Tschechien will sich als Wintersport-Tourismusland weiter profilieren

In touristisch attraktiven Ländern ist der Fremdenverkehr schon längst ein florierender Wirtschaftszweig. In Tschechien ist man eifrig bemüht, die Tourismusbranche auf ein solch hohes Level zu heben. Und hierbei spielen gerade die schneeverschneiten Berge eine herausragende Rolle.

In der ehemaligen Tschechoslowakei fristete der Fremdenverkehr jahrelang ein stiefmütterliches Dasein. Weshalb das so war, erklärte der tschechische Minister für Regionalentwicklung, Jiří Čunek, neulich auf einer Pressekonferenz in Prag:

„Der Fremdenverkehr wurde in der Zeit des Sozialismus wie das Aschenbrödel behandelt, weil er sich im Gegensatz zu unseren westlichen Nachbarländern nicht normal und nach marktwirtschaftlichen Prinzipien entwickeln konnte. Wir sind uns dessen nicht bewusst gewesen, dass der Fremdenverkehr ein echter Wirtschaftszweig ist. Ein Sektor, der eine große Wertschöpfung in sich birgt.“

Das, so der Minister, habe sich nach der politischen Wende 1989 fraglos geändert. Und wie zum Beleg nannte er zunächst ein staatliches Programm, mit dem man die Entwicklung des Tourismus als Wirtschaftszweig unterstützt habe:

„In den Jahren von 2001 bis 2006 wurde vom Staat ein finanzielles Paket zum Auf- und Ausbau der Infrastruktur für den Fremdenverkehr geschnürt. Dieses Paket wies einen Betrag von rund 578 Millionen Kronen aus.“

Minister Jiří Čunek
Von umgerechnet 23 Millionen Euro also. Das sich mit diesem Geld sowie weiteren staatlichen wie europäischen Zuwendungen eine ganze Menge besonders in den gebirgigen Regionen der Tschechischen Republik bewerkstelligen ließ, das bestätigte auf der gleichen Pressekonferenz der führende Vertreter des tschechischen Verbandes der Seilbahn- und Skiliftbetreiber, Jiří Lhota:

„Massive Investitionen sind in den zurückliegenden Jahren nicht nur in neue Seilbahn- und Skiliftanlagen, in die Errichtung und Ausweitung von Abfahrtspisten und Skiloipen, in moderne Kunstschnee-Technologien und Infosysteme geflossen, sondern ebenso in die dazugehörigen gastronomischen Einrichtungen und Übernachtungskapazitäten sowie in die über den Wintersport hinausgehenden Dienstleistungen.“

Diese Investitionen, so Lhota weiter, haben sich ganz nachhaltig im Know how und in der Qualität der rund 200 Wintersportzentren und Skiareale Tschechiens niedergeschlagen. Wie in der selbstständigen Hotelbranche sind auch die tschechischen Wintersportstandorte inzwischen kategorisiert, und zwar nach dem weltweit üblichen Stern-Vergabe-System. In dieser Hinsicht ist es gerade im Zeitraum von 2004 bis 2006 zu einem echten Qualitätssprung gekommen:

„Im Jahr 2002 gab es in Tschechien nur 14 Wintersportzentren der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie. 2004 waren es zwei mehr, doch seit dem Jahr 2006 stehen den Skisportlern gleich 30 solcher Zentren zur Verfügung“, sagte Lhota und ergänzte, dass die Anzahl der Standorte in der Fünf-Sterne-Kategorie im gleichen Zeitraum von sieben auf zehn gestiegen ist. Die hiesige T„Der durchschnittliche Preis für die Skipass-Tageskarte eines Erwachsenen in der Hauptsaison bei den am besten bewerteten 43 Skisportarealen liegt bei 447 Kronen. Die Bandbreite reicht dabei von 320 Kronen in Bublava bis zu 700 Kronen in Spindlermühle.“opadresse ist der Riesengebirgsort Špindlerův Mlýn / Spindlermühle, dem im vergangenen Jahr der Titel „Tschechisches Premium-Zentrum“ zuerkannt wurde.

