Tschechiens Topsportler ziehen Bilanz und freuen sich schon auf Athen

Zum Abschluss unserer Sendung hören Sie nun wieder den Sportreport. Und in diesem führt Lothar Martin ebenfalls eine Art abschließende Betrachtung, nämlich zum ausklingenden Sportjahr 2003. Hierbei ist es ihm gelungen, einige mehr oder minder sehr erfolgreiche tschechische Sportler ebenso wie eine vom Verletzungspech verfolgte Athletin für Radio Prag ans Mikrofon zu kriegen. Also, bleiben Sie dran!

Nur noch gut ein Monat bis zur Jahreswende und das bedeutet natürlich, dass sich auch das Sportjahr 2003 langsam aber sicher seinem Ende zuneigt. Es ist daher wieder einmal Zeit Bilanz zu ziehen und vorauszublicken auf kommende Aufgaben. Und das kommende Jahr hat es für die besten Sportler unseres Kontinents bzw. unseres Planeten durchaus in sich, denn neben der Eishockey-Weltmeisterschaft vom 26. April bis 9. Mai in Tschechien und der Fußball-Europameisterschaft im Juni in Portugal, für die sich auch die tschechische Nationalmannschaft sehr souverän qualifiziert hat, steht im August das sportliche Topevent an sich des kommenden Jahres an - die Olympischen Sommerspiele in Athen. Bilanz und Ausblick, das war daher am Dienstag auch das Motto einer großen Pressekonferenz in Prag, bei der sich die derzeit besten tschechischen Sportlerinnen und Sportler den Medien stellten und ihnen Rede und Antwort standen.

Stepánka Hilgertová  (Foto: www.ceskasportovni.cz)
Eine der größten Medaillenhoffnungen der Tschechischen Republik für Athen ist die zweifache Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin im Wildwasser-Kanuslalom, Stepánka Hilgertová. Nachdem es im vergangenen Jahr nicht so recht lief bei ihr und sie bei der Europameisterschaft in Bratislava nur den für sie etwas bescheidenen dritten Platz im K 1-Wettbewerb der Damen belegen konnte, schlug sie in diesem Jahr gleich doppelt zu: Im deutschen Augsburg wurde sie Weltmeisterin sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftskonkurrenz. Deshalb war ihr die Freude auch besonders anzumerken, als ich sie fragte, was ihr diese beiden Medaillen bedeuten.

"Nun, ich denke, dass ich noch nie ein völliger Maximalist war, denn ich habe immer zunächst nur über mich selbst und meine Ergebnisse in der Einzelkonkurrenz nachgedacht. Als es daher auch im Team zur Goldmedaille gereicht hat, war das sozusagen das Sahnehäubchen für mich in dieser Saison. Und obwohl das individuelle Ergebnis stets höher eingeschätzt wird, so muss ich sagen, dass ich mich über den Teamerfolg riesig gefreut habe. Es ist ja wohl auch etwas anderes, wenn man als zweifache Weltmeisterin gefeiert wird und nicht nur als einmalige. Das klingt doch schon eine ganze Stufe besser...",

...erwiderte mir die 35-jährige, sympathische und äußerst zierliche Stepánka Hilgertová mit einem verschmitzten Lächeln. Als ich sie auf die kommende Saison angesprochen habe, wich ihr zunächst strahlendes Gesicht jedoch einem eher nachdenklichen, denn die griechischen Organisatoren haben derzeit noch erheblich Mühe, alle Olympiastätten rechtzeitig und qualitätsgerecht fertig zu stellen. Unter den noch nicht zu Ende gebauten Sportanlagen befindet sich auch der Wildwasserkanukanal, was auch die Olympiavorbereitung der Titelverteidigerin ziemlich beeinträchtigt:

"Uns ärgert das schon etwas, dass der Wildwasserkanukanal in Athen noch nicht fertig ist, da wir dort halt noch nicht trainieren können. Athen, das werden meine vierten Olympischen Spiele sein, und bei jeder meiner vorangegangenen Olympiaden war die Wettkampfstrecke bereits ein- bis anderthalb Jahre vorher fertig, also es war uns dort mehr oder weniger möglich, unbegrenzt zu trainieren. Und so hatte ich mir auch von Athen versprochen, dass ich bei dem dort vorherrschenden milden Klima jetzt auch im Winter intensiv trainieren und mich auf die Olympiade vorbereiten kann. Die noch nicht vorhandene Strecke hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, und daher ist es zurzeit schwer zu planen, wie mein Training für die kommende Saison aussehen wird."

