Tschechisch im Wienerischen
Im heutigen Sprachkurs fahren wir nach Wien. Der Einfluss des Tschechischen im Wienerischen ist unumstritten.
Außerdem riecht es überall nach Quarktaschen – Topfenkolatschen– tvarohové koláče und Hefegebäck mit Zwetschgenmus – Buchteln mit Powidl– povidlové buchty. Erwachsene essen in der kalten Jahreszeit auch gerne mal Hammelfleisch – Schöpsenfleisch– skopové mit Bohnen – Fisolen– fazole und Meerrettich – Kren– křen. Ein paar der Kinder weinen aber schon – placn– plakat, weil die Eltern nach Hause gehen wollen. Heftig wehren sie sich. Da seufzen die Eltern ergeben und meinen „Nagut, Schetzkojedno“, also „Na gut, egal“. Auf Tschechisch: všecko jedno.
Ein kleiner Spitzbub hat sich vor seinen Eltern versteckt. Der Bengel wird in Wien bezeichnet als Halawachl, abgeleitet vom tschechischen halama. Er lutscht – zuzelt– cucat zufrieden an seinen Bonbons – Zuckerl– cukrátko und an seiner Schokolade – Tschoklad– čokoláda, während sein Vater böse nach ihm ruft: „Du Strizzi! komm sofort her!“ Ein Strizzi ist ein ungezogener Junge. Das Wort leitet sich zwar von strýček ab, dieses bezeichnet aber im Tschechischen eigentlich einen Onkel.Manche verstehen den ganzen Unfug nicht. Die Wiener würden es Gschisti-Gschasti nennen. Dieser Ausdruck geht wahrscheinlich zurück auf čistí šašci, im Tschechischen bedeutet das saubere Clowns. Sie wollen ihr Geld nicht für Glitzerzeugs zum Fenster hinauswerfen, mancher Geizhals – Schkrob– škrob ist auch darunter.
Etwas abseits wartet ein junges unbeholfenes Mädchen – Tschapperl, abgeleitet von dem tschechischen Namen Čapek, auf ihre Verabredung. Der Mann, auf den sie wartet, ist sehr schön – ein richtiger Feschak– fešák, der sich aber leider ein bisschen zu viel herumtreibt – auf Lepschi geht– jít na lepší. Das tschechische Wort lepší heißt besser. Auf Wiederhören! Na slyšenou!