Tschechiens Fußballer starten optimal in die EM-Qualifikation - Harand erster Österreicher in Tschechiens Eishockey-Eliteliga

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Wie schlagen sich die tschechischen Fußballer nach der für sie verkorksten Weltmeisterschaft in Deutschland in der jetzt begonnenen EM-Qualifikation? Diese Frage beantwortet Ihnen Lothar Martin im nun folgenden Sportreport, in dem er Ihnen zudem den ersten Österreicher vorstellt, der in der tschechischen Eishockey-Extraliga dem Puck nachjagt.

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Nach der WM ist vor der EM! Die Abwandlung des berühmten Satzes des ehemaligen deutschen Fußball-Bundestrainers Sepp Herberger ("Nach dem Spiel ist vor dem Spiel") trifft in jedem Sommer mit einer geraden Jahreszahl zumindest auf alle Fußball spielenden Länder Europas zu. Denn nach der Europameisterschaft vor zwei Jahren in Portugal sind sie im Spätsommer 2004 gleich wieder in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2006 gestartet. Und nun, nach der stimmungsvollen WM-Endrunde in Deutschland, ist der Alltag auf nationaler Auswahlebene wieder die EM-Qualifikation, und zwar für die Endrunde 2008, die dann in Österreich und der Schweiz stattfinden wird.

Der Start in jeden Qualifikationszyklus geht oft einher mit einer Neuformierung des Auswahlkaders. Das ist diesmal auch in der tschechischen Nationalmannschaft der Fall. Vor zwei Jahren kam sie aufgrund von Verletzungen mehrerer Stammspieler nur schwer in Tritt, und in der jetzigen EM-Qualifikation muss sie bereits ohne ihre beiden langjährigen Ikonen Pavel Nedved und Karel Poborsky auskommen. Beide Supertechniker haben im Alter von 34 Jahren ihre Auswahlkarriere für beendet erklärt. Doch die Chance, nun nachzurücken und sich aufzudrängen, haben andere nun genutzt. Allen voran der 29-jährige Libor Sionko, der in der Heimpartie gegen Wales, die Tschechien 2:1 gewann, und beim toll heraus gespielten 3:0-Auswärtssieg in der Slowakei an allen fünf Toren beteiligt war. Im Match mit den Walisern legte er mit David Lafata einem Auswahlneuling beide Treffer auf, und in Bratislava, im hochstilisierten "Bruderduell" mit den benachbarten Slowaken, war er der überragende Spieler auf dem Platz. Die ersten beiden Tore schoss er selbst, und das 3:0 durch Jan Koller bereitete er blendend vor. Kein Wunder also, dass der Stürmer der Glasgow Rangers nach der Begegnung guter Laune war:

Libor Sionko  (Foto: CTK)
"Es war tolles Spiel, mit dem ich maximal zufrieden bin, weil mir einfach alles gelungen ist. Wir haben gut begonnen und uns auch nach meinen beiden Toren noch eine Menge Chancen erarbeitet. Wenn hier der finale Pass noch besser gekommen wäre, hätten wir sogar noch höher gewinnen können. Aber auch mit den drei erzielten Toren sind wir zufrieden."

Nach der für Tschechien mit dem frühen Aus enttäuschend verlaufenen Weltmeisterschaft, und nach dem holprigen Saisonstart - einer 1:3-Niederlage im Freundschaftsspiel gegen Serbien und dem mühevollen 2:1 gegen Wales - waren die tschechische Mannschaft und ihr Trainer Karel Brückner zuletzt hart in die Kritik geraten. So manches Presseblatt munkelte schon, dass die noch vor zwei Jahren in Portugal zu Recht hoch gelobten Kicker nun in Bratislava eine Blamage erleben könnten. Doch die Männer um Kapitän Tomas Rosicky stellten endlich wieder unter Beweis, dass sie das Fußballspielen noch nicht verlernt haben. Und Libor Sionko, der "Held von Bratislava", offenbarte nach dem Spiel, dass man im Team noch längst nicht den Glauben an sich selbst verloren hatte:

Karel Brückner  (Foto: Ondřej Prokop / ČRo)
"Ich habe an uns geglaubt, denn jedes missglückte Spiel gibt einem die Gelegenheit, sich wieder neu zu ordnen. Denn nach einem schlechten Spiel geht man tiefgründiger in die Fehleranalyse und achtet auf Dinge, die man in der Euphorie des Sieges nur allzu gern übersieht. Gerade nach der Niederlage gegen Serbien haben wir uns eingehend mit unserem Spiel befasst: Mit unseren Fehlern in der Abwehrarbeit, beim Umschalten von Abwehr auf Angriff, ja einfach mit allem. Und das hat uns gut getan."

Noch deutlicher als Libor Sionko wurde Tschechiens Torwart Petr Cech, der nach dem Sieg in Bratislava auch auf die vorherige Medienschelte reagierte:

"Wir sind in die Qualifikation gegangen, um nach zwei Spielen sechs Punkte auf dem Konto zu haben. Das haben wir erreicht, und ich denke, dass wir auf dem Platz auf all die Kritik und die aufgekommenen Fragen reagiert haben."

