Tschechiens Beitrag zum „Gedächtnis der Welt“
Eine Daguerreotypie, eine Landkarten-Sammlung und ein Komponistenarchiv: Drei historische Dokumente aus Tschechien sind von der Unesco zum Welterbe erklärt worden.
„Im Unesco-Verzeichnis ‚Gedächtnis der Welt‘ befinden sich insgesamt bereits acht Werke aus Tschechien. Elf weitere wurden für die Aufnahme in das Verzeichnis vorgeschlagen. Dies zeigt, wie reich Tschechien an historischen Dokumenten ist.“
Die sogenannte Königswarter Daguerreotypie zeigt ein Stillleben. Sie stammt aus der Sammlung, die Fürst Metternich auf seinem Schloss Kynžvart in Westböhmen anlegte. Die Daguerreotypie ist die Urform der Fotografie. Der französische Erfinder Louis Daguerre fand 1839 eine Methode, um lichtstabile Aufnahmen herzustellen. Laut Hynek Stříteský vom Technischen Nationalmuseum symbolisiert die Königswarter Daguerreotypie den Beginn der modernen visuellen Ära und ist aus mehreren Gründen einzigartig:
„Autor der Aufnahme ist der Erfinder des Verfahrens selbst: Louis Daguerre. Noch bevor er seine Methode öffentlich präsentierte, schickte er dem österreichischen Kanzler Metternich ein Bild als Geschenk. Auf dem Bild steht eine von Daguerre handgeschriebene Widmung. Auf der Rückseite hat Metternich in einem Vermerk die Bedeutung der Königswarter Daguerreotypie hervorgehoben.“
Auch das Archiv des Komponisten Leoš Janáček wurde jüngst in die Unesco-Liste eingetragen. Sie wird im Mährischen Landesmuseum bewahrt. Der Musikwissenschaftler Jiří Zahrádka:
„Leoš Janáček ist einer der bedeutendsten Komponisten nicht nur des 20. Jahrhunderts, sondern überhaupt. Jeden Tag wird eines seiner Werke irgendwo auf der Welt gespielt.“
Das Janáček-Archiv sei sehr umfangreich und komplett, unterstreicht Zahrádka.„Wir besitzen 95 Prozent von Janáčeks Originalpartituren, Briefen und sonstigen Schriftstücken. Allein die Korrespondenz besteht aus 14.500 Stücken. Der Komponist stand mit bedeutenden Persönlichkeiten aus der ganzen Welt im Briefwechsel. Das Archivs hat daher tatsächlich eine Bedeutung von Weltrang.“
Das dritte Werk hatten Tschechien und Malta zusammen nominiert. Es ist die Landkartensammlung von Giovanni Francesco Camocio. Der Drucker und Verleger aus Venedig dokumentiert darauf die Belagerung Maltas im Jahr 1565 durch die Türken. Die Renaissance-Karten gehören zur Landkartensammlung der Karlsuniversität in Prag.
Im Unesco-Verzeichnis „Gedächtnis der Welt“ sind wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente eingetragen. Sie repräsentieren, wie es offiziell heißt, das „kollektive Gedächtnis der Menschen in den verschiedenen Ländern unserer Erde“.