Tschechiens Tennisdamen bestehen in Singapur und wollen nun den Fed Cup
Im professionellen Tennissport hat die Tschechische Republik seit Jahr und Tag einiges zu bieten. Besonders dank der Frauen. In den zurückliegenden vier Jahren haben sie den Fed Cup dreimal gewonnen, bei den jüngsten WTA Tour Championships in Singapur waren sie mit nicht weniger als vier Spielerinnen vertreten. Ein Pokalsieg sprang zwar nicht heraus, doch schon in knapp zwei Wochen können sie wieder Geschichte schreiben. Am 14. und 15. November empfangen Petra Kvitová & Co. das Team Russlands zu einem weiteren Finale des Fed Cups.
Dieser Stolz kommt nicht von ungefähr, die heutige US-Bürgerin ist schließlich in der damaligen Tschechoslowakei aufgewachsen. Navrátilová hat das Spiel mit dem Tennisschläger in ihren Geburtsort Řevnice erlernt und es in ihrer Karriere auf insgesamt 59 Grand-Slam-Titel (18 Einzel, 31 Doppel, 10 Mixed) gebracht. Im Damen-Einzel stand die inzwischen 59-Jährige insgesamt 331 Wochen lang auf Platz eins, Navrátilová zählt damit zu den erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten. Daher ist sie stolz, an der bereits über Jahrzehnte währenden Erfolgsgeschichte der tschechischen Tennisdamen mitgeschrieben zu haben:
Navrátilová: „Es ist unglaublich, welch phantastische Position das tschechische Tennis einnimmt. Bei den Männern ist Tomáš Berdych zwar allein auf weiter Flur, doch die Frauen spielen hervorragendes Tennis. Das macht mich stolz.“
„Als ich aktiv spielte, da waren da noch Hana Mandlíková, Helena Suková und etwas später auch Jana Novotná. Diese Spielerinnen hatten alle das Zeug, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Das ist ihnen auch mehrfach gelungen. Für ein Land, in dem nur zehn Millionen Menschen leben, oder aber zusammen mit der Slowakei vielleicht 14 Millionen Menschen, ist das unglaublich. Zudem ist da noch die Schweizerin Martina Hingis, die tschechische beziehungsweise slowakische Wurzeln hat. Wenn man folglich in die Geschichte schaut, dann gab es kaum eine Epoche, in der nicht irgendeine Tschechin einen Titel gewonnen hat.“
Den nächsten Erfolg einer Tschechin hätte Navrátilová sehr gern in Singapur gesehen, zumal ihr Heimatland mit der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitová und der diesjährigen French-Open-Finalistin Lucie Šafářová im Einzel zwei heiße Eisen im Feuer hatte. Andererseits aber waren dies auch zwei Spielerinnen, die wegen längerer Erkrankungen nicht gerade in Bestform zum Turnier anreisten. Kvitová beeinträchtigen seit dem Frühjahr die Auswirkungen des Pfeifferschen Drüsenfiebers, Šafářová lag ab Mitte September wegen einer bakteriellen Infektion für mehrere Tage in einem Krankenhaus ihrer Heimatstadt Brno / Brünn. Deswegen wurde vor dem Turnier in Singapur auch immer wieder dieselbe Frage gestellt: Wie fit sind die beiden tschechischen Top-Spielerinnen eigentlich? Die 25-jährige Kvitová gab darauf diese Antwort:
„Zu Ende der vergangenen Saison war ich ziemlich saft- und kraftlos. Ich wollte daher, dass es schnell vorbei ist und ich nach Hause fliegen kann. In diesem Jahr fühle ich mich ganz gut. Es ist zwar nicht alles wunderbar, doch meine Energie und Lust auf das abschließende Turnier sind besser als vor einem Jahr.“Davon war jedoch zum Turnierauftakt wenig zu sehen. Ihr erstes Spiel in Singapur verlor Kvitová gegen Angelique Kerber aus Deutschland in zwei Sätzen mit 2:6 und 6:7. Danach traf sie im direkten Duell auf ihre Landsfrau Lucie Šafářová, die ebenso mit einer Niederlage gestartet war. Šafářová unterlag Garbiñe Muguruza aus Spanien mit 3:6 und 6:7. Im Aufeinandertreffen der beiden Tschechinnen musste sich also zeigen, welche von ihnen mit den besseren Chancen in die Abschlussspiele der Gruppenphase gehen konnte. Es war Petra Kvitová, die das Duell der beiden Freundinnen mit 7:5 und 7:5 gewann. Doch dieser Sieg sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, erklärte sie anschließend:
„Es war ein schweres Match. Lucie hat wirklich gut gespielt. Ich habe mich bemüht, aggressiv zu sein, denn sonst kann man Lucie nicht beikommen. Wenn ich nur etwas zurückgesteckt hätte, dann hätte ich wohl meine Sachen packen und nach Hause fahren können.“Dieses Schicksal aber drohte nun nach der zweiten Niederlage ihrer Landsfrau. Nachdem Kvitová dann ihr letztes Gruppenspiel gegen die Spanierin Muguruza in drei Sätzen verloren hatte, wurde es auch zur Gewissheit: Šafářová geht ohne Chance auf das Weiterkommen in ihre letzte Einzelpartie gegen Angelique Kerber. Der Deutschen hingegen hätte bereits ein Satzgewinn genügt, um beide Tschechinnen aus dem Rennen zu werfen. Doch dieser Fall trat nicht ein. Šafářová ließ keinerlei Enttäuschung durchblicken, sondern schwang sich noch einmal zu einer tadellosen Leistung auf. Sie bezwang Kerber in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:3. Nach ihrer Genesung hatte Šafářová sechsmal am Stück verloren, daher kostete sie den Genuss des ersten Sieges auch aus:
„Ich war traurig, dass ich nach meiner Krankheit nicht richtig in Form kam. Ich habe immer verloren, auch wenn ich mich angestrengt habe. Daher sagte ich mir: So darf das hier nicht enden in dieser tollen Woche, auf die ich mich so gefreut habe. Also wollte ich zumindest alles wieder in eine positive Richtung umkehren, und das ist mir bestens gelungen.“
Das geschah auch zur Freude ihrer Landsfrau Petra Kvitová, die dadurch weiter im Rennen blieb. Dazu Lucie Šafářová:
Šafářová: „Es ist schön, dass ich Petra damit ins Semifinale verholfen habe. Das ist Balsam für die Seele.“
„Es ist schön, dass ich Petra damit ins Semifinale verholfen habe. Das ist Balsam für die Seele.“
Petra Kvitová dankte es ihrer Landsfrau mit einer starken Vorstellung im Halbfinale, in dem sich die Linkshänderin gegen die russische Top-Spielerin Maria Scharapowa nach zwei Sätzen durchsetzte. Im Endspiel allerdings fand Kvitová in Agnieszka Radwanska ihre Meisterin. Die Polin gewann mit 6:2, 4:6 und 6:3 und sicherte sich erstmals die WTA-Trophäe. Ihre Kontrahentin musste dagegen zum ersten Mal bei einem Top-Turnier das bittere Gefühl einer Finalniederlage auskosten. Damit aber konnte sie sich relativ gut abfinden:
„Für meine heutige Leistung muss ich mich nicht schämen. Ich denke, es war ein gutes Spiel. Meine Gegnerin war allerdings in den Abschlüssen unserer Ballwechsel besser, da war heute nichts zu machen. Dennoch glaube ich, dass das Finale ein schöner Abschluss meiner diesjährigen Saison im Einzelwettbewerb war.“Jetzt aber freut sich Kvitová bereits auf den Jahreshöhepunkt im Teamwettbewerb. Es ist das Finale um den begehrten Fed Cup, das am übernächsten Wochenende in Prag ausgetragen wird. Dann treffen Tschechien und Russland aufeinander. Dabei will Maria Scharapowa auch Revanche nehmen für ihre Halbfinalniederlage von Singapur. Petra Kvitová aber hält dem entgegen:
Kvitová: „Für Tschechien spielen ich und meine Mitspielerinnen sehr gern. Ich bin überzeugt, dass die Atmosphäre wieder super sein wird und dass der Pokal erneut bei uns zu Hause bleibt.“
„Für Tschechien spielen ich und meine Mitspielerinnen sehr gern. Ich bin überzeugt, dass die Atmosphäre in der Prager Arena wieder super sein wird und dass der Pokal erneut bei uns zu Hause bleibt.“