Auf der Pressekonferenz traf man daher zum ersten Mal nach knapp drei Monaten auch auf einen erleichterten Karel Brückner:

Petr Cech  (links) mit Libor Sionko  (Foto: CTK)
"Mir fällt es sicher leichter zu sprechen, als meinem slowakischen Kollegen, denn wir haben ein gutes Spiel gemacht. Ich bin selbstverständlich zufrieden, sowohl mit dem Ergebnis als auch mit unserer Spielweise. Das waren natürlich zwei ganz wichtige Begegnungen für uns zum Auftakt der EM-Qualifikation. Allein schon deshalb, weil wir dabei sind, das Mannschaftsgefüge etwas umzubauen. Die sechs Punkte, die wir gewonnen haben, sind daher nicht nur erfreulich, sondern auch sehr viel versprechend für die Zukunft."

Der slowakische Nationalcoach Dusan Galis hatte demgegenüber natürlich keinen Grund zur Freude, doch er trug die Niederlage mit Fassung:

"Ich gratuliere dem Gegner zum Sieg, der sicher absolut verdient war. Denn meine Mannschaft hat keine gute Leistung geboten, ja ich denke, dass die beiden frühen Tore der Tschechen meine Spieler sehr schnell demoralisiert haben. Sie waren danach einfach psychisch nicht in der Lage, sich gegen die Niederlage zu stemmen. Unser Gegner war jedoch auch sehr gut auf uns vorbereitet, hat ausgezeichnet gespielt, so dass der Sieg der tschechischen Auswahl völlig in Ordnung geht."

In ihrem dritten EM-Qualifikationsspiel trifft die tschechische Mannschaft nun am 7. Oktober in Liberec / Reichenberg auf die Auswahl San Marinos, die vor einer Woche gegen die deutsche Elf mit 0:13 unter die Räder kam. Da haben die tschechischen Kicker die drei Punkte fest eingeplant, bevor sie vier Tage später zu ihrer wohl ersten harten Prüfung nach Irland müssen.


Neben "König Fußball" ist in Tschechien mittlerweile auch der zweite Nationalsport, das Eishockey, wieder in voller Munde. Denn am vergangenen Freitag hat in sieben Eishallen die 14. Saison der höchsten Spielklasse des Landes, der O2-Extraliga begonnen. Und mit von der Partie war auch der erste Österreicher, der in Tschechien spielt. Es ist der 25-jährige Christoph Harand, der vor der Saison von Linz nach Znojmo wechselte. Ihr Auftaktspiel bestritten die Znaimer Adler am Freitag gleich beim amtierenden tschechischen Meister Sparta Prag und unterlagen nur knapp mit 1:2. Christoph Harand, der in dieser Partie nur zweimal eingewechselt wurde, war dennoch nicht ganz unzufrieden:

Wie war es, zum ersten Male wenigstens etwas Extraliga-Luft zu schnuppern und heute hier beim tschechischen Meister spielen zu können?

"Ja, es war auf alle Fälle ein ganz tolles Gefühl, in dieser Halle vor über 6000 Zuschauern zu spielen. Es war eine Superatmosphäre. Für mich bedeutet ein Spiel vor solch einer Kulisse kein absolutes Neuland, da ich mit Österreich schon bei Weltmeisterschaften gespielt habe. Aber es war schon toll, hier auftreten zu dürfen."

Wie ist es eigentlich zu Ihrer Verpflichtung in Znaim gekommen?

"Ich wollte schon vor zwei Jahren in die tschechische Extraliga wechseln. Daher bestehen die Kontakte nach Tschechien auch schon seit zwei Jahren, und ich bin froh, dass es heuer endlich geklappt hat und ich in Znaim spielen kann."

Wie hat es geklappt?

"Es hat sich über einen Freund von mir entwickelt, der viele Leute in Tschechien kennt, darunter auch Spieleragenten. Und über einen solchen Agenten hat es sich soweit entwickelt, dass ich jetzt in Znaim gelandet bin. Und dass ich gerade nach Znaim gekommen bin, ist insofern angenehm, da ich in Wien lebe und Znaim von dort aus nach zirka einer Stunde Autofahrt zu erreichen ist."

Wie kommen Sie mit den tschechischen Teamkollegen klar? Ich habe gehört, dass Sie auch ein wenig Tschechisch sprechen...

"...ja, ich kann die Sprache ein bisschen. Ich würde nicht sagen perfekt, aber ich kann mich unterhalten und ich habe auch keine Verständigungsprobleme mit den Jungs. Die Jungs haben mich gut aufgenommen, also kann ich schon sagen: Es passt!"

Und war es auch eine Maßgabe von Znaim gewesen, zu sagen: Also, wenn wir schon einen Österreicher verpflichten, dann kommen bestimmt auch einige Ihrer Landsleute öfters mal über die Grenze, um sie anzufeuern?

"Ja, ich hoffe doch, dass ein paar österreichische Fans kommen werden. Nun, bei den Vorbereitungsspielen waren einige schon in Znaim in der Halle, auch wenn es nur eine Handvoll war. Aber ich habe mich irrsinnig darüber gefreut, dass sich österreichische Fans mit mir freuen und sie ebenso unser Team, die Znaimer Adler unterstützen."

Auch wir werden den Weg des österreichischen Nationalspielers in Tschechien weiter verfolgen und zu gegebener Zeit noch einmal mit ihm sprechen.

Autor: Lothar Martin
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