Tschechiens Staatsoberhaupt in Israel: Klare Geste der Unterstützung
Der tschechische Staatspräsident Petr Pavel hält sich seit Montag zu offiziellem Besuch in Israel auf. Tschechien steht hinter dem Land, so das zentrale Signal der Reise. Dennoch äußerte Pavel auch vorsichtige Sorge über die zivilen Opfer im Gazastreifen.
Präsident Petr Pavel hat israelischen Politikern die Unterstützung Tschechiens im Kampf gegen die Terroristen der radikalen Hamas-Bewegung zugesichert. Am Auftakt seiner Visite sagte er vor Journalisten:
„Die Tschechische Republik steht klar hinter Israel und seinem Recht auf Selbstverteidigung gegen den Terrorismus. Es ist ganz offensichtlich, dass das, was am 7. Oktober geschehen ist, ein absichtlich barbarischer Angriff war, mit dem man eine möglichst harte Reaktion Israels hervorrufen wollte.“
In Jerusalem traf Pavel am Montag mit seinem Amtskollegen Yitzhak Herzog zusammen. Herzog betonte bei dem Anlass, der jüdische Staat vertrete westliche Werte und wehre einen Angriff ab, dem Europa sonst selbst ausgesetzt wäre. Der tschechische Präsident brachte seine Unterstützung für Israel zum Ausdruck, erwähnte aber auch die Opfer in der Zivilbevölkerung.
„Wir sind über die zivilen Opfer besorgt. Auf beiden Seiten haben Zivilisten das gleiche Recht, geschützt zu werden. Und offen gesagt, die Bilder von Kindern, die aus den Trümmern gezogen werden, verändern die weltweite Meinung. Auf Grundlage solcher Bilder entsteht das Narrativ, dass die Palästinenser die Opfer und die Israelis die Täter seien. Man sollte sich selbst und die Weltbevölkerung daran erinnern, wer die Leidtragenden des 7. Oktobers waren und wie alles begonnen hat.“
Die beiden Spitzenpolitiker sprachen auch über die Nachkriegsorganisation der Region. Nach der Ansicht von Präsident Pavel sollte dieses Problem so schnell wie möglich angegangen werden:
„Ich bin der Meinung, dass parallel zu der laufenden Militäroperation ein Prozess beginnen sollte, der zur Entstehung einer regionalen Koalition auf Grundlage arabischer Staaten führen würde. Diese Gruppierung würde sich dann an der Verwaltung des Gazastreifens beteiligen.“
Eine solche Lösung könnte so lange angewandt werden, bis die Palästinenser selbst in der Lage wären, den Gazastreifen zu verwalten, so Pavel.
Der tschechische Präsident informierte israelische Politiker auch über die konkrete Hilfe seitens Prags in Höhe von rund 400.000 Euro. Im Anschluss an die Gespräche sagte er vor Journalisten:
„Ich bin sehr froh, dass sich Tschechien den humanitären Bemühungen angeschlossen hat. Ich freue mich, dass die Regierung beschlossen hat, insgesamt zehn Millionen Kronen für humanitäre Hilfe bereitzustellen. Diese Summe wird zu gleichen Teilen verteilt. Fünf Millionen Kronen gehen über das Weltlebensmittelprogramm an die Bewohner des Gazastreifens und fünf Millionen Kronen erhalten israelische medizinische Organisationen.“
In Jerusalem führte Pavel weiter Gespräche mit Vertretern des Kriegskabinetts, Premier Benjamin Netanjahu und Minister Benjamin Gantz und traf mit Angehörigen der entführten Israelis zusammen.
Der Besuch von Präsident Petr Pavel ist bereits die fünfte Visite eines tschechischen Spitzenpolitikers in Israel seit dem Angriff am 7. Oktober. Laut Irena Kalhousová, der Leiterin des Herzl-Zentrums für israelische Studien an der Prager Karlsuniversität, hat die Tschechische Republik erneut bewiesen, dass sie Israel unterstützt, auch wenn die Situation schwierig ist:
„Unmittelbar nach dem Massaker der Hamas haben sich die internationalen Spitzenpolitiker in Israel die Klinke in die Hand gegeben. Aber in letzter Zeit hat die Kritik an Israel wegen der Härte der Vergeltungsmaßnahmen im Gazastreifen zugenommen. Wir haben deshalb erlebt, dass viele Staats- und Regierungschefs aus Europa, aber auch etwa aus Kanada, Israel kritisiert haben. Die Tatsache, dass Präsident Pavel nun zu diesem Zeitpunkt in das Land reist, ist eine klare Geste seitens Tschechiens.“
Auf seiner Visite wird Petr Pavel auch von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Zu den interessantesten Projekten zählte er etwa die Ausschreibung für die Lieferung von Zügen für die neu gebaute Strecke von Haifa nach Nazareth und die Lieferung von Waffensystemen. In Beerscheva unterzeichnet er am Dienstag eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der Cybersicherheit. Am Dienstagabend reist das Staatsoberhaupt nach Katar, dort setzt Pavel seinen Nahost-Besuch fort.