Tschechien - Vietnam: Rekordgeschäft und wachsende Zahl Gastarbeiter

Nguyen Tan Dung und Premier Mirek Topolanek (Foto: CTK)

Es ist eines der größten Geschäfte, das tschechische Unternehmen in den letzten Jahren im Ausland abgeschlossen haben: Am Donnerstag unterzeichneten Vertreter von Firmen aus Tschechien und Vietnam sieben Verträge über eine Gesamthöhe von 3,5 Milliarden Dollar. Anlass war der Besuch des vietnamesischen Premierministers Nguyen Tan Dung in Prag.

Nguyen Tan Dung und Premier Mirek Topolanek  (Foto: CTK)
Die tschechisch-vietnamesischen Beziehungen seien so gut wie noch nie seit dem Jahr 1994, als die Kontakte erneuert wurden, urteilte der tschechische Premier Mirek Topolanek bei der Visite seines Amtskollegen Tan Dung. Topolanek gab grünes Licht für die Industrieaufträge. Den größten Batzen macht der Bau eines Kohlekraftwerks im Mekong-Delta aus, mit dem die Firma Skoda Praha beauftragt werden soll. Die Verhandlungen über die Verträge zum Bau des Werks, das ein Fünftel des vietnamesischen Energiebedarfs liefern würde, sollen im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Der stellvertretende tschechische Industrie- und Handelsminister, Martin Tlapa, sagte gegenüber Radio Prag:

"Falls der Vertrag zum Bau des Werks abgeschlossen wird, wäre es der weitaus wichtigste Auftrag, der jemals zwischen Tschechien und Vietnam realisiert wurde. Er wäre eine Art Durchbruch in unseren gemeinsamen Beziehungen. Was die anderen Projekte betrifft, ist Tschechien an der Errichtung von Betonwerken, Brauereien und Straßenbahnlinien interessiert."

Martin Tlapa
Vietnams Premier Nguyen Tan Dung rief außerdem zu weiteren Investitionen in seinem Land auf. Die Attraktivität des dortigen Marktes fasste einer der 50 Unternehmer aus Vietnam, die am Treffen mit ihren tschechischen Kollegen teilnahmen, in knappe Worte:

"Bei uns zu investieren ist sehr interessant, weil Vietnam wächst, über 80 Millionen Einwohner hat und seine Industrie entwickeln muss."

Acht Prozent Wirtschaftswachstum verzeichnete Vietnam in den vergangenen Jahren und das Tempo soll laut Prognosen mittelfristig anhalten. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt haben die tschechisch-vietnamesischen Beziehungen aber auch noch einen innenpolitischen. Denn in Tschechien leben mehr als 45.000 Vietnamesen. Schon jetzt bilden sie hier die drittgrößte Minderheit, und ihre Zahl steigt weiter an.

Mehr als zwei Drittel von ihnen haben eine ständige Aufenthaltserlaubnis. Rund 25.000, also mehr als die Hälfte, besitzen einen Gewerbeschein. Meist betreiben sie ein kleines Geschäft mit Textilien oder Obst und Gemüse. Während sich die Eltern häufig mit der harten tschechischen Sprache herumquälen, gehören ihre Kinder mittlerweile aber sogar zu den besten in den tschechischen Schulen. Sie wollen häufig in der neuen Heimat bleiben, studieren, eine Ausbildung machen. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Zahl der vietnamesischen Studenten an tschechischen Hochschulen verzehnfacht und lag im vergangenen Jahr bereits bei 576. Dass der Nachwuchs besonders ehrgeizig ist, gründet zum Teil auf der Mentalität. In vietnamesischen Familien gilt die Förderung der Kinder als ausgesprochen wichtig.