Tschechiens Cracks nähren WM-Medaillenhoffnung / Slavia Prag wieder im Titelrennen

Tschechien-Russland (Foto: ČTK)

Fußball und Eishockey, die beiden Lieblingssportarten der Tschechen, sind derzeit wieder in aller Munde. Denn die Kufencracks spielen dieser Tage ihre WM in Kanada und die Balltreter ihre nationale Meisterschaft aus.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Tschechien-Russland  (Foto: ČTK)
Die Internationale Eishockey-Föderation (IIHF) feiert in diesem Jahr das 100. Jubiläum ihrer Gründung. Aus diesem Anlass hat sie die aktuelle Eishockey-Weltmeisterschaft der Männer schon vor einigen Jahren nach Kanada vergeben. Aus gutem Grund, denn Kanada gilt als das Mutterland des schnellsten Mannschaftssports der Welt. Aufgrund der relativ großen Entfernung zwischen den WM-Austragungsorten Quebec und Halifax kommt es diesmal im Viertelfinale auch nicht zu den Überkreuzvergleichen der besten vier Teams der Gruppen E und F, sondern zu einem erneuten Aufeinandertreffen der vier Besten innerhalb dieser Gruppen. Auch für das tschechische Team heißt das, sich in der Vor- und Zwischenrunde eine möglichst gute Ausgangsposition zu schaffen. In ihrem Auftaktspiel der Gruppe D bezwangen die Tschechen die Auswahl Dänemarks mit 5:2, ehe sie am Sonntag im ersten Kräftemessen zweier Topteams auf die Mannschaft Russlands trafen. Das Spiel erfüllte alle Erwartungen: es war eine offensiv, laufstark und technisch versiert geführte Partie, in der die Russen am Ende mit 5:4 die Oberhand behielten – durch das Siegtor ihres Kapitäns Morozow in der vierten Minute der Verlängerung. Der tschechische Kapitän Tomáš Kaberle zeigte sich nach der Begegnung dennoch zufrieden:

Tschechien-Russland  (Foto: ČTK)
„Wir sind erfreut darüber, dass uns so viele Tore in Überzahl gelingen. Andererseits haben wir selbst zu viele Zeitstrafen erhalten. Die Russen konnten dann zeigen, dass auch sie das Powerplay beherrschen. In diesem Spiel ging es rauf und runter und ich denke, dass es daher eine ganz ansehnliche Partie war. Nur leider ist uns in der Verlängerung kein Happyend geglückt.“

Dreifacher Torschütze im Team von Auswahltrainer Alois Hadamczik war Flügelstürmer Patrik Eliáš. Auch der 32-Jährige, der sonst in der NHL für die New Jersey Devils spielt, war trotz der Niederlage nicht missgelaunt:

„Natürlich, von individueller Seite her gesehen bin erfreut darüber, dass ich die Tore gemacht habe. Ich habe jedoch gehofft, dass wir gegen Ende des dritten Drittels noch den einen weiteren Treffer erzielen, der den Sieg bedeutet hätte. Mit dem Spiel, das wir gezeigt haben, bin ich aber zufrieden.“

Tschechien-Russland  (Foto: ČTK)
Eine tolle Vorstellung bot ebenso Jaroslav Hlinka, der nach dem Ausscheiden seines Vereins Colorado Avalanche aus dem Stanley Cup sofort zur Auswahl stieß. Die Einladung von Nationaltrainer Hadamczik habe ihn sehr gefreut, sagte der 31-Jährige:

„Ich habe keinen Moment gezögert. Ich bin gesund, von daher gab es keinen Grund, der Nationalmannschaft abzusagen. Das kam für mich noch nie in Frage. Außerdem habe ich lange nicht gespielt. Auf den ersten WM-Einsatz hier habe ich mich deshalb schon richtig gefreut.“

Am Beispiel von Jaroslav Hlinka lässt sich auch erkennen, dass innerhalb der tschechischen Mannschaft ein sehr guter Teamgeist herrscht. Denn die Mehrzahl der Spieler, die in der ruhmreichen National Hockey League (NHL) ihr Geld verdienen, nach dem Ausscheiden ihrer Clubs aber bereits Saisonschluss hätten, haben Hadamczik ihre WM-Teilnahme zugesagt. Und so ist man hierzulande seit längerem wieder einmal guter Dinge, dass die Truppe um Kapitän Tomáš Kaberle in Kanada zumindest eine Medaille erringen kann.