Sorgen ganz anderer Art hat Ludmila Formanová, die Leichtathletik-Weltmeisterin über die 800-m-Strecke der Damen, die sich in diesem Jahr der bereits dritten Operation in ihrer sportlichen Karriere unterziehen und daher die gesamte Saison abschreiben musste. Am Dienstag sprach sie dann ganz offen auch darüber, mit welchen Problemen sie sich vor und nach dem geglückten chirurgischen Eingriff konfrontiert sah:

"Vor dem eigentlichen Eingriff in meinen Rücken habe ich mich nicht gefürchtet. Aber ich wusste andererseits damals auf Grund meiner Erfahrungen mit der früheren Knöchel-Operation schon, wie schwer es danach ist, wieder zurückzukommen. Als ich mir dies alles wieder vor Augen führte, war mir ganz mies, denn man muss nach einer OP quasi wieder bei Null, also ganz von vorn anfangen. Wegen der Unsicherheit, ob ich es jemals wieder packen werde, war ich psychisch ziemlich am Boden."

Heute sieht es zum Glück schon wieder etwas rosiger aus für die 29-jährige hübsche Ludmila, die sich unbedingt für das Olympiafest in Athen qualifizieren möchte. Aber dass dies angesichts ihrer Ausgangslage nicht leicht werden wird, dessen ist sie sich durchaus bewusst:

"Nun, nach all dem, was ich schon hinter mir habe, sage ich ganz offen: Ich wäre froh, wenn ich überhaupt in Athen dabei sein könnte, denn es ist immer schwierig, die Zwei-Minuten-Grenze zu unterbieten und damit die Qualifikationsnorm zu schaffen. Wenn ich dann dabei wäre und in den olympischen Endlauf gelangen würde, dann wäre ich sehr zufrieden. Denn einen olympischen Endlauf habe ich bisher noch nicht bestritten und Athen wäre bereits meine dritte Olympiade."

Ein Start in Athen, das wäre ebenso die dritte Olympiateilnahme für Jirí Novák, den derzeit besten Tennisspieler der Tschechischen Republik. Mit seiner diesjährigen Saison ist der 28-jährige ziemlich zufrieden, denn es stehen für ihn einige Erfolge zu Buche, die er mir wie folgt schilderte:

"Also im Einzel waren das ganz bestimmt der Sieg in Gstaad und nach diesem der zweimalige Finaleinzug in Dubai und in Schanghai. Das waren in der Tat Superergebnisse für mich, bei denen ich eine ganze Reihe von hervorragenden Spielern bezwungen habe. Und was die Mannschaftskonkurrenz anbelangt, da sind vor allem meine fünf Siegpunkte im Davis Cup zu nennen. Das war, so denke ich, einen Husarenstück, doch leider ist es uns nicht gelungen, in der ersten Runde einen Punkt mehr zu gewinnen, dank dem wir dann hätten in der Weltgruppe spielen können. Die Saison war für mich voll gepackt mit Turnieren, ich habe als Zwölfter der Weltrangliste abgeschlossen, und das ist für mich ein riesiger Erfolg."

Ein riesiger Erfolg wäre es für Novák außerdem, wenn er in Athen eine Medaille gewinnen würde. Denn genau so wie Mittelstrecklerin Ludmila Formanová kann er sich bei den Olympischen Spielen eigentlich nur verbessern.

"Also wenn ich mich für die Olympischen Spiele in Athen qualifizieren sollte, dann wäre das mein dritter Olympiastart, was ich sehr schätzen würde. Aber leider ist mir bei einer Olympiade noch nicht viel gelungen. Noch nie habe ich ein gutes Ergebnis erzielt, daher hoffe ich sehr, dass aller guten Dinge drei sind und dass mir diesmal etwas mehr gelingen wird. Die Olympiade beginnt zwar erst in ca. einem Dreivierteljahr, doch ich werde alles tun, damit ich 100-prozentig vorbereitet sein werde. Aber ich denke, dass Athen für jeden Sportler der Jahreshöhepunkt sein wird - ach was sage ich, die Olympiade wird ein Höhepunkt in meiner Karriere sein, denn sie findet ja immer nur aller vier Jahre statt."

So ist es. Und auch wir, die Konsumenten des internationalen Spitzensports können uns also bereits jetzt schon auf die großen Sportereignisse des kommenden Jahres freuen. In diesem Sinne, bleiben Sie fit und treiben Sie zumindest hin und wieder auch selbst ein wenig Sport.