Tschechisch-slowakisch-deutsche Gemeinsamkeiten

Manchmal scheint es in Deutschland immer wieder mal notwendig zu erklären, dass es in Tschechien mehr gibt als gutes Bier, Eishockey der Spitzenklasse und den Ex-Dichterpräsidenten Vaclav Havel. Umgekehrt verbinden viele Tschechen und Slowaken mit Deutschland in erster Linie teure Autos und wirtschaftliche Stärke. Was es darüber hinaus noch gibt, versucht eine neue Ausstellung in Leipzig zu zeigen, die Geschichte und Alltag der tschechisch-deutsch-slowakischen Gemeinsamkeiten im Blick hat. Danilo Höpfner berichtet:

Ein einfaches Verhältnis war es nie. Das Verhältnis zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken ist von großer Nähe und tiefen Brüchen geprägt. Spätestens die nationalsozialistischen Verbrechen zerrissen die meisten Gemeinsamkeiten. "Nähe und Ferne. Deutsche, Tschechen und Slowaken" heißt die neue Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Form Leipzig, die heute ihre Tore öffnet, und dem Phänomen einer Nachbarschaft auf die Spur kommen will. Die Besucher durchschreiten in der Ausstellung mehrere, zumeist schwierige Etappen: die Gründung der CSR 1918 und deren vorläufiges Ende durch das Münchner Abkommen, die Machtübernahme der Kommunisten 1948 und die Rolle der DDR im Prager Frühling bis hin zum Sieg der Demokratiebewegung 1989. Doch die Ausstellung heißt nicht umsonst "Nähe und Ferne" und so kommt die Nähe keineswegs zu kurz. Man erfährt näheres über deutsche Emigranten, die in der Tschechoslowakei Zuflucht vor den deutschen Nazis suchten, von DDR-Flüchtlingen, die ihre Situation in der Prager BRD-Botschaft 1989 schildern und nicht zuletzt von Skoda, der wohl bekanntesten und erfolgreichsten tschechisch-deutschen Wirtschaftskooperation.

Als Gerüst für diese Ausstellung haben sich die Initiatoren interessanter Weise für ein Prager Kaffeehaus entschieden. Das Prager Kaffeehaus soll als positives Beispiel der engen Verflechtungen stehen, in dem sich bis 1938 eine multikulturelle Welt entfaltete. Die Ausstellung versucht die Besucher zu "Tischnachbarn" zu machen, Tischnachbarn berühmter Kaffeehausgäste wie Franz Kafka oder Jaroslav Hasek, dem Autoren des "Braven Soldaten Schwejk". Auch dem Langstreckenläufer Emil Zatopek wird man begegnen, in Deutschland besser bekannt als "die Lokomotive von Prag", nicht weit von ihm eine JAWA 350, mehr als ein Motorrad, nämlich seit 1954 weltweiter Exportschlager der Tschechoslowakei. Insgesamt sind rund 800 Originalobjekte zu sehen, darunter auch Film- und Tondokumente, die nicht zuletzt auch das aktuelle Nachbarverhältnis der drei Staaten dokumentieren sollen.

"Nähe und Ferne. Deutsche, Tschechen und Slowaken". Die Ausstellung in Leipzig läuft bis zum 10. September, der Eintritt ist frei. Aus Leipzig, Danilo Höpfner. Sie finden die Ausstellung mitten im Zentrum Leipzigs im Zeitgeschichtlichen Form in der Grimmaischen Strasse 6.