Tschechiens Fußballer werden nach Sieg in München als EM-Geheimfavorit gehandelt

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Vor einer Woche hat die tschechische Fußball-Nationalmannschaft die Münchner Allianz Arena gestürmt. Gegen Gastgeber Deutschland hat sie mit einem toll heraus gespielten 3:0 nicht nur den höchsten jemals im Nachbarland errungenen Sieg erzielt, sondern sich damit auch frühzeitig für die EM-Endrunde qualifiziert. Und so "ganz nebenbei" hat sie sich damit auch wieder nachdrücklich als einer der Geheimfavoriten für das EM-Turnier empfohlen...

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"Es ist das Topspiel in unserer Qualifikationsgruppe, und es muss das Ziel unserer Mannschaft sein, als Erster ihrer Gruppe zur EM-Endrunde zu kommen. Ein Sieg über die starken Tschechen würde ihr Selbstvertrauen weiter stärken."

Das waren die Worte von keinem anderen als der "Lichtgestalt des deutschen Fußballs", Franz Beckenbauer, vor dem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen die tschechische Nationalmannschaft am Mittwoch vor einer Woche in München. Nach den tollen Vorstellungen der deutschen Vertretung während und nach der Weltmeisterschaft im eigenen Land sollte mit einem weiteren Sieg über Tschechien untermauert werden, was der deutsche "Fußballkaiser" schon in die Welt posaunte: Deutschland ist der Favorit auf den Europameistertitel!

Die tschechische Mannschaft war aber nicht nach München gereist, um dem selbsternannten EM-Favoriten die zum Gruppensieg erforderlichen Punkte quasi auf dem Silbertablett zu servieren. Mitnichten! Die Schützlinge von Trainerfuchs Karel Brückner brauchten selbst noch Punkte, um sich ebenso frühzeitig für die EM-Endrunde zu qualifizieren. Und sie hatten nach der 1:2-Hinspielniederlage in Prag viel mediale Prügel einstecken müssen über die Art und Weise, wie sie die Heimpleite anschließend "verarbeitet" hatten. Daher hatten sie sich im österreichischen Seefeld sehr konzentriert auf die Partie in München vorbereitet, was kurz nach Spielbeginn bereits erste Früchte trug:

Torhüter Timo Hildebrand und Jan Koller  (Foto: CTK)
Diese Stimmung kam dann auch auf, doch einzig und allein im Team der Gäste und ihrer in großer Zahl mitgereisten Fans. Die tschechische Mannschaft beließ es nämlich nicht dabei, das frühe Führungstor zu verwalten, sondern mit blitzsauber vorgetragenen Kontern traf sie auch noch zum 0:2 und zum 0:3-Endstand. Tschechien gewann also sensationell hoch mit 3:0 beim großen Nachbarn. Ein Ergebnis, wie es zuvor nicht einmal die große tschechoslowakische Elf, die 1962 bei der WM in Chile erst im Finale an Brasilien scheiterte, erzielt hatte. Im April 1964 hatte diese Mannschaft die Deutschen in Ludwigshafen mit 4:3 bezwungen, allerdings "nur" in einem Freundschaftsspiel.

Der Aufsehen erregende 3:0-Sieg von München wurde, wie bereits erwähnt, schon sehr früh eingeleitet - durch das schnelle Führungstor von Sionko in der zweiten Spielminute. Und über dieses Tor wurde auch nach der Begegnung noch viel diskutiert. Zum Beispiel in dem Gespräch, das ich mit dem deutschen Torhüter Timo Hildebrand führen konnte:

Libor Sionko  (Foto: CTK)
Sie konnten heute seit längerer Zeit wieder einmal als Torwart der deutschen Mannschaft auflaufen. War es daher für Sie besonders bitter, dass Sie im Prinzip in der ersten Halbzeit bei den beiden einzigen Chancen der tschechischen Elf zwei Tore kassiert haben?

Hildebrand (fällt gleich ins Wort): "Ich habe heute, glaube ich, keinen anderen Ball halten müssen, denn die Tschechen haben noch einmal an den Pfosten geschossen, ansonsten war fast jeder Ball im Tor."

Würden Sie im Nachhinein in der einen oder anderen Situation vielleicht anders reagieren?

