Tschechien und Sachsen wollen Abgas-Problem im Erzgebirge gemeinsam lösen

Foto: Horst 74, Wikimedia CC BY 3.0

Auf der sächsischen Seite des Erzgebirges und im Vogtland leidet man seit Jahren an einer starken Luftverschmutzung, deren Ursache vermutlich in Nordböhmen liegt. Besonders im Winter, bei Inversionswetterlage, macht sich oft ein Gestank breit, der Katzendreck ähneln soll. Die Beschwerden der sächsischen Anwohner gegen die Abgase haben sich zuletzt erneut gehäuft. Am Donnerstag trafen nun die Umweltminister aus Tschechien und Sachsen in Prag zusammen, um das Problem zu erörtern.

Hartmut Tanneberger  (Foto: Archiv SPD Sachsen)
Hartmut Tanneberger ist Vorsitzender der Bürgerinitiative „Für Saubere Luft im Erzgebirge“. Gegenüber tschechischen Journalisten bestätigt er, dass aus Nordböhmen oft sehr stark belastete Luft ins sächsische Erzgebirge herüberschwappt:

„Teilweise sind es auch gelblich-braune Wolken, die da gezogen kommen. Und das riecht schon stark.“

Die Folgen davon sind deutlich zu spüren, so Tanneberger:

„Husten, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, also man spricht von Durchfall. Auch ich persönlich bin davon betroffen.“



Illustrationsfoto: Horst 74,  Wikimedia CC BY 3.0
Deutsche Bürgerinitiativen behaupten, dass von dieser Luftverschmutzung über 40.000 Menschen in Sachsen betroffen seien. Allein in diesem Winter seien von deutscher Seite 19 Beschwerden eingegangen. Der tschechische Umweltminister Richard Brabec versichert indes, dass man nicht untätig gewesen sei, um den Gründen für die üble Luft auf die Spur zu kommen:

„Schon 20 Jahre lang sind wir bemüht, die Ursache für den Gestank herauszufinden. Wir suchen eine Antwort darauf, ob die Ursache tatsächlich nur auf der tschechischen Seite liegt, oder ob es eine Kombination von mehreren Faktoren gibt. Mein sächsischer Ministerkollege und ich sind uns einig, dass wir nach 20 Jahren endlich die Ursache des Problems finden wollen.“

Richard Brabec  (Foto: Archiv des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik)
In den zurückliegenden 20 Jahren habe man hunderte Messungen durchgeführt, seit zehn Jahren gibt es eine tschechisch-deutsche Expertengruppe, die Untersuchungen anstellt – all das habe noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Nichtsdestotrotz habe man den Kreis der potenziellen Verursacher der Luftverschmutzung auf vier Industriebetriebe in Nordböhmen eingrenzen können. Doch selbst diesen Unternehmen könne man nicht vorwerfen, dass sie beim Emissionsschutz untätig seien, betont Brabec:

„Die tschechische Umweltinspektion überprüft die Unternehmen schon seit vielen Jahren, doch noch kein einziges Mal wurde eine Verletzung der Umweltauflagen festgestellt. Diese Firmen halten sich auch an die europäischen Vorschriften bei den Emissionsnormen. Und trotzdem kommt es auf der deutschen Seite wiederholt zu der subjektiven Wahrnehmung, dass es stinkt.“

Illustrationsfoto: Ralf Roletschek,  Wikimedia CC BY-NC-ND 3.0
Im tschechischen Umweltministerium hat man deshalb eine eigene Theorie entwickelt, wo die Gründe für den Gestank liegen könnten. Jana Taušová:

„Das Problem liegt darin, dass die an die Luft abgegebenen Schadstoffe möglicherweise mit zunehmender Entfernung auf andere Schadstoffe reagieren. Deshalb könnte dort auch ein ganz anderer Geruch wahrgenommen werden als hier in Tschechien.“

Umweltminister Brabec will nun die Ursachenforschung weiter forcieren. Er glaubt, dass man nicht mehr Jahre, sondern nur noch Monate brauchen werde, um dem Problem auf den Grund zu kommen. Dazu will auch die deutsche Seite mit einer neuen analytischen Methode zur Untersuchung auf Thiolalkohole (Mercaptane) beitragen. Auch der sächsische Minister für Umwelt und Landwirtschaft, Thomas Schmidt, ist optimistisch, der Ursache endlich Herr zu werden:

Thomas Schmidt  (Foto: Steffen Prößdorf,  Wikimedia CC BY-SA 3.0 DE)
„Mein Kollege Prager Kollege hat mir die volle Unterstützung zugesagt. Und sollten wir dann feststellen, die Ursache des Problems aufgespürt zu haben, dann werden wir diese Quelle gemeinsam suchen und auch ausschalten.“