Tschechisch im Wienerischen

Kren - křen (Foto: Anna reg, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
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Im heutigen Sprachkurs fahren wir nach Wien. Der Einfluss des Tschechischen im Wienerischen ist unumstritten.

Palatschinke - palačinka  (Foto: Jan Homann,  Wikimedia Commons,  Public Domain)
Auf den Wiener Christkindlmärkten tummeln sich die Menschen. Die Kinder sind begeistert von all den Mehlspeisen und Süßigkeiten: Es gibt Pfannkuchen, auf Wienerisch Palatschinken, auf Tschechisch palačinky. Und zwar mit Aprikosenmarmelade – Marillenmarmelademeruňková marmeláda oder Johannisbeerenkonfitüre – Ribiselmarmeladerybízová marmeláda.

Außerdem riecht es überall nach Quarktaschen – Topfenkolatschentvarohové koláče und Hefegebäck mit Zwetschgenmus – Buchteln mit Powidlpovidlové buchty. Erwachsene essen in der kalten Jahreszeit auch gerne mal Hammelfleisch – Schöpsenfleischskopové mit Bohnen – Fisolenfazole und Meerrettich – Krenkřen. Ein paar der Kinder weinen aber schon – placnplakat, weil die Eltern nach Hause gehen wollen. Heftig wehren sie sich. Da seufzen die Eltern ergeben und meinen „Nagut, Schetzkojedno“, also „Na gut, egal“. Auf Tschechisch: všecko jedno.

Zuzeln - cucat  (Foto: Louisville Images,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0)
Ein kleiner Spitzbub hat sich vor seinen Eltern versteckt. Der Bengel wird in Wien bezeichnet als Halawachl, abgeleitet vom tschechischen halama. Er lutscht – zuzeltcucat zufrieden an seinen Bonbons – Zuckerlcukrátko und an seiner Schokolade – Tschokladčokoláda, während sein Vater böse nach ihm ruft: „Du Strizzi! komm sofort her!“ Ein Strizzi ist ein ungezogener Junge. Das Wort leitet sich zwar von strýček ab, dieses bezeichnet aber im Tschechischen eigentlich einen Onkel.

Manche verstehen den ganzen Unfug nicht. Die Wiener würden es Gschisti-Gschasti nennen. Dieser Ausdruck geht wahrscheinlich zurück auf čistí šašci, im Tschechischen bedeutet das saubere Clowns. Sie wollen ihr Geld nicht für Glitzerzeugs zum Fenster hinauswerfen, mancher Geizhals – Schkrobškrob ist auch darunter.

Etwas abseits wartet ein junges unbeholfenes Mädchen – Tschapperl, abgeleitet von dem tschechischen Namen Čapek, auf ihre Verabredung. Der Mann, auf den sie wartet, ist sehr schön – ein richtiger Feschakfešák, der sich aber leider ein bisschen zu viel herumtreibt – auf Lepschi gehtjít na lepší. Das tschechische Wort lepší heißt besser. Auf Wiederhören! Na slyšenou!