Trainer Karel Brückner  (Foto: CTK)
Hildebrand: "Nee, die Tore fielen alle aus Situationen, in denen sich Torwart und Schütze 1:1 gegenüber stehen, da kannste im Prinzip nichts machen. Klar ist es bitter, wenn man nach langer Zeit wieder einmal für Deutschland spielen darf und dann solch ein Spiel bekommt."

Warum war heute der Wurm drin im Spiel der deutschen Mannschaft? Hat das frühe 0:1 das Team geschockt?

Hildebrand: "Ja, aber vor dem 0:1 haben wir schon viele Fehlpässe gemacht und eine Reihe von Unkonzentriertheiten gehabt. Und das darf nach einer solch kurzen Spielzeit einfach nicht passieren!"

Torschütze Libor Sionko hingegen fand, dass das Führungstor das Spiel noch nicht entschieden habe:

"Selbstverständlich sind die Deutschen nach diesem Treffer etwas mehr unter Druck geraten. Aber ich denke, so ein Team sollte solch ein Gegentor zu Hause durchaus wegstecken können. Aber dann haben wir nach einer wunderbaren Aktion von Marek Matejovsky das 2:0 erzielt, und dieses Tor hat die Gastgeber so getroffen, dass sie keine Antwort mehr parat hatten."

Tschechiens Trainer Karel Brückner aber wollte die Bedeutung des schnellen Auftakttores nicht überbewerten:

"Ein frühes Tor ist natürlich wichtig, aber nicht entscheidend. Ich denke, entscheidend war die Arbeit der ganzen Mannschaft über die gesamten 90 Spielminuten."

Dieser Aussage von Brückner konnte nach dem Spiel in der Allianz Arena auch niemand widersprechen.


Petr Cech  (Foto: CTK)
Mit dem klaren Sieg in München hat sich die tschechische Fußball-Nationalmannschaft zum vierten Mal in Folge für eine EM-Endrunde qualifiziert. Eine Tatsache, die auch Tschechiens Rekordtorschütze Jan Koller herausstrich, als man ihn danach fragte: Wie ist die EM-Qualifikation aus Ihrer Sicht verlaufen?

"Erfolgreich! Wir haben uns für die Endrunde der Europameisterschaft qualifiziert. Sicher, wir hatten während der Qualifikation einige Formschwankungen, die einer Sinuskurve glichen. Wir hatten gut begonnen, im Frühjahr waren wir dann in einer kleinen Krise, zuletzt aber haben wir gute Spiele vor allem gegen Irland und jetzt gegen Deutschland abgeliefert. Man bewertet das Ganze zwar immer erst am Ende der Qualifikation, aber: Wir haben uns für die Endrunde qualifiziert, und das ist ein Erfolg."

Libor Sionko schob nach, dass er und seine Teamkollegen trotz einiger schwächerer Vorstellungen immer an die eigene Stärke geglaubt haben:

Jan Koller  (Foto: CTK)
"Wir wissen, dass wir ein sehr gutes Team haben. Auch wenn wir im Frühjahr nicht immer die besten Leistungen geboten haben, wir waren stets von uns überzeugt. Und dass wir unsere Stärke gerade jetzt in den schweren Qualifikationsspielen gezeigt haben, das zeugt von der Qualität des Teams."

Von der Qualität seiner Mannschaft ist auch Torwart Petr Cech überzeugt. Auf die Frage, ob man die tschechische Elf nun auch wieder im Kampf um die Europameisterschaft auf der Rechnung haben müsse, antwortete der 25-Jährige:

"Also momentan schon. Wir werden sehen, wie lange bei jedem die gute Form anhält und ob alle gesund bleiben. Wenn das der Fall ist, dann können wir wieder an bessere Zeiten denken."

Um zu erklären, was er unter "besseren Zeiten" verstehe, ergänzte Cech:

"Eigentlich will ich damit sagen, dass wir wieder zu dem Standard zurückkehren, den wir bei der EM-Endrunde 2004 geboten haben, wo uns fast jeder die Rolle des Hechtes im Karpfenteich zubilligte. Wenn wir also gesund und als Team zusammen bleiben, dann wird man uns sicher auch diesmal in dieser Rolle sehen. Ich denke, dass wir dann auch erfolgreich spielen werden."

Autor: Lothar Martin
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