Tschechisch gesagt: Kafkárna
Obwohl er auf Deutsch schrieb, hat Franz Kafka den tschechischen Wortschatz bereichert, wenn auch nicht durch sein eigenes Zutun, sondern erst nachträglich.
Sowohl das Tschechische als auch das Deutsche kennen das Adjektiv kafkaesk – kafkovský, das nach dem Schriftsteller Franz Kafka benannt wurde. Damit wurden ursprünglich literarische Textmerkmale Kafkas bezeichnet, später hat sich die Bedeutung aber auch außerhalb der Literatur verbreitet.
Auch im Tschechischen gibt es einen Ausdruck, der auf Kafka zurückgeht, nämlich – kafkárna. Beschrieben werden damit absurde – absurdní Situationen, Umstände und Handlungen, beziehungsweise etwas, das sinnlos – nesmyslný, unlogisch – nelogický, rätselhaft – záhadný, chaotisch – chaotický, bedrohlich – hrozivý und hoffnungslos – bezvýchodný ist. Der Mensch in einer solchen Situation erlebt Unsicherheit – nejistota, Entfremdung – odcizení und Ausgeliefertsein – vyřazenost. Manchmal wird das Wort – kafkárna auch für überbordende Bürokratie – byrokracie verwendet.
Mit dem Suffix -árna werden im Tschechischen in der Regel Bezeichnungen für Orte gebildet, die etwas Bestimmtes kennzeichnet. In einem Café – kavárna wird Kaffee serviert, in einer Konditorei – cukrárna werden Süßigkeiten angeboten, in einem Kinderwagenraum – kočárkárna werden Kinderwagen abgestellt und in einem Stromwerk – elektrárna wird Strom produziert. Wörter, die auf -árna enden, bezeichnen zudem – meistens umgangssprachlich und leicht abwertend – bestimmte Situationen oder Handlungen. Die Lumperei ist eine – lumpárna, eine snobistische Veranstaltung eine – snobárna und eine vulgäre Äußerung eine – sprosťárna. Und gerade in diese zweite Gruppe reiht sich auch die – kafkárna ein. Auf Wiederhören! Na slyšenou!