Viktoria Žižkov-FC Siad Most  (Foto: ČTK)
In Tschechien selbst ist die Landesmeisterschaft im Fußball inzwischen in ihre entscheidende Phase getreten. Im Abstiegskampf der obersten Spielklasse, der so genannten Gambrinus-Liga, ist am drittletzten Spieltag sogar schon die erste Entscheidung gefallen: Nach der 0:1-Niederlage beim Prager Club Viktoria Žižkov ist der FC Siad Most in die zweite Liga abgestiegen. Der enttäuschte Trainer Robert Žák nennt die Gründe:

„Was uns die gesamte Saison über anhaftet und wofür wir jetzt mit dem Abstieg bezahlt haben, hat man auch heute wieder hier bei Viktoria Žižkov gesehen: die mangelhafte Chancenverwertung. Spielerisch können wir durchaus mithalten, wir erarbeiten uns auch genügend Chancen, aber wir nutzen sie nicht. Demgegenüber bekommen wir ziemlich billige Tore. Für das Auge des Zuschauers ist unser Spiel schön anzusehen, aber was nützt uns das, wenn wir daraus nichts Zählbares herausschlagen. Wir sind abgestiegen, weil wir einfach zu wenig Punkte gesammelt haben.“

Sparta Prag-1. FC Brno  (Foto: ČTK)
Drei Punkte auf dem Weg zur Titelverteidigung, die hatte auch Meister und Spitzenreiter Sparta Prag ziemlich fest eingeplant, bevor er am Sonntag den 1. FC Brno zum vorletzten Heimspiel der Saison empfing. Die Begegnung hätte für die Prager sicherlich auch einen günstigen Verlauf nehmen können, wenn nicht nach nur 25 Sekunden Ex-Auswahlverteidiger Tomáš Řepka einen Ausraster der ganz unverzeihlichen Art gehabt hätte. Nachdem Brünn ein Einwurf zugesprochen wurde, warf er Gegenspieler Aleš Besta den Ball aus kurzer Distanz voll ins Gesicht. Eine klare Tätlichkeit, die nur den folgenschweren Platzverweis nach sich ziehen konnte. Denn mit nur zehn Mann schaffte es Sparta nicht, die nachfolgende 0:2-Heimniederlage zu verhindern. Verfolger und Lokalrivale Slavia Prag nutzte das und kam dank eines 3:1-Auswärtssiegs bis auf einen Punkt an den Tabellenführer heran. Für Spannung im Meisterschaftsrennen ist also dank Řepka wieder gesorgt. Wenig Verständnis für Wiederholungstäter Řepka aber hatte Spartas Trainer Michal Bílek, der sich nach der Pleite wie folgt zu seinem „Problemkind“ äußerte:

Tomáš Řepka verlässt das Spielfeld  (Foto: ČTK)
„Das war ein Blackout und es ist doppelt schade, weil Řepka in der Rückrunde eigentlich bisher für mich der beste Spieler der Liga war. Auch weil er an sich gearbeitet und stets diszipliniert gespielt hat. Doch jetzt hat er seine Nerven leider nicht im Zaum gehabt. Auf diese Weise eine rote Karte zu erhalten, ist unbegreiflich. Jede rote Karte wird bei uns intern geahndet, und das wird auch hier so sein. Sie wird auf jeden Fall Konsequenzen haben.“

Von seinem Club Sparta Prag wurde Řepka am Montag mit einer Geldbuße von 200.000 Kronen (ca. 4000 Euro) belegt. Wie hoch die Spielsperre durch den Böhmisch-Mährischen Fußballverband ausfallen wird, stand bis zur Ausstrahlung des Sportreports noch aus.

Die SPORT-Kurzreportage

In ziemlich genau drei Monaten, am 8. August, werden in der chinesischen Millionen-Metropole Peking die Olympischen Sommerspiele eröffnet. Um der Welt zu zeigen, wie sehr man der olympischen Idee verbunden sei, haben die chinesischen Ausrichter einen Fackellauf mit der olympischen Flamme rund um den Globus organisiert. Doch jetzt sind die Veranstalter erst einmal froh, dass das olympische Feuer bereits chinesischen Boden erreicht hat. Der Grund: Wegen ihrer Politik der Gewaltanwendung gegenüber den Einwohnern des Hochlandes von Tibet hat sich das kommunistische Regime in China die harsche Kritik der Weltöffentlichkeit zugezogen. China-Gegner haben daher versucht, auf diese und andere Menschenrechtsverletzungen beim Welt-Fackellauf zu jeder sich bietenden Möglichkeit aufmerksam zu machen. Als die olympische Fackel durch Paris getragen wurde, war das nicht anders – Menschenrechtler haben ihr Kontra zu den Spielen in Peking immer wieder ins Bild gerückt. Der tschechische Volleyballer Jiří Novák, der zu den Staffelläufern zählte, hatte sich seine Fackellauf-Teilnahme eigentlich ganz anders vorgestellt:

„Ziemlich naiv habe ich gedacht, dass alles diesen märchenhaften Verlauf nehmen wird, wo man für eine Weile die Fackel mit dem olympischen Feuer trägt und alle einem zujubeln werden. Letztlich aber war es eher wie eine Jagd nach dem wilden Eber, bei der man uns bis zum letzten Moment im Autobus festhielt. Zur Fackelübernahme wurden wir stets erst in dem Augenblick herausgelassen, wenn der Läufer mit der Fackel seine Teilstrecke so gut wie absolviert hatte. Zum einen, damit der gesamte Fackellauf nicht unnötig lange aufgehalten wird, und zum anderen aus Sicherheitsgründen.“

Autor: Lothar Martin
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