Tschechisch-österreichischer Grenzstreit: Hotelier muss Dach absägen

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Ein absurder Grenzstreit zwischen Tschechien und Österreich hat am Dienstag ein ebenso absurdes Ende gefunden: Hotelier Dietmar Hehenberger ließ an seinem Luxushotel in Guglwald einen maximal 30 cm breiten Streifen des Dachüberhangs absägen, weil auf die tschechische Seite herüberragte. Mehr dazu von Thomas Kirschner.

Hotel Guglwald: Grenze an der Dachrinne - Foto: CTK
Am Anfang der Auseinandersetzungen stand ein Vermessungsfehler der österreichischen Behörden, berichtet Hotelier Hehenberger:

"1995 wurden bei uns in der Gemeinde die Vermessungsdaten digitalisiert. Und da wurden die beiden Grenzsteine hinter meinem Hotel mit einer geraden Linie verbunden. Der Knick, der an dieser Stelle eigentlich in der Grenze ist, ist dabei übersehen worden. Als wir dann gebaut haben, haben tschechische Behörden das bei einer Begehung bemerkt und dann das österreichische Vermessungsamt in Wien benachrichtigt: ´In Guglwald wird gebaut, schaun Sie doch mal nach, da stimmt die Grenze nicht.´"

Ergebnis der Berichtigung: der neue Hotelanbau stand einen dreiviertel Meter näher an der Grenze als geplant, und ein Dachüberhang ragte an einer Stelle gar in den tschechischen Luftraum, berichtet Dietmar Hehenberger:

"Das war auf zwölf Meter Länge - man muss sich ein V vorstellen: in der Breite von null auf 30 Zentimeter und wieder zurück auf null Zentimeter. Es geht also um ein paar Quadratmeter."

Hotelbesitzer Dietmar Hehenberger auf einem Sprung in Tschechien - Foto: CTK
Die Behörden beider Länder hatten zunächst den Abriss des Gebäudes gefordert, schließlich immerhin nur noch die Entfernung des Überhanges nach Tschechien. Von einem weiteren Rechtsstreit sah Hotelier Hehenberger ab; am Dienstag griff er zur Säge. Der Schaden: rund 5000 Euro, der Unternehmer aus eigener Tasche zahlen muss. Der Chef der südböhmischen Landesregierung Jan Zahradnik verurteilt die bürokratische Tragikkomödie:

"Diesen Ausgang halte ich für äußerst unglücklich, fast möchte ich sagen verrückt. Hier im südböhmischen Kreis haben wir sehr gute Beziehungen zu unseren Nachbarn in Ober- und Niederösterreich, und das auf allen Ebenen. Ich fürchte, dass man das, was wir hier in langen Jahren zwischen den Regionen aufgebaut haben, durch so ein bürokratisches Vorgehen leicht wieder zerstören kann. Wenn wir das hier vor Ort hätten regeln können, wäre es so weit nie gekommen."

Bleibt nur eine Frage an Dietmar Hehenberger: Was geschieht mit dem Dachholz, das nun nicht mehr in Tschechien hängt?

"Das bauen wir wieder zusammen und werden es mit einer Erklärungstafel irgendwo im Park anbringen, damit man sich auch in vielen Jahren noch daran erinnert, was hier passiert ist."