Tschechien zieht jüngsten Bewerbungsantrag auf Aufnahme in UNESCO-Welterbeliste zurück
Seit Montag dieser Woche tagt im spanischen Sevilla das Welterbekomitee der UNESCO. Die tschechische und slowakische Delegation haben bereits vor einiger Zeit beschlossen, ihre gemeinsame Bewerbung um die Aufnahme zweier Nationaldenkmäler in der tschechisch-slowakischen Grenzregion zurückzuziehen.
Um die begehrte Auszeichnung, auf der Welterbeliste der UNESCO zu stehen, wollten sich die archäologische Stätte der altslawischen Siedlung beim südmährischen Mikulcice und die Kirche der St. Maragareta von Antiochien im nahen Kopcany auf der slowakischen Seite bewerben. In der Nähe von Mikulcice befand sich vom 8. bis 10. Jahrhundert die Burgfestung Valy, eine der bedeutenden Festungen des 9.Jahrhunderts des Großmährischen Reiches. Die 30 bis 50 Hektar große Anlage erstreckte sich über einige Inseln des verzweigten Flusses March, tschechisch Morava. Bei den Ausgrabungen, die in Mikulcice seit mehreren Jahrzehnten laufen, wurden Fundamente dieser bedeutenden Bauten entdeckt. Das tschechische Kulturministerium hat letztlich entschieden, die bereits beantragte Bewerbung um Aufnahme ins Weltkulturerbe-Verzeichnis zurückzuziehen. Die vorläufige Beurteilung der Bewerbungsdokumentation durch UNESCO-Experten hat die tschechischen Vertreter verunsichert, obwohl es auch viel Positives zu hören gab, wie Michal Beneš vom Kulturministerium erklärt:
„Es gab großes Lob für das System der Denkmalpflege hierzulande, für den Managementplan, die Absteckung des Ausgrabungsareal und dessen Schutzzone, aber auch für die Zukunftspläne und noch etwas mehr.“ Nun, wo liegt also der Hund begraben? Dazu Michal Beneš:
„Die Analyse hat auch gezeigt, dass die wissenschaftliche Argumentation der tschechischen und slowakischen Seite nicht genügend schlagkräftig war. Selbstkritisch muss ich gestehen, dass wir das Wissen der internationalen Öffentlichkeit über das Großmährische Reich, vor allem der westeuropäischen, überschätzt haben. Man ging davon aus, dass dieses Phänomen viel mehr bekannt ist.“Zurückgezogen für immer ist der Antrag allenfalls nicht. Man wollte diesmal nichts riskieren. Den UNESCO-Regeln zufolge kann man nämlich die Bewerbung nicht wiederholen, wenn sie einmal abgelehnt wurde. Dazu Michal Beneš vom tschechischen Kulturministerium:
„Wir können uns keine Niederlage leisten. Es ist deswegen besser, die Kandidatur zurückzuziehen und die wissenschaftliche Argumentation noch zu vertiefen.“
Mittlerweile haben die Experten einen neuen Bewerbungstermin ins Auge gefasst. Im Jahr 2013, so ihr Wunsch, dürfte die womöglich positive Entscheidung der UNESCO getroffen werden. Diese Jahreszahl ist nicht zufällig gewählt worden. 2013 wird die Ankunft der Slawenapostel und Patrone Europas, Kyrill und Method, auf dem Gebiet des Großmährischen Reiches vor 1150 Jahren gefeiert.