Bei aller Freude, die man über die Entwicklung habe, würden die tschechischen Medien immer noch zu wenig und damit wenig werbend über die einheimischen Wintersportorte berichten, beklagte Lhota. Vielmehr würden sie die vielfältigen Möglichkeiten zum Skilaufen und Snowboarden in den Alpenländern lobpreisen, was dazu führe, dass die Tschechen diese Möglichkeiten auch immer mehr nutzen. Wie die Assoziation der tschechischen Reisebüros und -agenturen (AČCKA) dazu veröffentlicht hat, sind im letzten Winter über 650.000 Tschechen zum Skiurlaub über die Grenze gefahren. Das war fast ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Mit dazu beigetragen hätten auch Informationen, die nicht den Tatsachen entsprächen, sagte Lhota und führte aus:

„Man kann allgemein gemachten Behauptungen nicht zustimmen, die davon sprechen, dass der Urlaub in den tschechischen Gebirgen teuer ist und man einen Aufenthalt in den Alpen sehr oft billiger bestreiten kann. Das Gegenteil ist der Fall: Die tschechischen Gebirge sind im Vergleich zu den Alpen bis auf einige wenige Ausnahmen preiswerter.“

Sicher, mancher Vergleich hinkt und gewisse Dinge lassen sich auch nicht vergleichen, räumte Lhota ein. Zum Beispiel die Vielfalt und die Länge der Abfahrtspisten, bei denen Tschechien nicht mit den Alpenstaaten konkurrieren könne. Doch als kleineres Mittelgebirgsland habe man in den letzten Jahren insbesondere in punkto modernster Gebirgstechnologien kräftig zugelegt, äußerte Lhota und fügte an, dass man bei einem vergleichbaren Maßstab sogar besser dastehe als die Alpenregion. Er meinte, dass die böhmischen und mährischen Pisten größtenteils in Höhe der Waldgrenze bei 1300 Metern verlaufen und dass man in diesem Höhenbereich den besseren Standard anbiete. Lhota zog jedoch noch weitere Vergleiche:

„In etwa vergleichbar sind neben den Investitionsausgaben auch die Betriebskosten mit Ausnahme der Löhne, die bei uns weiterhin niedriger sind als bei unseren westlichen Nachbarn. Was bei unseren Betreibern jedoch höhere Kosten verursacht, ist die Präparierung der Skipisten, denn bei unseren klimatischen Bedingungen muss zumeist mehr Kunstschnee produziert werden. Demgegenüber aber sind die Preise für eine Liftfahrt in unseren Skisportarealen wesentlich niedriger als in den Wintersportzentren der Alpenländer.“

Um seine Aussage zu bekräftigen, gab Lhota an, dass der Durchschnittspreis für einen Skipass in Tschechien für die bevorstehende Saison nur um 2,2 Prozent gegenüber der Vorsaison angehoben werde. Hierbei hätten zwei Wintersportzentren, darunter das als erstklassig empfohlene Spindlermühle, ihre Preise sogar drastisch gesenkt. Acht Skisportareale wiederum haben ihre Preise in dieser Saison um mehr als fünf Prozent erhöht, was aufgrund der großen Investitionen des Sommers und der damit erreichten Qualitätssteigerung aber gerechtfertigt sei, so Lhota. Und als einen weiteren Beleg schob er noch diese Preisangabe nach:

„Der durchschnittliche Preis für die Skipass-Tageskarte eines Erwachsenen in der Hauptsaison bei den am besten bewerteten 43 Skisportarealen liegt bei 447 Kronen. Die Bandbreite reicht dabei von 320 Kronen in Bublava bis zu 700 Kronen in Spindlermühle.“

Für umgerechnet 18,50 Euro also kann man einen Tag lang auf den besten tschechischen Wintersportanlagen den Hang hinunterrauschen. Ob das viel oder wenig ist, das müssen die passionierten Skifahrer schon selbst herausfinden. In Tschechien kursiert nämlich nach wie vor die Meinung, dass es nicht allein die Preise sind, die viele Landsleute in Scharen zum Skilaufen nach Österreich, die Schweiz oder Italien lockt. Die hierzulande angebotenen Dienstleistungen bei Übernachtung und Beköstigung seien im Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch verbesserungsbedürftig, heißt es. Was die tschechischen Wintersportzentren aber auf jeden Fall weiter verbessert und ausgebaut haben, ist die Mobilität an den Skipisten. In dieser Saison können die Pistenfreaks zum Beispiel gleich acht neue Sessellifte nutzen. Die größten Veränderungen hat hierbei das Skiareal Lipno aufzuweisen, wo drei neue Anlagen in Betrieb genommen werden. Und auch wenn es diesen Winter wieder wenig schneien sollte, Skifahren wird man in den tschechischen Gebirgen die gesamte Saison über können. 25 Zentren können ihre Pisten nämlich zu über 90 Prozent mit Kunstschnee präparieren. Die böhmischen und mährischen Abfahrtspisten haben eine Gesamtlänge von 300 Kilometern. Die hierzulande gespurten Loipen sind rund 2100 Kilometer lang.