung des so genannten „Hofer Dialog“ vom Februar vergangenen Jahres.
„Im Grenzgebiet hat vor allem die Drogenkriminalität zugenommen, sie hat fast epidemische Ausmaße angenommen. Alarmierend sind besonders die durch die Herstellung und den Vertrieb von Crystal entstandenen Probleme“, so der tschechische Innenminister.
Tschechien hat bereits angekündigt, die Drogengesetze zu verschärfen. Bislang ist der Besitz von bis zu 2 Gramm Crystal straffrei. Die Grenze soll auf 0,5 Gramm gesenkt werden, hatte es zuletzt geheißen. Kubice korrigierte diese Nachricht etwas:
„Für uns ist ein halbes Gramm kein Mantra. Es geht nicht um die genaue Menge. Wichtig ist der Anteil des Wirkstoffs in der Droge, dieser kann direkt vor Ort bestimmt werden.“
Zudem hat Prag den Kampf gegen die Drogenkriminalität zur Hauptaufgabe der ermittelnden Behörden in diesem Jahr erklärt und verstärkt die Einheiten im Grenzgebiet. Besonders betroffen von der Drogenproblematik sind Sachsen und Bayern. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann lobte die Maßnahmen auf tschechischer Seite ausdrücklich:„Besonders gut ist zweifellos, dass seit 1. Februar nun gezielte Kontrollen auch auf der tschechischen Seite im Grenzgebiet stattfinden - und dass die tschechische Regierung angekündigt hat, die Grenze, ab der der Eigenbesitz von Crystal straffrei ist, entsprechend anzugleichen.“
Der so genannte „Hofer Dialog“ ist bisher eine Sache zwischen Tschechien und Deutschland. Die Herstellung von Crystal aber betrifft auch das gemeinsame Nachbarland Polen. Von dort stammen die Medikamente zur Zubereitung, dem so genannten Kochen des Aufputschmittels. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kündigte daher eine Ausweitung des Dialogs an:„Wir haben bereits in den Vorgesprächen mit dem polnischen Innenminister darüber gesprochen, dass ein großes Problem darin besteht, dass Rohstoffe in großer Menge zur Herstellung von Crystal geliefert werden. Und ich werde noch im Juni oder Juli zu einem trilateralen Gespräch in Oberfranken einladen.“
Außerdem wollen Tschechien und Deutschland bei der Strafverfolgung einen neuen Weg ausprobieren.„Wir haben beschlossen, dass ein Pilotprojekt zwischen Tschechien und Sachsen auf den Weg gebracht werden soll. In diesem haben die ermittelnden Staatsanwaltschaften auf beiden Seiten die Federführung und beziehen jeweils die von ihnen beauftragten Ermittlungsbehörden ein. Damit ermitteln in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe alle Behörden aus beiden Ländern zusammen. Ich erwarte mir auch davon große Fortschritte.“
Friedrich sprach zudem in Prag das Thema Prävention an. So soll den deutschen Jugendlichen besser vor Augen geführt werden, wie gefährlich Crystal ist.