Tschechiens Sozialdemokraten verlieren Prozess und müssen eisern sparen
Im Herbst wird in Tschechien wieder gewählt. Dann stehen die Wahlen zu den regionalen Kreisverwaltungen und für den Senat an. Die Porträts der sozialdemokratischen Spitzenkandidaten wird man diesmal aber wohl nicht auf großflächigen Außenplakaten oder Schaufensteraushängen sehen. Denn die Regierungspartei muss sparen. Sie hat den Prozess gegen einen ehemaligen Rechtsanwalt verloren und muss bis Montag umgerechnet 12,5 Millionen Euro an ihn zahlen.
„Wir werden die Betriebskosten senken. Das heißt, wir werden uns die ständig anfallenden Ausgaben anschauen und werden versuchen, diese Kosten zu verringern.“
Dazu ergänzte der Parteivize für Finanzen, Martin Starec:
„Die Gesamteinsparung beträgt 55 Millionen Kronen, das heißt alle Ausgabenkürzungen im Haushalt des Jahres 2016. Das ist ein realistischer Ansatz.“
Doch diese Kürzungen im Jahresetat werden nicht ausreichen, um den Kredit zu stemmen. Daher haben die Sozialdemokraten bereits ähnliche Einsparungen auch für das nächste Jahr geplant. Zudem sollen die Mitglieder noch mehr zur Kasse gebeten werden, durch eine Sonderumlage oder aber durch Spenden. Der Sozialdemokrat und Kreishauptmann von Südmähren, Michal Hašek:„Die Spende ist eine freiwillige Angelegenheit. Die Spendenaktion wird ähnlich verlaufen wie seinerzeit, als ein Teil des Nationaltheaters abgebrannt ist. Damals hat man die Spenden gewissermaßen mit dem Hut gesammelt.“
Finanziell steckt die stolze Volkspartei ČSSD derzeit also in ernsten Schwierigkeiten. Doch wer ist eigentlich für diesen Missstand verantwortlich? Die Spur führt zurück auf den ehemaligen Parteivize Ivo Svoboda, der den Vertrag mit Altner 1997 aufgesetzt hat. Unterschrieben wurde er vom damaligen Parteichef, dem amtierenden Staatspräsidenten Miloš Zeman. Der ehemalige Parteivorsitzende Jiří Paroubek bestätigt dies:„Er hat die Sozialdemokraten zu der Zeit geführt, als der Vertrag unterzeichnet wurde, und er hat ihn persönlich unterschrieben. Und er war es auch, der den Prozess gegen Doktor Altner begonnen hat, und zwar mit seiner Auffassung, die alle Parteimitglieder zu respektieren hatten.“
Miloš Zeman aber will heute von alledem nichts wissen. In einem öffentlichen Statement prangerte er vielmehr alle seine Nachfolger an, nach ihm in dieser Angelegenheit nichts getan zu haben. Nur so konnte die Summe, um die vor Gericht gestritten wurde, auch so gewaltig ansteigen. Vielleicht ist diese Causa neben Zemans im Jahr 2003 gescheiterter Präsidentschaftskandidatur aber einer der Gründe, weshalb die ČSSD und ihr ehemaliger Parteichef seit 13 Jahren getrennte Wege gehen.